Seit Hekate ihren Sohn im Olymp abgelegt hatte, hatte sie sich keine Gedanken mehr um ihn gemacht. Sie hatte natürlich mitbekommen, dass er auf die Erde geschickt worden war, doch sich deshalb dafür verflucht, dass sie nicht selbst auf diese Idee gekommen war.
Sein Leben hatte sie nicht wirklich weiter verfolgt. Sie wusste, er trug ihre Macht der Magie in sich. Er würde also mit Sicherheit klarkommen. Sie hätte nicht ahnen können, dass Hermes den Jungen auch noch zusätzlich verflucht hatte und er dadurch niemals Magie anwenden konnte, ohne, dass er viele Menschen umbrachte.
Erst nach 376 Jahren vernahm sie eine göttliche Präsenz von der Erde, die ihrer ähnlich war, jedoch war sie noch nicht vollkommen. Sie sah auf ihren Sohn herab und erkannte seine Trauer, seinen Verlust, seinen Selbsthass. Jedoch verstand sie ihn nicht. Wieso hatte er aufgehört? Wieso hatte er nicht seine komplette Macht in sich aufgenommen? Er war noch nie so nah davor gewesen, ein Gott zu sein wie jetzt.
Hekate erinnerte sich an ihre Begegnung mit Herakles und erkannte den Grund: Liebe war es, was James bedauern ließ. Liebe war es, was Hekate damals davon abgehalten hatte, Herakles in Stücke zu reißen, als sie aufeinander getroffen waren. Sie hatte jedoch gewusst, wie gefährlich dieses Gefühl war. Einen Moment der Schwäche hatte sie sich erlaubt, nur einen. Dieser hatte James hervorgebracht. Durch diesen hatte sie ihre Macht über die Magie verloren.
Sie wusste, dass Zeus ihre Schwäche ausnutzen würde. Sie war wütend auf James und wollte ihn aus ihren Augen schaffen, bevor sie sich zurückholte, was ihr zustand. Für Götter war es nicht unüblich, sich gegenseitig zu töten. Doch Hekate hatte es nicht übers Herz gebracht, den Beweis ihrer Liebe zu Herakles zu vernichten. Sie war ihn losgeworden und hatte verdrängt, dass er existierte. Bis jetzt. Bis sie seine Verzweiflung spürte. Bis Herakles bei ihr auftauchte und sie bat, ihrem Sohn zu helfen.
Das war das erste Mal, das sie einander wiedersahen, da sie beschlossen hatten, diese Affäre sei zu gefährlich für sie beide. Die Sehnsucht ausgehend von Herakles, diese Zuneigung, sein heldenhaftes Auftreten hatten sie schon damals weichgekocht.
Hekate ließ sich also überzeugen, einzugreifen. Etwas, das sie selten tat und nicht gerne, da alles, was danach passierte, dann unter ihren Verantwortungsbereich fiel. Diesmal tat sie es jedoch ohne zu zögern. Sie entzog der Erde den Rest ihrer Magie - ohne den Menschen, die sie genutzt hatten dabei zu schaden - und teilte Herakles mit, wenn er der Meinung war, James war bereit, sollte er zu ihr kommen und sich diesen Teil ebenfalls holen, um zu einem vollständigen Gott zu werden. Sie wusste jedoch, Herakles' Bitte hatte sich nicht nur auf das Chaos, das ihre Magie ausgelöst hatte, bezogen, sondern vor allem auf den Jungen, den James so verehrte. Sie beschloss also, James ein Geschenk zu machen, eines, das nur wenige ihm machen konnten und keiner aus ihr ihm machen würde. Sie brachte ihm den Mann zurück, den er liebte.
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Memories
Fantasy"Die Evolution hat es bewiesen: Nur die Besten, nur die Stärksten, nur die Kaltblütigsten überleben. Heute heißt es: Wir oder die anderen! Leben oder tot! Aber wir haben einen Vorteil: Wir haben Magie!" Ich bin James, 21, und das ist die Geschichte...