- -

1.2K 120 5
                                    

Es klopfte an meine Zimmertür, zurückhaltend, aber entschlossen.

"Nein", brummte ich, zog meine Bettdecke über den Kopf und machte mich noch kleiner als ohnehin schon. 

"Ich bins, Jamie. Darf ich bitte reinkommen? Ich kann nicht schlafen"

Ich seufzte schwer. Mein Bruder war mittlerweile 11,  es hatte vor Jahren aufgehört, dass er sich Nachts zu mir geschlichen hatte, doch scheinbar fing es wieder an. Normalerweise hatte er da auch nie gefragt, sondern sich einfach zu mir gelegt, aber heute hatte ich schlechte Laune und er schien Angst zu haben, ich prügelte ihn gleich wieder raus. 

"Okay, komm rein" Natürlich gab ich klein bei. Nur weil ich Streit mit Tony hatte, musste Eddi die Nacht nicht alleine verbringen, wenn er Angst hatte. Er konnte ja nichts dafür. Ganz im Gegenteil zu dieser doofen blonden Tussi, die Tony um ihren kleinen, lackierten Finger gewickelt hatte. 

Meine Zimmertür öffnete sich, Eddi schob sich rein, schloss sie wieder leise und tapste zu meinem Bett. Ich hob die Bettdecke an und er schlüpfte schnell darunter. 

"Brrr ganz schön kalt", beschwerte er sich dabei. 

"Du hättest dir wenigstens Socken anziehen können", beschwerte ich mich und legte mich so ihn, dass meine Füße seine Eiszapfen nicht berühren mussten. 

Eddi zuckte bloß mit den Schultern und rutschte so nah an mich ran, dass meine Aktion vorher vergebens gewesen war. 

"Boa, nervst du mich", murmelte ich dabei angespannt vor Kälte. 

"Trotzdem hast du mich lieb", grinste mein kleiner Bruder. Bevor ich widersprechen konnte, setzte er noch ein: "Und Tony auch" hinzu. 

Ich begriff, was das hier sollte. Er hatte keine Angst, er wollte nur, dass ich nicht alleine war. Kleiner Bengel.

"Tony ist ein Idiot", brummte ich unzufrieden, dachte dabei an sein Grinsen, als er mir von dem Date mit dieser Jennifer erzählt hatte und seufzte traurig auf. 

"Tony ist dein bester Freund und das wird er auch bleiben. Keine Sorge" Eddi wuschelte mir durch die viel zu langen Haare, sowie unsere Mutter das  immer machte. Ich schlug seine Hand weg und begann ihn zu kitzeln. 

Wir schliefen nicht viel diese Nacht, dafür hatten wir umso mehr Spaß und ich war Eddi einfach nur dankbar, dass er für mich da gewesen war. Vielleicht hatte irgendwer beschlossen, dass ich einmal die Welt retten sollte, doch mein Held war und würde Eddi bleiben. 

MemoriesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt