Zweiunddreißig

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Sirius stolperte durch das Loch in der Wand hinein, dicht gefolgt von James.
Von Peter war keine Spur zu sehen, doch, als Remus ein Ziehen an seinen Fesseln bemerkte und hinunterblickte, sah er eine kleine graue Ratte daran knabbern. Er lachte erleichtert auf.

"Moony!", rief James und kam auf ihn zugerannt. Eilig griff er nach den Fesseln und versuchte Peter zu helfen. "June ist auch hier, da hinten unter den Brettern!", sagte Remus, während er sich hin und her wand, um die Seile zu lockern. Sein Fuß war inzwischen befreit. "Tatze, kümmere dich um, June!" Gerade als James sich wieder Remus zuwenden wollte, schlangen sich auf einmal zwei Arme um seinen Hals. James röchelte, stolperte zurück und fiel zu Boden. Phelon unter ihm stöhnte schmerzvoll auf. James versuchte sich aufzurappeln, doch sein Gegner krallte sich in seinen Hals und er fiel zurück. Schließlich endeten beide in einem kämpfenden, keuchenden Knäuel.

Sirius war unterdessen zu den zersplitterten Holzbrettern gerannt, als die Bretter zu zittern begannen und sich aufbäumten. Einer nach dem Anderen fielen die Splitter von der massigen Gestalt Greybacks hinab, als er sich aufrichtete. Sein Gesicht war vor Wut verzogen, in seinen Augen brannte ein Zornfeuer.

Sirius kam schlitternd zum Stehen, dachte nicht groß darüber nach und verwandelte sich fast augenblicklich in den großen schwarzen Hund. Angriffslustig wedelte er mit dem Schwanz und knurrte aus tiefster Kehle. Komm doch, du hässliches Biest! , dachte er sich feixend.

Greyback brüllte und wollte sich auf ihn stürzen, doch plötzlich knickte er mit dem rechten Bein ein und aus dem Brüllen wurde ein Schmerzensschrei. Ein lange Scherbe war ihm in die Wade gerammt worden.

June kroch vollends unter den Brettern hervor, die vor Blut triefende Scherbe des zersplitterten Spiegels noch immer in der Hand. Durch den Lärm und den Tumult war sie wieder bei Bewusstsein und das Adrenalin ließ sie ihre Schmerzen vergessen.

Greyback blickte zwischen dem Hund und dem Mädchen hin und her, unentschlossen, auf wen er sich zuerst stürzen sollte. Unwillkürlich warf er sich auf June. Schreiend viel sie zu Boden, er krallte sich in ihr Bein, riss ihre Haut bis auf den Knochen auf. Sirius eilte ihr zu Hilfe, verbiss sich in seinem Oberschenkel und schaffte es, den schweren Mann von ihr herunterzuziehen.

Schwer atmend schleppte sich June von ihm weg, ihr Bein schmerzte bis ins Unermessliche, doch darauf konnte sie jetzt nicht achten. Sie musste ihren Freunden und ihrem Bruder helfen. Hektisch sah sie sich um, sah ihre Rettung auf dem Boden, mitten im Raum, unbeachtet von allen Beteiligten. Greybacks Zauberstab. In wenigen Schritten, die ihr wegen ihres Beines jedoch fast jegliche Kraft raubten, hatte sie ihn erreicht und griff nach ihm.

"Stopp!", schrie sie so laut sie konnte, doch niemand schien sie zu hören. In der einen Ecke kämpften James und Phelon in einem Knäuel und in der anderen Ecke warfen Sirius und Greyback mit Holzsplittern um sich, wenn sie sich aufeinander stürzten. Remus und Peter waren noch immer mit den Fesseln beschäftigt.
June wusste nur einen einzigen Weg.

"Stupor!", schrie sie, reckte ihren Arm in die Höhe und ein roter Lichtblitzt schoss in die Decke ein. Der Putz an der Decke explodierte und ein Schauer aus Beton und Staub fiel auf sie herab. Doch es wirkte. Vor Schreck stoben die Kämpfenden auseinander.
"June, um Gottes Willen!", rief Remus.

Plötzlich traf sie ein harter Schlag an der Schulter. Greyback hatte ein Stück Holz nach ihr geworfen. Sie schwankte, konnte ihr Gleichgewicht halten, doch der Zauberstab flog ihr aus der Hand und rollte über den hölzernen Boden. Direkt vor Phelons Füße. Im Raum war es mit einem Mal totenstill.

Langsam bückte sich Phelon und hob den Stab auf. James wich zurück. Greyback nutzte den Augenblick der Unachtsamkeit und nahm Sirius in die Mangel, der sich unfreiwillig wieder in einen Menschen verwandeln musste. "Los, Phelon! Töte sie! Töte sie alle!", schrie Greyback.

Schwer atmend starrte Phelon auf den Stab in seiner Hand, die anfing zu zittern. Dann wanderte sein Blick von James, über Remus hin zu June, Sirius und Greyback und wieder zurück, bis er an Remus hängen blieb. Sie starrten sich an. Man sah Phelon an, das sein Hirn ratterte und seine Gedanken rasten.

"Los! Worauf wartest du?!", brüllte sein Onkel wütend. "Bring sie um! Räche dich!"
"Überleg dir gut, was du tust, Noah", sagte Remus nun, bemüht ruhig. "Du bist kein Mörder. Du bist verletzt und wütend, aber du bist nicht grausam."
"Phe - "
"Haltet den Mund!", schrie Phelon plötzlich, "Alle beide! Seid still!"

Seine Augen huschten hektisch und panisch zwischen allen Beteiligten und dem Stab hin und her. Es war mehr als offensichtlich, dass er nicht wusste, was er tun sollte.

"Mir reichts", zischte Greyback und warf Sirius mühelos von sich, der hart gegen einen Balken krachte, "Ich mache es selbst. Hätte mir denken können, dass du es nicht auf die Reihe bekommst!" Er stapfte auf seinen Neffen zu, der jetzt am ganzen Leib zitterte. Phelon schien völlig am Ende seiner Nerven zu sein. Er blinzelte hektisch, sah hin und her. Gerade als Greyback ihm den Stab aus der Hand reißen wollte, brüllte er "Stupor!".

June schrie auf, als Greyback an ihr vorbei durch den Raum flog und gegen die Wand donnerte, die zerbarste wie die erste.
Um nicht von den spitzen Splittern getroffen zu werden, rannte sie auf die gegenüberliegende Wand zu, zu Sirius, der bewusstlos auf dem Boden lag. Schützend warf sie sich über ihn.

Bis sich der Splitterhagel gelegt hatte, war Remus von Peter befreit worden. Als sich der Staub lichtete, sah er zu dem Fleck, an dem er Phelon zuletzt gesehen hatte. Doch er war weg. Er war geflüchtet.

"Verdammt!", fluchte James und deutet auf das durch Greyback entstandene Loch in der Wand, "Er ist auch weg!" Eilig rannte er ihm hinterher, doch vergeblich. Keine Spur von ihm. Wutschäumend kam er wieder zurück. "Das kann doch nicht wahr sein!"

Plötzlich machte es zwei mal Plop und zwei Zauberer in dunkelblauen Umhängen standen wie aus dem nichts vor ihnen. Erschrocken stolperten die Jugendlichen zurück.
"Was ist denn hier los?", fragte die Frau mit streng nach hinten gebundenen, blonden Haaren scharf,
"Wer von euch Kindern ist so unsinnig, dass er ganze zweimal außerhalb von Hogwarts zaubert? Wer?!"

Nachdem sich die Überraschung gelegt hatte, plapperten June, James und Remus komplett durcheinander. "Greyback, er - " "Dieser Mistkerl hat doch wirklich - " "Er ist geflüchtet, wir konnten - " "Ruhe!", keifte die Dame. "Einer nach dem anderen."

June und James überließen schließlich Remus das Reden, da er von ihnen am ruhigsten war. Als er endete sah ihn die blonde Ministeriumsangestellte, die sich als Mrs Fowler vorstellte, an, als hätte Remus ihr erzählt, Greyback wäre mit ihnen zum Mond und zurück geflogen. Es war eindeutig: Sie glaubte ihnen kein Wort.

Mrs Fowler entdeckte nun den noch immer am Boden liegenden Sirius. "Wir sollten ihn wohl mal ins Hospital bringen. Überlegt euch bis dahin eine Geschichte, die man euch abkauft und vergesst diesen Stuss ganz schnell wieder."
Hilflos sahen die drei sich an.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jul 18, 2020 ⏰

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Werewolf's Sister// Rumtreiber FfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt