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„Ich bin mir wirklich nicht sicher, ob das so eine gute Idee ist" Zweifelnd sah ich Tony an und richtete meine Taschenlampe auf ihn.

„Das ist eine hervorragende Idee, Jamie, glaub mir einfach" Ich hörte das freche Grinsen aus seiner Stimme heraus, während ich weiter hinter ihm herschlich.

Wir hatten heute Nachmittag beim Chillen entdeckt, dass die Hütte im Garten meiner Eltern ein paar lose Dielen hatte. Eigentlich hatten wir sie reparieren wollen, doch als wir sie wieder gerade hinlegen wollten, war uns aufgefallen, dass man sie komplett rausnehmen konnte. Eine Leiter hatte von dort aus nach unten geführt und wir hatten beschlossen, nachts wieder zu kommen, damit meine Eltern uns nicht erwischen konnten, da sie dort unten offensichtlich etwas vor uns geheim halten wollten.

Wir hatten so eine Art Keller entdeckt und erkundeten nun jeden Raum davon. Der eine hatte nach einer Abstellkammer für uns ausgesehen, doch der Raum, den wir nun betraten war doch deutlich interessanter.

„Na was haben wir denn hier?", grinste Tony und leuchtete auf einen Tisch, der so aussah wie der unseres Lehrers im Chemielabor der Schule.

Tony hatte Spaß dabei, diese Dinge zu entdecken, doch mir stellte sich währenddessen die Frage, ob ich meine Eltern denn überhaupt kannte. Wie konnten sie das 15 Jahre lang vor mir verheimlichen?

„Hei schau mal!" Tony beleuchtete ein Regal voller Flüssigkeiten.

„Was soll das sein?", fragte ich verwirrt und trat näher heran. Tony zuckte mit den Schultern und ging weiter. Er fand ein Notizbuch, blätterte es ein bisschen durch, ohne dem Inhalt wirklich Beachtung zu schenken und ging dann in den nächsten Raum.

Ich wollte ihm folgen, jedoch sah ich beim Vorbeilaufen auf das Buch und erkannte meinen Namen darin. Ich blieb stehen und las: „Jamie reagiert weiterhin gut auf die Behandlungen. Er zeigt keine Anzeichen außergewöhnlicher Kräfte mehr. Jedoch scheint er zu spüren, dass etwas nicht stimmt. Je länger seine Eltern ihm das Mittel verabreichen, desto weiter zieht er sich zurück. Er lässt nur noch Anton und Edward an sich heran. Daher forsche ich an einem Weg, seinem Hirn die richtige Menge an Endorphinen zukommen zu lassen." Im Folgenden wurden Versuchsabläufe beschrieben, Theorien und Vermutungen. Am Ende der Seite war mit einem gekritzelten W unterschrieben worden.

„Tony!", rief ich. „Komm mal her!"

Er musste am Klang meiner Stimme heraushören, wie dringend diese Angelegenheit war, denn er eilte sofort zu mir. Ich musste nichts sagen. Er erkannte meinen Schock und las sich das durch, was ich gerade zu verarbeiten versuchte. Danach schaute er mich aus großen Augen an.

„Was hat das zu bedeuten, Tony?", hauchte ich fassungslos.

Er schüttelte den Kopf und legte die Hand auf meine Wange, so als würde er mir dadurch zeigen wollen, dass er mich immer festhalten würde, egal, was passierte. Dass er immer für mich da war. „Ich weiß es nicht. Aber wir finden es heraus. Versprochen"

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