Acht

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"Leg dich am besten niemals mit den Slytherins an, Schwesterherz", erklärt Remus seiner Schwester, während er sie durch die Schule führt. Eher gesagt hetzt June ihm nur hinterher, da sie dem flotten Gang ihres Bruders nicht hinterherkommt.
"Wieso?", keucht sie und umklammert die vielen Bücher in ihren Armen.
Ihr Bruder macht eine kleine Pause, in der er zu überlegen scheint. "Nun ja...ein paar von ihnen sind vielleicht nicht der beste Umgang für dich", antwortet er schließlich und biegt in einen Geheimgang ein, der sie schneller zu Verwandlung bringen soll.
June ist das viele Laufen und die Hetze nicht gewohnt, sie sollte dringend an ihrer Ausdauer arbeiten. "Wer denn?", kommt es kaum hörbar aus ihr heraus, da sie sich darauf konzentrieren muss, ihre Atemzüge zu kontrollieren und nicht an dem aufkommenden Seitenstechen zu sterben. "Lucius Malfoy zum Beispiel...ach und Severus Snape", erklärt Remus und verzieht das Gesicht, als wäre es für ihn eine Qual und abgrundtief ekelerregend diese Namen auszusprechen. June kann sich nicht vorstellen, dass irgendein Mensch so abstoßend sein soll, wenn man mal von Du-weißt-schon-wem absieht. "Was ist an ihnen denn so schlimm?", will sie wissen und versucht mit ihrem Bruder Schritt zu halten, der gerade hinter einem Vorhang verschwindet. June schiebt den Vorhang schnell zur Seite und folgt ihm. Sie landet fast direkt vor dem Klassenzimmer für Verwandlung. "Das willst du lieber nicht wissen, June", raunt Remus ihr ins Ohr, als sie unbemerkt in den Raum huschen. McGonagall scheint noch nicht da zu sein, also setzen sich die Geschwister rasch neben den Rest der Rumtreiber.
"Da seid ihr ja endlich", bemerkt Sirius, der gelassen mit seinem Stuhl an der Wand lehnt und die Hände hinterm Kopf verschränkt hat, während er einer Gruppe von Ravenclaw-Mädels zuzwinkert, die  sich nur augenverdrehend abwenden. June beobachtet dies mit einem Grinsen im Gesicht. "Scheinst wohl doch nicht so erfolgreich zu sein bei den Mädels."
Sirius schüttelt nur den Kopf. "Ravenclaws denken einfach sie wären besser und schlauer", grummelt er, sichtlich genervt über seinen Misserfolg und verschränkt die Arme diesmal vor der Brust. "Sind sie doch auch", gibt James seinen Kommentar dazu ab, während er eilig die heutigen Hausaufgaben abschreibt. Als Antwort erntet er eine Nackenschelle von Sirius. "Black!", keift McGonagall mahnend, die just in diesem Moment den Raum betritt. "Tschuldigung, Professor", sagt Sirius und grinst "Aber das Karma hat zugeschlagen." Die ganze Klasse lacht und Sirius lehnt sich wieder triumphierend zurück. "Wenn das Karma so weitermacht, kann es sich nach der Stunde gerne eine Strafarbeit abholen", kontert McGonagall und runzelt die Stirn, während sie ihre runde Brille zurechtrückt. Daraufhin bleibt Sirius stumm und verzieht das Gesicht. James, Remus, Peter und June müssen sich ein Lachen verkneifen und June wendet sich schließlich grinsend ab, um ihrer ersten Stunde Verwandlung auf Hogwarts zu folgen. Sie muss zugeben, dass es bisher eine hervorragende Idee von ihr gewesen ist, nach Hogwarts zu kommen. Das Essen ist herrlich und die meisten Menschen, die sie bis jetzt kennenlernen durfte, sind auch sehr nett zu ihr. Sie entschuldigt sich innerlich bei ihrer Mutter, denn sie muss zugeben, dass das Frühstück heute morgen, das beste war, das sie jemals gegessen hat. Augenblicklich bekommt sie wieder Appetit auf die herrlich weichen Pancakes und die rosafarbenen Zuckertörtchen, die ihr auf der Zunge zergangen sind. Sie leckt sich über die Lippen. Halt, wollte sie nicht dem Unterricht folgen? Schnell reist sie sich aus ihrer Traumwelt und wenig später saugt sie die Informationen, die ihr die Lehrer auch in den nächsten Stunden geben, auf, wie ein ausgetrockneter Schwamm. Sie ist schon fast enttäuscht, als es zum Abendessen klingelt und der Schultag somit beendet ist.
"Du bist doch nicht etwa traurig, June?", lächelt Remus und stubst seine Zwillingsschwester an. June zuckt mit den Schulter und stubst zurück. "Es hat mir nunmal Spaß gemacht", erklärt sie, während sie den Raum zusammen mit den Rumtreibern verlässt und sich auf den Weg zum Gryffindorturm macht, um ihre Tasche abzulegen. "Dann freu dich auf Morgen, da haben wie extra langen Unterricht", grunzt James und sieht so aus, als würde er sich am liebsten in den See draußen stürzen. Mit einem Steinklotz am Fuß. Bevor June etwas entgegnen kann, wird sie von etwas hartem zur Seite gestoßen, sodass ihr die schweren Bücher aus der Hand fallen und sich auf dem Boden verteilen. Wenn Remus seine Schwester nicht aufgefangen hätte, wäre sie gleich mit auf dem Boden gelandet. "Hey!", schimpft June und reibt sich den schmerzenden Oberarm, während sie sich nach dem Übeltäter umsieht. Ein hochgewachsener blonder Junge dreht sich um und starrt sie mit seinen eiskalten Augen an, als wäre sie irgendein Ungeziefer. June schluckt schwer. Der sieht nicht so aus, als würde er sich entschuldigen. "Hast du irgendein Problem?", fragt der Junge mit schneidender Stimme. Schnell schüttelt June den Kopf und kniet sich hin, um ihre Bücher aufzuheben. Am besten, wenn sie es einfach ignoriert und vergisst. Sie will keinen Ärger schon an ihrem ersten Tag. "Entschuldige dich gefälligst bei ihr, Malfoy", zischt Sirius. June horcht auf. Malfoy? Lucius Malfoy? Na toller Quark. Ausgerechnet Lucius Malfoy, der vor dem Remus sie noch gewarnt hat. "Nicht meine Schuld, wenn sie im Weg steht", meint Malfoy abfällig. "Sie ist ganz normal gelaufen, du Saftsack", bringt Remus nun wütend hervor und ballt die Fäuste. Schnell steht June auf und presst sich die Bücher an ihre Brust. Malfoys Augen blitzen und ein feixendes Grinsen erscheint auf seinen blassen Lippen. "Huiuiuiui, der sonst-so-Stille sagt etwas. Ist das eine Prämiere?", meint er und bedacht Remus mit einem abwertenden Blick. "Ich geb dir gleich ne Prämiere, du blondiertes Frettchen", faucht Sirius. "Na dann lass mal sehen", grinst Malfoy und verschränkt die Arme vor der Brust. Bevor Sirius jedoch auf ihn zustürmen kann, unterbricht ihn eine aufgebrachte Stimme. "Wollen sie sich nun wirklich eine Strafarbeit einhandeln, Black?", ruft McGonagall und quetscht sich durch die Schüler zu ihnen hindurch. Sirius funkelt zuerst sie und dann Malfoy an, der triumphierend lächelt, schweigt jedoch voll Zorn. "Nein? Schön, dann gehen sie bitte zum Abendessen." Mit einem auffordernden Blick sieht Mcgonagall die Rumtreiber an. "Na los, verschwinden sie", sagt sie, als sich keiner bewegt. Zögernd drehen sie sich schließlich um, wobei sie den zornigen Sirius mit sich zerren müssen. Selbst Remus scheint sich beruhigt zu haben, doch Sirius schäumt fast vor Wut. Er wirft mit wilden Wörtern um sich, die selbst June nicht kannte, obwohl sie ein weitreichendes Vokabular besitzt. Schließlich isst Sirius stumm, jedoch immernoch wütend, sein Abendessen. Später im Bett hat June dann schließlich keine Zeit mehr, sich über den Tag Gedanken zu machen, denn kaum berührt sie mit ihrem Rücken das weiche Bett, fällt sie in einen tiefen Schlaf.

Werewolf's Sister// Rumtreiber FfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt