Gerade als June den Vorhang, der ihren Bruder verdeckte, zur Seite ziehen wollte, hielt ihn jemand von der anderen Seite zu. "Nein", krächzte Remus, "Ich will nicht dass du mich so siehst." "Ach komm, Moony. Schlimmer als sonst kannst du gar nicht aussehen", scherzte Sirius, doch sein Grinsen verschwand fast augenblicklich, als er Junes bösen Blick sah. Remus schnaubte. "Danke, Tatze", meinte er trocken, doch man konnte das leichte Lächeln in seiner Stimme dennoch hören. "June soll mich trotzdem nicht so sehen. Das will ich nicht. Wirklich nicht." Er klang erschöpft, doch bestimmt und hartnäckig. "Aber-" "Bitte, June."
Nach kurzem Zögern kam sie dem Wunsch ihres Bruders schließlich widerwillig nach und ließ den Vorhang los. Sie wollte ihn unbedingt sehen. Sie musste sich vergewissern, dass noch alles an ihm dran war und dass es gar nicht so schlimm war, wie sie es sich ausmalte. Sie brauchte Gewissheit. Das musste er doch verstehen! Trotz dessen seufzte sei ergeben. "Na gut." Sie musste es vorerst akzeptieren, auch wenn sich alles in ihr dagegen sträuben wollte. Die drei Freunde ließen sich nebeneinander auf dem leeren benachbarten Bett nieder.
"Also", begann Remus, um die Stimmung etwas aufzulockern, "Wie war euer Tag?" Sirius verzog das Gesicht. "Wie war euer Tag?", äffte er seinen Freund nach, "Was denkst du denn, wie unser Tag war? Während du dich hier im Krankenflügel schön entspannen konntest und deinen Spaß mit Madame Pomfrey hattest-" Remus prustete dazwischen. "Ich hatte doch nicht meinen Spaß mit Ma-", kam es belustigt hinterm Vorhang hervor, doch Sirius winkte gespielt wissend ab. "Jaja, erzähl mir nichts, Moony. Ich wette du kommst nicht nur wegen deines kleinen Problemchens so oft hierher. Ich meine wer kann es dir verdenken? Diese heiße Rüschenschürze, die figurbetonenden Schlappen, die großen, wunderbar weich aussehenden Brü-" June schlug ihm auf den Arm, während Peter sich neben ihnen kugelte vor Lachen. "Sei nicht so ein Fiesling", meinte sie, konnte sich ein Grinsen jedoch nicht unterdrücken, so sehr sie sich auch anstrengte. "Ich? Ein Fiesling? Ach bitte, liebste June. Ich wollte doch nur beteuern, wie sehr ich Moonys Liebeleien nachvollziehen kann! Wie ich schon sagte; dieser wohlgeformte Körper... und bestimmt ist sie unglaublich geschickt, bei den ganzen Verletzungen die sie bei dir schon behandeln musste! Ehrlich, Moony, was würde ich dafür geben jetzt du zu sein und mich von ihr verarzten zu lassen! Du bist ein wahrer Glückspilz, mein Freund!"
Remus prustete und auch June konnte nun nicht mehr anders, als zu kichern, doch Peters Lachen erstarb. Er starrte auf einen Fleck hinter ihnen. Noch immer leicht grinsend folgte June seinen ängstlichen Augen und fast augenblicklich rutschte ihr das Herz in die Hose. Ihr wurde plötzlich unheimlich schlecht. Sirius, stolz auf seinen Vortrag und die Tatsache, dass er den kranken Remus aufheitern konnte, blickte triumphierend in die Runde, bis er den Blick seiner Freunde bemerkte. Auch er drehte sich nun um.
Madame Pomfrey stand an der Tür ihres Büros, die Lippen zusammengepresst, eine große dunkelblaue Flasche in der Hand und unglaublich wütend dreinblickend. June schluckte schwer und warf einen zögernden Blick zu Sirius, der wie erstarrt schien. "Verdammter Drachendreck", murmelte er leise. Nun war auch Remus Lachen erstorben. "Was ist los?", fragte er unsicher und hinter dem Vorhang raschelte es. "Leute?", fragte er, doch jeder war zu geschockt, um ihm zu antworten.
Dann kam Madame Pomfrey auf sie zu, die Flasche erhoben. June stand eilig auf, um sich zur Not über das Krankenbett rollen zu können, doch Madame Pomfrey zog im Gehen nur den Stöpsel aus dem Flaschenhals.
"Ma-madame Pomfrey, das war nur ein Scherz! Wirklich! Ich wollte nicht-", stotterte Sirius los, als sie nur noch einen Meter entfernt war, doch sie unterbrach ihn. "Ihr geht jetzt besser. Außer ihr wollt dabei zusehen, wie ich Mr. Lupin verarzte und ihm sein halbes Ohr nachwachsen lasse", zischte sie und funkelte die drei Jugendlichen an.
Mit roten und eingezogenen Köpfen beeilten sich die drei so schnell wie möglich aus dem Krankenflügel zu flüchten. June konnte sich nicht daran erinnern, dass ihr jemals etwas so peinlich gewesen war. Nun ja, ein Mal, als sie noch ein sehr kleines Kind gewesen war und noch nach draußen gedurft hatte, hatte sie sich vor einer ganzen Hochzeitsgesellschaft in die Hosen gepinkelt, doch die Situation gerade eben schlug dies um Längen.Irgendwann hörten die Drei auf zu rennen. Im Gang vor dem Gryffindor-Gemeinschaftsraum kamen sie schwer atmend zum stehen. Dann brach Sirius lachend zusammen. June und Peter starrten ihn fassungslos an. Wie, zum Merlin nochmal, konnte er nun lachen? June war alles andere als zum Lachen zumute, sie wollte lieber kotzen. "Ich glaubs nicht, dass das gerade wirklich passiert ist!", keuchte Sirius zwischen zwei Lachanfällen. June schnappte, von seinem Handeln geschockt, nach Luft und stützte sich an einer Steinwand ab. Er war wohl ein noch größerer Idiot, als sie gedacht hatte.
"Oh, wir sitzen so tief im Dreck", murmelte sie schließlich und verbarg das Gesicht in den Händen. "Warum denn das?", meinte Sirius und hörte auf zu Lachen, sein Grinsen allerdings verschwand nicht. "Ich bezweifle, dass Madame Pomfrey dich jemals wieder verarzten wird, falls du dich verletzten solltest. Sie wird keinen von uns mehr verarzten!" "Blödsinn! Das war doch nicht böse gemeint. Pomfrey versteht das schon, mach dir mal keine -" "Wage es nicht, mir zu sagen, ich solle mir keine Sorgen machen!" "Ich wollte Gedanken sagen", grunzte der Langhaarige und wich einem darauffolgendem Schlag aus. "Wir müssen uns bei ihr entschuldigen", warf nun Peter dazwischen und June pflichtete ihm bei. "Ihr übertreibt", meinte Sirius nun ernster und erhob sich vom Boden. "Tun wir nicht. Man sagt solche Sachen nicht über andere Leute. Das war gemein und demütigend, Sirius."
Mit zusammengezogenen Augenbrauen blickte er sie an. "Jetzt hört mir mal zu. Ihr wart diejenigen, die darüber gelacht haben, also schiebt nicht die ganze Schuld auf mich! Ich werde mich nicht wegen einer kleinen Aufmunterungsaktion entschuldigen, Pomfrey wird das schon überleben. Kriecht ihr der Alten doch in den Allerwertesten, um eure eigene Haut zu retten, ich mache das nicht!" Mit diesen Worten wandte er sich ab und stapfte in Richtung Porträtloch.
Kurz herrschte eine schuldbewusste Stille zwischen Peter und June, in der sie dem beleidigten Sirius hinterherschauten. Dann setzte sich Peter plötzlich auch in Bewegung, um seinem Freund zu folgen. "Peter?" Enttäuscht sah sie ihn an. Mit rotem Kopf starrte er im Gehen zu Boden. "Tut mir leid, June", murmelte er nur und ging Sirius hinterher.So ein verdammter Mitläufer! June ballte die Fäuste. Wie konnte die beiden nur so etwas tun? Sie hatten etwas falsch gemacht und dafür mussten sie sich doch entschuldigen! Immerhin sah sie es ein und wollte es wieder gut machen. Aber vielleicht war das auch nur die Eigenart von Jungs. Fehler verleugnen und den Frieden zu einem Freund einem reinem Gewissen vorziehen. Was wusste June denn schon? Beleidigt zog sie von dannen, auf den Weg zurück in den Krankenflügel.
*
Hallöchen! Tut mir leid, dass das Kapitel erst sehr spät kommt, aber irgendwie fällt es mir momentan schwer zu schreiben, weshalb ich auch nicht versprechen kann, dass das nächste Kapitel schnell kommt. Nehmt es mir nicht übel.
Hoffe trotzdem, dass es euch gefallen hat :)Wer ist eigentlich euer Lieblingscharakter bzw wer sind eure Lieblingscharaktere aus Harry Potter? Lasst es mich wissen!
Meine sind auf jeden Fall Sirius (auch wenn ich ihn hier eher wie ein Arschloch darstelle), Bellatrix, Hagrid und Draco :D
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Werewolf's Sister// Rumtreiber Ff
أدب الهواةWir alle kennen und lieben ihn: Remus Lupin den berühmten Werwolf und Rumtreiber. Wen jedoch niemand kennt, ist seine Zwillingsschwester June. Seit sie sechs Jahre alt war, wurde sie von ihren Eltern vor der Muggel- wie auch Zaubererwelt versteckt...