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Mit einem Ruck beförderten mich zwei ziemlich starke Typen in einen Kerker und knallten die Tür zu.

„Koa, warte!", rief ich, rappelte mich auf und eilte ans Gitter.

Der junge Mann blieb stehen, deutete seinem Partner zu gehen und drehte sich zu mir um. Er sagte nichts, sondern schaute mich einfach nur auffordernd an.

„Woher weißt du, dass ich James bin? Kennst du mich?"

Koa zog die Luft tief in die Lungen ein und presste ziemlich deutlich die Lippen zusammen, sodass beinahe das ganze Blut aus ihnen entwich. Er drehte sich einfach um und ging weg, ließ mich hier als Gefangenen zurück.

„Hei, ich habe dir eine Frage gestellt! Komm zurück!" Er bewegte sich immer weiter zielstrebig von mir weg, sodass mir nachdem er die Tür hinter sich geschlossen hatte, nichts anders übrig blieb, als ihm „Du arrogantes Arschloch!" hinterher zu brüllen.

Voller Frustration ließ ich meinen Kopf an das rostige Metallgitter knallen und zuckte sofort vor Schmerz zurück.

Ich sollte auf meinen Kopf acht geben. Er tat weh, schwindlig war mir immer noch und ich hatte auch ziemlich was abbekommen von meinem Aufpasser.

Ich brauchte ihn noch. Ich musste nachdenken. 

Wo war ich hier? Ich schien mich im Keller eines Holzhauses zu befinden, indem ein Gitter aus Metall als Käfig eingebaut worden war. 

Wer waren diese Leute? Ich kannte keinen einzelnen von ihnen, doch ihnen schien zumindest mein Name etwas zu sagen. Ich wusste, dieser Koa wusste mehr, doch der schien nicht auf Konversationen mit mir aus zu sein. 

Dass es sich bei meiner Befreiung um ein Missverständnis gehandelt hatte, hatte ich verstanden, doch warum sperrten sie mich dann ein? War ich gefährlich? War ich böse?

Es frustrierte mich so, dass ich keinen Plan von überhaupt nichts hatte. Ich hatte nichts, womit ich verhandeln oder mich verteidigen konnte.

Mit einem erschöpften Seufzen ließ ich mich auf den Boden sinken und lehnte mich an die Wand hinter mir. Mein Kopf schmerzte noch immer und die stickige Luft hier verbesserte diesen Umstand definitiv nicht.

Zu meiner Überraschung hatten diese Leute wohl nicht vor, mich hier unten vergammeln zu lassen, denn nach nicht allzu langer Zeit, kamen drei Leute runter.

Der ältere Mann von vorhin (er schien eine Art Anführer hier zu sein) in Begleitung von einem jungen Mädchen und einem jungen Kerl. Der ältere Mann machte nur eine Handbewegung und das Gitter öffnete sich, sodass er reinkommen konnte. 

Erstaunt schaute ich ihn an. „Hätte ich echt nur dagegen drücken müssen?" Ich kam mir so unendlich dumm vor.

Er lachte. „Nein, das ist schon etwas komplizierter." Sein Lachen wurde zu einem versöhnlichen Lächeln. „Du hast ziemlich was abbekommen... Lass mich deinen Kopf untersuchen, ja?"

„Woher..."

„Das Blut" Schon ohne, dass ich meine Frage gestellt hatte, hatte er geantwortet.

Ich hatte ohnehin keine andere Wahl, also ließ ich ihn machen. Das Mädchen hielt dem Mann eine Schale voll mit Wasser hin, während dieser sich mit mir unterhielt.

„Wenn du wirklich keine Erinnerungen hast, musst du sehr verwirrt und ängstlich sein. Ich möchte dir nur versichern, dass wir dich hier nicht einsperren, weil du ein Gefangener bist, sondern zu unserer Sicherheit. Wir haben schon viel von dir gehört. Du sollst sehr mächtig sein und damit eben auch gefährlich. Falls du uns deine Amnesie nur vorspielst, sind wir wohl alle so gut wie tot"

Während er das erzählte, tupfte er die Wunde an meiner Augenbraue ab. Ich war so abgelenkt von seinen Worten, dass ich keinen Schmerz dabei spürte.

„Wer bin ich?", fragte ich schockiert von seinen Worten.  Was war diese Macht, von der er da sprach?

Er lächelte und schaute mich aus treuen braunen Augen an. „Das ist eine komplizierte Frage, James. Möchtest du wissen, wer du für uns bist? Wer du sein sollst? Wer du warst? Wer du sein wirst? ...?"

„Äh ich... ich weiß nicht", stotterte ich.

„Na siehst du." Er setzte sich direkt vor mich und legte seine Hände auf meinen Kopf. „Ich werde dich jetzt untersuchen, um zu sehen, wie schwer deine Verletzungen sind. Das kann wehtun, je nachdem, was dir fehlt"

Ich kam nicht mal dazu, richtig zu nicken, da durchzuckte meinen Kopf bereits ein unheimlicher Schmerz und das einzige, was ich außer dem wahrnahm, war mein eigener Schmerzensschrei, kurz bevor ich Ohnmächtig wurde.

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