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Ich sah Tony hilflos an und hatte keine Ahnung, was ich tun konnte. Es war ein Punkt erreicht, an dem es eigentlich nur noch einen Weg gab, den wir gehen konnten. Entweder, wir liefen in die eine Richtung und stürzten und bei einem Angriff auf Walter direkt in den Tod oder wir rannten weg und ließen dieses Leben hinter uns. Mir war klar, dass letzteres für Tony keine Option war. Er wollte diese Vergeltung, nein, er brauchte sie. Zumindest bildete er sich das ein.

„Hallo, James" Ich erschrak leicht und drehte mich in die Richtung, aus der die Stimme erklungen war. Ein Mann stand dort, in einer Art alten Rüstung, lockigem Haar und perfektem Aussehen. Seine Optik war so rein, dass es unwirklich wirkte, und vor allem seine Ruhe wunderte mich. Er verschwendete keinen Blick nach links und rechts. Das Chaos, die Leichen waren ihm egal.

Ich sah zu Tony, doch er beachtete uns gar nicht. Ich versuchte, seine Aufmerksamkeit auf uns zu ziehen, aber er bekam es nicht mal mit, beinahe so, als sei ich unsichtbar geworden.

„Er ist leider zu instabil, um jetzt Kontakt mit ihm aufzunehmen. Das Gespräch bleibt außerdem besser unter uns..."

„Wer bist du überhaupt?", fragte ich verwirrt und ging einen Schritt auf ihn zu.

„Ich bin Herakles. Vielleicht ist dir Herkules auch geläufiger..."

Meine Augenbrauen zogen sich zusammen. Natürlich kannte ich die Legenden über den berührten griechischen Helden, doch ich war bisher davon ausgegangen, das seien eben nur Legenden.

„Wieso sollte ich dir glauben?", schnaubte ich. Es konnte nicht einfach irgendjemand herkommen und behaupten, er war ein Gott. Das zu glauben wäre dumm und naiv.

„Das solltest du vermutlich nicht. Jedoch kann ich dir helfen. Und so wie es aussieht, kannst du diese Hilfe dringend gebrauchen"

„Wieso solltest du mir helfen?", fragte ich weiter. Das machte für mich alles keinen Sinn.

Herakles sah nicht sehr erfreut von meiner Fragerei aus, doch er bemühte sich, geduldig zu sein. „Ich bin es dir schuldig."

Erneut wollte ich fragen wieso, doch er schien das vorher zu sehen und kam auf mich zu, sodass ich verstummte. „Jetzt ist keine Zeit für lange Erklärungen. Hör einfach zu und entscheide dann selbst, was du mit diesem Wissen anfangen möchtest."

Er sprach so autoritär mit mir, ich hatte keine andere Wahl als zustimmend zu nicken. Er erklärte mir Dinge, die ich niemals für möglich gehalten hätte und erzählte mir Sachen, die mir so unwahrscheinlich vorkamen, aber dennoch real waren. Schließlich stellte er mich vor die Wahl. Er war bereit, mich mitzunehmen. Mich vollständig zu machen. Oder ich blieb hier, hier in diesem Scherbenhaufen.

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