Ich spürte, wie sich mein Brustkorb hob und senkte, wie die Luft meine Lunge durchdrang, mein Blut mit Sauerstoff versorgte und meinen Körper wieder verließ. Durch meine geschlossenen Augenlider erkannte ich, dass es hell sein musste, trotz der Schatten, die um mich herumhuschten. Ich vernahm verschiedene Stimmen und einen Druck in meiner Hand.
Langsam öffneten sich meine Augen. Ich sah eine weiße Wand über mir, hörte, wie jemand hauchte: „James, du bist wach... endlich" Es klang erleichtert.
Langsam wandte ich den Blick dorthin und schaute den Mann, der neben dem Bett saß, in dem ich augenscheinlich lag, an. Ich schluckte, um dieses trockene Gefühl in meinem Hals loszuwerden, doch das verursachte nur, dass ich husten musste.
„Wasser!", rief der Mann, der noch immer meine Hand hielt. Von der anderen Seite wurde ich plötzlich aufgesetzt und mir wurde Wasser an die Lippen gekippt, ganz langsam und sanft, sodass ich etwas trinken konnte, ohne mich dabei zu ertränken.
„Wie geht es dir, James?" Der Mann neben mir drückte meine Hand, sah mich dabei erwartungsvoll an.
Das Glas wurde von meinem Mund entfernt, ich schluckte nochmal und sah schließlich den mir Fremden erneut an.
„Wer..." ich musste husten, schluckte erneut und sprach dann weiter. „Wer sind Sie? Wo... Wo bin ich hier?"
Ich versuchte mich umzusehen, doch leider konnte ich mich nicht wirklich viel bewegen.
„James" Der Mann klang schockiert. „Ich bin dein Vater... du bist zuhause, in deinem Zimmer..."
Regungslos schaute ich ihn weiterhin an, wartete auf Erklärungen. Ich hatte keine einzige Erinnerung, außer an die wenigen Minuten, die ich nun schon wach war. Das einzige, was ich gerade hatte, waren Gefühle und die trieben mich einfach nur weg von hier. Das fühlte sich falsch an. Alles davon.
Langsam, aber so kraftvoll ich konnte, löste ich meine Hand aus dem Griff meines Vaters. Er wirkte resigniert dabei. „Du hattest einen Unfall und hast dich dabei schwer verletzt. Du lagst einige Wochen im Koma... aber ich bin so froh, dass du jetzt wach bist"
Der alte Mann lächelte, hatte Tränen in den Augen, doch in mir rührte sich noch immer nichts. Ich empfand keinen Funken Mitleid für ihn.
„Ich will allein sein" Ich klang ruhig, aber bestimmend. Sofort begann mein Vater zu nicken, schickte alle aus dem Raum. Er selbst blieb noch hier, um mir zu erklären, auf welchen Knopf ich drücken musste, damit ich Hilfe bekam, wenn ich solche brauchte, ehe auch er das Zimmer verließ.
Ich war erleichtert, als ich alleine war, spürte aber auch eine gewisse Unruhe. Ich musste hier weg. Ich wusste nicht wieso, ich wusste nicht wie, ich wusste nur, dass alles andere schlimme Konsequenzen haben würde.
Mein Körper war gerädert. Es kostete mich unheimlich viel Kraft, die Decke von meinem Körper zu schieben, um aufzustehen. Eine lockere Hose und einen leichten Pullover trug ich bereits. Ich durchsuchte die Schränke in meinem Zimmer und zog mir Strümpfe, Schuhe und eine Jacke an.
Jeder Meter war ein Kampf, um voranzukommen, mein Körper schien gegen mich zu sein, aber ich gab alles. Sehr weit kam ich damit aber leider nicht, denn ich musste feststellen, dass vor meiner Tür Wachen postiert worden waren.
„Na wo willst du denn hin?", grinste einer der beiden hämisch.
„Zu meinem Vater" ich versuchte mir weder die Überraschung, noch den Schock anmerken zu lassen, dass ich anscheinend bewacht wurde. Das bedeutete für mich eins: Jemand wollte mich hier festhalten. Das tat nichts anderes als in mir den noch dringenden Wunsch auszulösen, zu verschwinden.
„Wir geben ihm bescheid, er wird gleich zu Ihnen kommen. Legen Sie sich wieder hin, James, das ist das Beste für sie"
„Nein", murmelte ich schwach, wollte gehen, doch der Größe unfreundliche Kerl hielt mich ziemlich brutal fest.
„Es reicht mir langsam mit dir. Kannst du nicht endlich aufgeben?!", zischte er und zerrte mich zurück ins Bett, während seine Kollegin irgendjemanden verständigte.
Der Kerl fixierte mich am Bett, aber ich wehrte mich, so stark ich es nun mal konnte. Er schlug mir ins Gesicht, sodass ich sofort Blut neben meinem Auge herabfließen spürte.
„Du sollst ihm nicht immer so zusetzen, verdammt!", brüllte seine Kollegin ihn an, kam ins Zimmer und riegelte es von innen ab.
„Was ist los?"
„Wir werden angegriffen"
Während die Frau über Funk Verstärkung anforderte, lag ich benommen da, weshalb der Große aufhörte, mich zu beachten und sich daran machte, den Raum auch an den Fenstern zu verriegeln. Eine Zeit lang war es komplett still, bis dumpfe Schritte erklangen, immer mehr von ihnen, die immer näher kamen.
Meine Bewacher fluchten, positionierten sich bewaffnet vor meiner Tür und bereiteten sich sichtlich auf einen Kampf vor. Indes schlich ich mich wieder aus dem Bett.
Mittlerweile hämmerte es an die Tür. Man vernahm Schreie und das Geräusch von Klingen, die aufeinander trafen. Ich konnte nicht länger warten, stürmte auf die Tür zu, riss dabei die Klinge ab, sodass sie sich von allein öffnete und mir der Kerl entgegenkam, der mehrfach dagegen gesprungen war. Er landete direkt auf mir, sodass ich schmerzerfüllt aufstöhnte.
Aus zusammen gekniffenen Augen sah ich seinen überraschten Blick, indem sich ebenfalls etwas für mich Unergründliches widerspiegelte.
Wir verweilten nicht lange in dieser Position aber lange genug, damit ich mir einbilden konnte, dass ich diesen Mann schon ewig kannte.
Er wurde brutal von mir gerissen, ich blieb weiterhin liegen und sah, wie er sich verteidigte. Jemand zog mich auf die Füße, doch ich hielt meinen Blick immer weiter auf dem Fremden.
Er kämpfte gegen meine Bewacher, jedoch ohne Waffen. Er wehrte die Angriffe mit bloßen Händen ab, ließ die Schwerter auf seinen Arm krachen, doch nichts passierte ihm. Es war, als sei er unzerstörbar.
Ich hatte gar nicht bemerkt, dass mich die Person, die mich auf die Beine gezogen hatte, bisher nicht losgelassen hatte, bis sie „Koa!" in die Richtung des Kämpfers rief, den ich so bewunderte, und mich wegzerrte.
„Geht vor, ich komme nach!", gab er als Antwort, kämpfte weiter. Es war faszinierend: Obwohl er alleine war, schien es, als habe er die Überhand und spielte nur mit seinen Angreifern.
Er sah so elegant dabei aus, beinahe, als würde er tanzen, aber dennoch drückte sich durch jede seiner Bewegungen eine ungeheure Aggression aus. Er sollte mir Angst einjagen, doch in Wahrheit faszinierte er mich einfach nur.
Ich merkte kaum, wie ich weggezogen wurde, bis sich die Tür schloss und ich den Blick auf den Kampf verlor. Ich nahm die Welt um mich herum wieder besser war, erkannte die ganzen leblosen Körper auf dem Boden liegen, das Blut und begriff, dass ich gerade dabei war, entführt zu werden.
Ich begann mich zu wehren.
„Verdammt! War ja klar, dass es nicht so einfach geht", fluchte der Kerl, der an mir herum zerrte, sagte irgendetwas auf einer mir Fremden Sprache und pustete mir ins Gesicht. Sofort wurde mir unheimlich schwindelig, ich taumelte ein paar Schritte und hatte schließlich keine andere Wahl als mich der Bewusstlosigkeit hinzugeben.
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Memories
Fantasía"Die Evolution hat es bewiesen: Nur die Besten, nur die Stärksten, nur die Kaltblütigsten überleben. Heute heißt es: Wir oder die anderen! Leben oder tot! Aber wir haben einen Vorteil: Wir haben Magie!" Ich bin James, 21, und das ist die Geschichte...