~15~

1K 52 130
                                    

Meine Mutter machte sich Sorgen um mich und sah alles andere als glücklich aus. „Mama?" Unsicher trat ich zu ihnen und setzte mich neben meine Mutter auf die Couch und nahm sie erstmal in den Arm. „Alles gut bei mir Mama, du brauchst dir keine Sorgen um mich machen." Ein Lächeln bildete sich auf ihren Lippen, was eher erzwungen war, denn ihre Sorge war groß.

„Diese eine Sache, die du mir sagen wolltest, ich habe einfach Angst, dass du eine schwere..." Ich wusste woran meine Mutter dachte, doch das war es nicht. „Mama, ich bin gesund. Ich bin nicht schwer krank oder so." Jetzt musste ich es ihr irgendwie sagen, wie genau ich dies schaffen sollte wusste ich nicht. „Kind, Markus und ich haben uns überlegt, wenn du uns wirklich so dringend brauchst, können wir auch zu dir nach Berlin ziehen." Das kam nun doch etwas überraschend, jedoch freute ich mich unnormal sehr, dass sie mir auf jeden Fall helfen wollen, auch wenn sie noch nicht wussten, worum es geht.

Nun gab es keinen Ausweg mehr und meine Mutter hatte das Recht darauf zu erfahren, was mich so beschäftigte. Meine Hände waren total verschwitzt, mir wurde kalt und warm zugleich und besonders mein Puls stieg an. Es war selbst nur eine Vermutung, doch genau diese Vermutung machte mich so fertig. „Ich glaube, dass ich schwanger bin."

Traurig senkte ich meinen Blick und hoffte so sehr, dass sie mich nun in den Arm nimmt. „Lena, das ist doch schön, komm mal zu mir." Sie legte ihren Arm um mich und nahm mich fest in den Arm. Ich fühlte mich so wohl und so geborgen. Doch meine Mutter freute sich mehr als ich. Eigentlich wollte ich den Gedanken noch so lange wie möglich aus meinem Kopf schieben und hoffte jeden Tag darauf, dass ich meine Tage bekam, doch solange, wie sie nun nicht kamen musste da etwas sein. Entweder stimmt etwas mit meinem Körper nicht oder ich muss schwanger sein.

„Ich weiß nicht wie ich das schaffen soll. Und Max? Wie soll ich es dem sagen?" Mir kamen immer mehr die Tränen, bis ich sie nicht mehr zurückhalten konnte. „Das wird alles. Vertrau mir da. Markus und ich sind immer für dich da. Wir würden wegen dir sogar nach Berlin ziehen." Ich war stolz auf mich, ich hatte es meiner Mutter gesagt und fühlte mich nun etwas befreiter. Doch da musste ich wieder an die Vergangenheit denken. Mein Vater, der sich nicht für mich interessiert. Genau das sollte meinen Kindern doch nicht passieren, ich wollte immer, dass ich einen Partner habe, der mit mir zusammen die Kinder großzieht. Und nun? Nun saß ich alleine da und Max interessiert sich sicher nicht dafür. Und ihm konnte ich nicht verzeihen, nur weil ich vermutlich schwanger war, heißt es nicht, dass ich Max eine zweite Chance geben muss.

Ich seufzte auf und lehnte meinen Kopf gegen die Schulter meiner Mutter. „Ich weiß woran du denkst Kind. Dein Vater, du wolltest deine Kinder nicht ohne Vater aufwachsen lassen. Schau mich doch mal an, ich habe es auch relativ alleine geschafft, wir haben es ohne ihn geschafft und schau was aus dir geworden ist. Abgesehen, dass du erfolgreich bist, bist du so ein wundervoller Mensch, so nett, so hübsch und vor allem bist du so ein liebenswerter Mensch. Ich bin stolz auf dich." Sie brachte mich einfach noch mehr zum weinen, doch diesmal war es schön zu weinen, es war schön diese Worte zu hören.

Ich könnte es sicher auch alleine schaffen, mit der Hilfe von meinen Freunden und vor allem von meiner Familie. „Max hat aber das Recht darauf es zu erfahren," sagte sie nun ernst. Mir war das klar und ich wusste nicht, wie ich es ihm sagen soll, aber vor allem wusste ich nicht zu 100%, dass ich schwanger bin, es war so ein Gefühl. „Erst muss ich wissen, ob ich wirklich schwanger bin. Ich habe noch keinen Test gemacht und war erst recht noch nicht beim Arzt. Und den Test möchte ich, so leid es mir tut, erst machen, wenn ich wieder in Berlin bin. Sonst zerbreche ich mir noch den Kopf." Ich wollte es mir eigentlich nicht eingestehen, dass ich schwanger sein könnte. Ich wollte das Ergebnis nicht jetzt schon haben.

„Mark weiß davon?" Ich schüttelte den Kopf. Hoffentlich dachte er nicht an die Sache, an die meine Mutter zuerst dachte. Ich war ja nicht schwanger, sondern hatte nur so im Gefühl, dass ich schwanger sein könnte, weil ich schon lange überfällig war. „Ich glaube ich sag's ihm, wenn ich wieder in Berlin bin, bevor Max es erfährt." Das war gerade mehr als zu viel für mich, weshalb ich wieder in Tränen ausbrach. „Lena, Kopf hoch, wir sind für dich da, deine Freunde sind für dich da und Mark sicher auch."

„Du findest es nicht traurig, dass ich mich von Max getrennt habe? Ich meine nur, du... ähm... hast in ihn den perfekten Schwiegersohn gesehen und hast mich schon mit Hochzeit und so genervt." Doch sie schüttelte nur den Kopf. „Klar, schade finde ich es schon, aber du hast so einen Idioten nicht verdient und ich bin extrem enttäuscht von ihm. Die Welt ist groß, es gibt viele Menschen, die du kennenlernen kannst, viele Männer und einen kennst du schon ziemlich gut." Meinen Kopf hob ich langsam an und schaute sie verwirrt an. Wen meinte sie denn?

„Na Mark, wer denn sonst?" Lachend schubste ich sie leicht zur Seite, auch Markus musste lachen. „Mama, wir sind nur Freunde, da wird nicht mehr bei uns sein," sagte ich lachend etwas lauter. Mark und ich? Ich weiß nicht, ich wusste nicht, was ich mit dieser Vorstellung anfangen sollte. „Von dir aus, weil du dich eben erst von, du weißt schon.." „Von dem komischen etwas Max," fiel ich ihr lachend ins Wort. „Genau, aber wenn du Mark mal genau anschaust, wenn du ihn siehst, dann ist da etwas. Ich sehe das, ich sehe, dass er dich schon interessant findet." Er ist mein Bester Freund, ich weiß einfach nicht. Mark ist immer für seine Freunde da und so ist er eben auch für mich da.

„Da ist..." fing ich an, doch so eben klingelte das Handy meiner Mutter. „Für dich Lena," sagte sie nun und drückte mir ihr Handy in die Hand. Wer das wohl sein mag? „Lena?" kam es besorgt vom anderen Ende und es war eindeutig Mark. Ich blickte meine Mutter und Markus entschuldigend an, verließ das Wohnzimmer und setzte mich auf mein Bett.

„Alles gut bei mir Mark," beruhigte ich ihn, doch das wollte er mir nicht sofort glauben. „Du warst plötzlich weg und ich konnte dich nicht mehr erreichen, ich habe bei deinen Freunden nach der Nummer gefragt." Es war so, als würde sich mein Magen zusammen ziehen, ich war daran etwas schuld, dass er sich so große Sorgen um mich machte, irgendwie auch süß von ihm. „Tut mir leid, mein Handy hat keinen Akku mehr." Mark atmete erleichtert auf. „Und ich dachte schon, es wäre doch plötzlich etwas schlimmes passiert." Nach diesem Satz spürte ich einen kleinen Stich im Herzen und wurde wieder traurig.

Schnell stellte ich das Handy auf Lautsprecher, legte es neben mir auf's Bett, schluchzte und wischte mir ein paar Tränen weg. „Lena? Tut mir leid. Warum weinst du?" Ich musste schon leicht grinse, als er sich für nichts entschuldigte. „Ich... ich...," stammelte ich und brachte einfach keinen anständigen Satz heraus. „Lena du was? Ich mache mir wirklich Sorgen um dich." Ich konnte ihn verstehen, ich hätte mir auch Sorgen um ihn gemacht, wenn ich an Mark's Stelle wäre, doch kein anständiger Satz verließ meinen Mund.

„Mark, sie ist gerade einfach nur glücklich." Meine Mutter stand in der Tür und zwinkerte mir zu. Ich war doch gerade nicht glücklich. War das auf die "Schwangerschaft" bezogen? Darüber freute ich mich doch noch gar nicht wirklich und die Bestätigung hatte ich auch noch nicht. „Worüber denn?" Am liebsten hätte ich Mark gerade einfach nur in den Arm genommen, ihm gesagt, dass alles in Ordnung ist und er sich keine Sorgen um mich machen musste.

„Das sagt sie dir, wenn sie wieder in Berlin ist. Du Mark, hast du was dagegen, wenn ich mit nach Berlin kommen würde für ein paar Tage? Es gibt da was, was ich mit Lena gerne geklärt hätte. Wir würden dir die Sache gerne sagen, wenn wir da sind." Nun hoffte ich, dass er nicht zu lange darüber nachdachte und es irgendwie herausfinden könnte. Vermutlich würde er mich, sobald er auf eine Idee gekommen wäre, mit der Frage konfrontieren. „Geht klar. Man macht ihr mich neugierig," kam es lachend von Mark.

„Ich rufe morgen noch mal an Mark. Gute Nacht und mach dir bitte wirklich keine Sorgen, mir geht es soweit gut, war nur viel Aufregung heute." „Gute Nacht Leni und fühl dich gedrückt von mir." Zufrieden legte ich mich mit einem Lächeln ins Bett.

„Du kommst wirklich mit nach Berlin?" fragte ich unglaubwürdig. „Ich muss doch dabei sein, wenn du den Test machst. Und noch mehr Unterstützung von deiner Mama brauchst du sicher auch."

„Dein Handy Mama, gute Nacht." Das Handy reichte ich ihr hin, welches sie auch mit einem Lächeln annahm. „Es ist gut, dass du hier bist Schatz. Dann kannst du mal schön über alles nachdenken und damit meine ich nicht Max." Bevor ich irgendwas sagen konnte, war sie auch schon verschwunden. Über was sollte ich denn sonst nachdenken? Über die eventuelle Schwangerschaft oder meinte sie Mark? Warum sollte ich über Mark nachdenken? Ich wusste doch, dass ich immer zu ihm kommen kann und dass wir beste Freunde sind. Naja, ich dachte mir nichts weiter dabei und schloss zufrieden und sehr müde meine Augen.

More than friendship? (Lenark)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt