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Gordon hatte die Besprechung aufgelöst. Nur noch Koa, Kira, Carter, Gordon und ich waren anwesend.

„Es wird Zeit, dass du mehr über Magie lernst, James"

Meine Augenbrauen schossen in die Höhe. Das kam überraschend. Seit Tagen bettelte ich darum, mehr zu erfahren und jetzt kam das plötzlich ganz von allein? Wehren würde ich mich bestimmt nicht.

„Der Meinung bin ich auch", stimmte ich daher zu.

Das brachte alle im Raum zum Schmunzeln, sogar Koa, der deshalb zu Boden sah, damit man es nicht erkennen konnte. Ich tat es trotzdem und irgendwie erleichterte es mich.

Ich hatte die Angst, dass ich früher etwas sehr Schreckliches gemacht haben musste, das ihm einen Grund gab, mich nun so zu verabscheuen, wie er es manchmal tat. Es war seltsam. Meistens sah er einfach nur wütend aus, wenn er mich ansah, doch manchmal bildete ich mir ein, eine unstillbare Sehnsucht in seinem Blick zu erkennen. Es verwirrte mich. Aber vor allem machte es ihn interessant für mich.

„Magie wird dir im Normallfall nicht einfach geschenkt", begann Gordon. „Du weißt mittlerweile, dass sie uns umgibt, wenn wir in diesem Wald sind. Sie geht automatisch auf alles Leben über, das sich darin befindet, aber das heißt noch lange nicht, dass man sie dann auch nutzen kann. Es gibt zwei Wege, sich Magie anzueignen. Entweder man hat eine Veranlagung dazu und bringt die richtigen psychischen und physischen Voraussetzungen mit sich oder man muss sie an sich binden, durch Wissenschaft." Gordon legte eine Pause ein. Bisher kam ich noch mit, also nickte ich verstehend, auch wenn ich den Bezug von Wissenschaft und Magie noch nicht ganz herstellen konnte.

„Der erste Magier war eigentlich Forscher und Wissenschaftler. Alles, was du hier siehst, sind seine Wege, sich Magie anzueignen, wenn du eigentlich nicht dazu gemacht bist..."

Gordon schlug ein Buch auf, in dem verschiedenste Zeichen abgebildet waren. „Jede Rune steht für etwas anderes, jede verlangt einen anderen Preis und jede ist sehr mächtig. Hat man sie einmal, wird mal sie nicht mehr los oder kann sie austauschen. Magie ist nichts, womit man leichtfertig umgeht." Dabei sah er mich streng an, verlangte augenscheinlich eine Zustimmung von mir, also nickte ich schnell.

Mir fiel auf, dass ich einige dieser Runen bereits an Leuten in diesem Dorf gesehen hatte. Einige trugen besonders viele – Koa zum Beispiel – an anderen hatte ich bisher noch keine gesehen.

„Diese Runen sind also der Weg, Magie an sich zu binden..." Gordon nickte auf meine kurze Zusammenfassung. „Wie nutzt man Magie ohne sie?"

„Der Großteil der Menschen kann das nicht", antwortete Kira, nachdem Gordon ihr ein Zeichen gegeben hatte, fortzufahren. „Es bedarf jahrelanger Übung. Es ist anstrengend, aber eben das darf es nicht sein. Du suchst dir nicht aus, Magie zu beherrschen, sondern sie sucht sich dich aus. Und wenn sie dich nicht für würdig hält, sind die Runen deine einzige Chance. Deine Mutter und ihre Anhänger können Magie ohne Runen an sich binden. Allerdings ist das ein ziemlich gefährliches Unterfangen, denn sie kann sich auch gegen einen wenden, wenn man ihr zu viel Macht über sich selbst überlässt. Ich habe den Großteil meines Lebens zu der Gruppe deiner Mutter gehört. Aber, nachdem Eddi nicht mehr zurückkam, verzweifelte ich so sehr, dass mein Inneres aus dem Gleichgewicht kam und sich meine Magie gegen mich wandte. Die Gruppe versstieß mich aus Angst, ich würde den Verstand verlieren. Deine Mutter denkt wohl bis heute noch, ich wäre freiwillig gegangen... Jedenfalls fand Koa mich beim Jagen, er brachte mich hierher, wo Gordon mir half, die Magie aus mir zu leiten und dagegen abzuschotten."

Kira zeigte mir eine Rune auf ihrer Brust. „Das ist meine einzige. Sie ist eine Art Schlüssel, um die Magie auszusperren. Anderenfalls hätte sie mich vereinnahmt und ich wäre vermutlich verrückt geworden"

Ich erkannte in ihren Augen, dass sie zwar erleichtert war, dass es vorbei war und dankbar, dass Gordon ihr helfen konnte, doch, dass sie die Magie dennoch als verlorenen Teil von sich sah.

Wortlos legte ich meine Hand auf ihre und schaute sie an, trug die Aussage in meinem Blick, dass es mir leidtat für sie, aber auch, dass sie stolz war, dass sie nun als solch starke junge Frau vor mir saß. Ich verstand, was Eddi in ihr sehen musste. Sie war eine Kämpferin.

„Diese Rune ist also der einzige Weg, jemanden zu retten, wenn sich die Magie gegen einen wendet. Andererseits kann man, nachdem man schon mal eine dieser Runen getragen hat, nicht mehr auf anderem Wege an Magie gelangen", erklärte Gordon weiter.

Ich nickte verstehend. „Sonst noch was?"

Die Anwesenden wirkten belustigt. „Das war noch lange nicht alles, du Held.", schmunzelte Carter. „Aber ich bin dafür, dass wir mal langsam zum praktischen Teil des Workshops kommen"

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