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Es klingelte, ich wartete nervös darauf, dass er den Anruf annahm. Vergebens, nur die Mailbox. Das kann doch jetzt nicht wahr sein. Man Mark, was machst du denn gerade nur? Es war doch schon spät abends. Jetzt, da Max mich nicht stören konnte, mich vermutlich auch nicht finden wird, hatte ich andere Sorgen, das Thema, was mich schon seit ein paar Wochen belastet.

Nur wenige Minuten nach meinem Versuch Mark zu erreichen, klingelte auch schon mein Handy. Mark? Ich hoffte so sehr, dass es Mark war, der mich nun zurückrief, das hatte ich mich wohl zu früh gefreut. Es war nicht Mark sondern Max. Er war der letzte, mit dem ich in diesem Moment reden wollte. Mir blieb nichts anders übrig als ihn wegzudrücken. Ob er bei Mark war? Ob er nun weiß, dass ich im 'Urlaub' bin? Ob er mich vielleicht sucht? Bestimmt nicht, woher sollte er denn wissen, dass ich hier bin?

Kaum hatte ich den Anruf weggedrückt, schon bekam ich wieder einen Anruf, allerdings war er diesmal von Mark. Sofort musste ich grinsen, als sein Name auf dem Display erschien. „Lena? Sorry, aber ich war gerade nochmal mit Kiwi draußen und hatte mein Handy vergessen. Ich wollte dich sowieso noch anrufen." „Du Mark, war Max eigentlich wieder da?" Ein Schweigen von seiner Seite. War er nun da oder nicht? Wollte er mir das vielleicht gar nicht sagen, damit er mich nicht beunruhigt? „Mark?" fragte ich und wurde immer nervöser.

Dass er mir nicht sofort antwortete machte mir etwas Angst. Vielleicht war ihm etwas passiert. „Sag mir bitte einfach die Wahrheit Mark. Ich werde auch nicht anfangen zu weinen, wenn du mir das bestätigst. Als ich mit meiner Mutter über die Trennung geredet habe, habe ich auch schon nicht mehr geweint." Er atmete einmal tief durch und war hörbar nervös. Ich kannte ihn nach all den Jahren schon ziemlich gut und mit ihm stimmte eindeutig etwas nicht, zwar versuchte er es zu verstecken, doch ich kannte ihn besser.

„Ja, Max war da. Er ist krankhaft eifersüchtig..." Warum sollte Max eifersüchtig sein? Auf Mark? Wir waren doch nur Freunde, nicht mehr und nicht weniger. „Er wollte wissen wo du bist und so." War das wirklich die einzige Sache, die ihn so fertig machte? Lena, beruhige dich, ihm geht es bestimmt gut. „Du meinst, er ist eifersüchtig auf dich? Nachdem er mir fremdgegangen ist? Er hat keinen Grund dazu und selbst wenn ich was mit jemanden neu anfangen würde, kann es ihm sowas von egal sein. Wir sind getrennte Menschen und das wird so bleiben." Nun wurde ich wieder wütender und Mark bekam dies deutlich zu hören.

„Ich verstehe diesen Mann nicht. Aber lass uns bitte jetzt nicht über ihn reden. Seid ihr gut angekommen? Wie geht es dir?" Kann nicht jeder so sein wie Mark? Er macht sich Sorgen um mich, kümmert sich gut um Kiwi und um mich. Vermutlich möchte sie gar nicht mehr von ihm weg gehen, wenn er sich so liebevoll um sie kümmert. „Ja, alles gut. Fast alles, du... ähm.. weißt doch, dass ich etwas wichtiges meiner Mutter sagen wollte. Ich kanns aber nicht, es kommt einfach nicht über meine Lippen." Ich hatte mir fest vorgenommen nicht am Telefon zu weinen, doch nun war es zu spät. Langsam liefen mir die ersten Tränen über die Wange. Mark bekam natürlich mein Schluchzen mit und sprach mich darauf an.

„Wenn es sehr wichtig ist, kannst du auch mit mir reden." Das könnte ich, jedoch wollte ich das nicht, nicht wenn er nicht bei mir ist. „Ich kann's dir nur persönlich sagen," schluchzte ich. Ich wollte es ihm sagen, weil er schließlich mein bester Freund ist, doch auch wenn ich's wollte, es ging nicht, es war einfach ein zu großes und wichtiges Thema für mich, dass ich einfach nicht so jedem sagen kann. „Puh, Lena. Du weißt, dass du immer zu mir kommen kannst, ich bin immer für dich da, auch wenn du gerade bei deiner Mutter bist. Du schaffst es bestimmt mit deiner Mutter zu reden. Darf ich aber wissen, ob es was schlimmes ist oder nicht?" Seine Worte beruhigten mich etwas, ich hörte langsam auf zu weinen und war ihm mehr als dankbar.

„Nicht wirklich schlimm," versuchte ich ihn zu beruhigen. „Ich sag's dir auch, wenn ich wieder in Berlin bin, das heißt, wenn ich wieder zu dir..." „Natürlich darfst du wieder zu mir kommen. Du bist immer herzlich willkommen." Oh man, was würde ich nur ohne ihn machen? Er ist so ein positiver und besonders liebevoller Mensch. Wenn Max ansatzweise nur so wie Mark wäre und vor allem mehr Verständnis zeigen würde, wäre mein Leben momentan um einiges leichter.

„Mark?" Ich stoppte kurz, da ich plötzlich nicht mehr wusste, was ich sagen wollte. „Ja?" Ich blieb weiterhin kurz still und überlegte, was meine Worte doch soeben waren, die ich Mark sagen wollte. „Lena? Alles gut?" Ich nickte, merkte aber sofort, dass er mich ja nicht sehen konnte. „Ja, alles gut." Mein Kopf war voll, doch wusste ich gerade nicht, was in mir vor sich ging. „Was wolltest du mir sagen?" Stimmt, da war ja was. „Danke," brachte ich nur heraus, wobei dies nicht ansatzweise das ausdrücken konnte, was in mir vor sich ging.

„Du brauchst dich nicht immer bedanken Leni. Dafür bin ich doch da. Wenn du gar nicht schlafen kannst, kannst du, wenn du dich in der Lage fühlst, mit deiner Mutter über diese eine Sache reden." Dank Mark, auch wenn er nicht viel getan hat, ging es mir schon besser und ich sollte auf jeden Fall heute noch mit meiner Mutter reden. „Und wenn nicht, dann kannst du mich gerne wieder anrufen und wir können über jeden Mist reden. Von mir aus können wir auch schlecht über du weißt schon, dieses komische etwas Max reden."
'Dieses komische etwas Max' brachte mich laut zum lachen. „Gerne Mark, aber wenn, dann so, dass es lustig wird." Mir wurde nun klar, wieso ich mich die ganze Zeit so wohl bei Mark gefühlt hatte. Er brachte mich immer auf andere Gedanken und besonders zum lachen. Ich frage mich echt, wie er es immer wieder schafft.

„Ach, seit wann bin ich nicht mehr lustig? Habe ich mich etwa so sehr-" „Nein Mark, du hast dich gar nicht verändert, du bist immer noch so witzig und schaffst es wirklich mich zum lachen zu bringen. Ich weiß nicht, was ich ohne dich tun würde. Wenn ich wiederkomme, dann müssen wir, wenn's wärmer wird Eis essen gehen und ich zahle." Ich fühlte mich wie ausgewechselt und einfach tausendmal besser.

„Aber-" „Kein aber Mark. Das war eine Einladung und ich wäre zu tiefst enttäuscht, wenn du ablehnen würdest," sagte ich ernst. Außerdem, was wäre denn schon gegen einmal Eis essen einzuwenden? Das macht man so unter Freunden. „Überredet, dann lade ich dich auch irgendwann mal ein." Ich denke mal, dass wir ewig so weiter reden könnten, doch das mit meiner Mutter wollte ich wenn's geht, heute noch erledigen. „Du Mark, sei mir bitte nicht böse, aber ich melde mich morgen wieder bei dir. Ich möchte noch mit meiner Mutter..." Und schon brach plötzlich die Verbindung ab. Ich warf einen Blick auf mein Handy und hatte bereits die Erklärung. Mein Handy war Akkuleer, ich hatte es vergessen nach der Autofahrt aufzuladen.

Das muss ich Mark unbeding schreiben, wenn mein Handy wieder Akku getankt hat. Voller Energie stand ich auf und ging leise ins Wohnzimmer zu meiner Mutter, wo sie kuschlend mit Markus auf der Couch saß und über mich redete.

More than friendship? (Lenark)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt