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Tony lag in seinem Bett, starrte an seine Zimmerdecke und schaffte es nicht, sich sein verliebtes Grinsen aus dem Gesicht zu wischen. Jamie hatte ihn geküsst. Er konnte verstehen, dass er die Worte noch nicht erwidert hatte. Das alles war sehr verwirrend, auch für Tony. Ihr Leben lang waren sie bereits beste Freunde, doch seit einiger Zeit bemerkte Tony eine Veränderung in ihrer Beziehung. Tony hatte kein Auge mehr auf irgendwelche unbedeutenden Mädchen geworfen, weil er dringend einen wegstecken wollte. Er war immer ganz bei James gewesen und hatte dort auch bleiben wollen. Er hatte sich frisiert, wenn sie sich trafen, er hatte versucht, sich von seiner besten Seite zu zeigen, auch wenn er genau wusste, dass Jamie über all seine Abgründe bescheid wusste. Doch ausschlaggebend waren dennoch die vergangenen zwei Wochen gewesen, als Tony nicht gewusst hatte, wo er hinsollte, nachdem er vor den Misshandlungen seines Vaters geflohen war und Zuflucht bei Jamie gefunden hatte. Doch es war mehr gewesen als das. Es war Schutz, es war Sicherheit, Geborgenheit. Dieses Gefühl, gewollt zu sein, das er von seinem Vater niemals bekommen hatte. Jedes Lächeln von Jamie, jedes nette Wort, jede liebe Geste, jede Zärtlichkeit von ihm diente Tony als Ausgleich für die Beleidigungen und Schläge seines Vaters. Tony hatte begriffen, dass Jamie ihn schätzte und dass er deshalb so gut mit ihm umging. Tony hatte beschlossen, dass er Jamie jedes einzelne Gefühl, das er in ihm auslöste, zurückgeben wollte. Doch es war nicht nur Dankbarkeit. Es war auch Zuneigung, eine, die so tief verwurzelt war, dass es Tony so vorkam, als habe eine höhe Macht beschlossen, dass sie zusammengehörten. Er wollte Jamie jedoch nicht überfordern, daher behielt er all das für sich und genoss einfach die Gewissheit, dass da von seiner Seite auch irgendetwas sein musste. 

Die Gedanken an Jamie machten für einen Moment alles gut. Doch, als Tony seine Mutter schreien hörte, zuckte er zusammen und richtete sich alarmiert auf. Es ertönte Krach von nebenan, so als würde gerade jemand die gesamte Einrichtung auseinandernehmen. Tony rannte trotz seiner Angst aus seinem Zimmer, in die Richtung, aus der der Lärm zu kommen schien. Kurz bevor er das Esszimmer erreicht hatte, verstummten die Laute. Tony riss die Tür zu dem Zimmer auf, erkannte das Chaos, aber noch schlimmer: Seinen Vater, der seine Mutter mit der Hand in ihrer Kehle gegen die Wand presste und fest zudrückte. Seine Mutter sah ihn und formte mit den Lippen ein Wort. „Lauf!" Doch Tony hörte nicht.

„Lass sie los!", brüllte er wutentbrannt. Bisher hatte seine Mutter sich nur Walters Gemeinheiten ergeben müssen. Nie hatte er Hand an ihr angelegt, doch das schien sich in der Zeit, als Tony weg gewesen war, geändert zu haben.

„Sonst was?", lachte Walter.

Tony sah in der offenen Küche zu den langen Messern auf dem Tresen. Sein Vater bemerkte dies und lachte. „Sieh gut hin, Anton. Du wirst diesen Moment niemals vergessen", grinste er, ehe seine Augen golden aufleuchteten und sich seine Hand mit Adern in derselben Farbe füllte. Sie gingen auf seine Frau über. Zuerst geschah gar nichts, doch dann wirkte es so, als saugten die Adern Larissa das Leben aus.

Sie wurde blass, bis auf die goldenen Adern an ihrem Körper, sie hechelte nach Luft, doch konnte nicht atmen. Tony sah genau die Panik in ihren Augen, ihren Schrei nach Hilfe... Ihren Tod. Doch er stand einfach nur da und schaute zu. Selbst, wenn er auf den Gedanken gekommen wäre, sich zu bewegen, er konnte es nicht. Er war wie gelähmt und sah zu, wie sein Vater seiner Mutter das Leben aus dem Leib zog.

„Hör auf!", brüllte der 15-Jährige verzweifelt. Doch da war es schon zu spät. Der Vater schmiss die Mutter in die Ecke des Zimmers wie eine volle Mülltüte. Dann ging er auf seinen Sohn zu. Langsam, in dem Wissen, dass er zu schockiert war, um wegzurennen oder sonst irgendetwas zu tun.

„Deine Mutter stand im Weg", sagte er bedauernd, ein fieses Grinsen unterdrückend. „Das verstehst du doch, oder?" Er umrundete seinen Sohn, wie ein Raubtier seine Beute. Tony stand wie versteinert da, zuckte zusammen, wenn der Atem seines Erzeugers gegen ihn prallte und hoffte darauf, sich einfach in Luft aufzulösen.

„Sag etwas", zischte Walter plötzlich und baute sich vor seinem Sohn auf. Dieser starrte nur weiter auf die Leiche seiner Mutter, die ihn aus ihren toten, leblosen Augen anstarrte. Es kam Tony so vor, als zeigte sie auf ihn, um ihn zu beschuldigen, um ihn zu bestrafen.

„Rede!", brüllte Walter, bevor er ausholte und seine flache Hand auf Tonys Wange knallen ließ. Er reagierte weiterhin nicht. Er konnte einfach nicht. Sein Vater schlug zu, immer und immer wieder. Er schrie ihn dabei an und Tony tat nichts anders als zu hoffen, dass er es bald beenden würde. 

Doch plötzlich wurde Walter von ihm weggerissen und festgehalten. „Lauf weg, Tony!", schrie Jamie ihn an.

Tony stand weiterhin einfach da, sah zu, wie sein bester Freund und sein Vater zu raufen begannen. Nachdem Jamie ein weiteres Mal geschrien hatte, dass Tony weglaufen sollte; Nachdem er ihm mit seinem Blick versichert hatte, dass es okay war, dass er klarkommen würde, dass er ihn in Sicherheit wissen wollte; Nachdem sein Vater es geschafft hatte, Jamie von hinten zu packen, nun dabei war, ihn zu erwürgen und er das Bewusstsein verlor,  schaltete Tonys Hirn komplett ab und er begann zu rennen. 










Okay, das wars dann auch schon wieder mit der kleinen Lesenacht :)

Was sagt ihr zu der Geschichte? 

Zu der Entwicklung?

Zu Tony/Koa?

Zu James?

Wie wird James wohl reagieren, nachdem er das erfahren hat?

Was sind eure Vermutungen zu... einfach allem? XD


Liebe Grüße und gute Nacht :)

- CATI


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