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Ich klopfte zwei Mal kräftig gegen die Tür zu Gordons Bibliothek und war erleichtert, als er mir durch sein „Herein" die Erlaubnis zum Eintreten gab.

„Hallo, James!", freute er sich.

„Hi, Gordon."

Sofort veränderte sich sein Blick. „Was ist denn los, mein Junge?" Er sah mir sofort an, dass etwas nicht stimmte.

Ich schüttelte leicht den Kopf, da ich wusste, dass es albern war. „Ich wollte wissen, ob du vielleicht noch etwas von Moira gehört hast..."

Gordon verneint. „Allerdings wollten sie sich doch auf dem Heimweg Zeit lassen. Sie sollten die Tage in ihrem Lager ankommen und werden dann bescheid geben... Keine Sorge" Er lächelte mich zuversichtlich an, sodass ich seufzend nickte. 

"Was wurde denn jetzt aus dem eigentlichen Grund unserer Besprechung mit Moira? Wird sie uns im Falle eines Kampfes unterstützen?"

Gordon schmunzelte. "Darum lass sich mal die Erwachsenen kümmern, James"

Ehe ich widersprechen konnte, redete er auch schon weiter. „Ich habe gehört, du trainierst mit Carter und Koa..." Dabei wirkte er sehr erfreut. „Das wird auf jeden Fall hilfreich sein."

„Ich habe schon viel gelernt in der kurzen Zeit", bestätigte ich, noch immer verwirrt davon, dass er das andere Thema einfach abgeschnitten hatte. Jedoch war ich zu sehr von der von ihm ausgehenden Autorität beeindruckt als, dass ich ihm durch einen erneuten Versuch zu widersprechen meinen scheinbar fehlenden Respekt beweisen würde. Ich respektierte Gordon, ich hielt ihn für sehr weise, doch dennoch wollte ich das Denken und Handeln nicht gänzlich ihm überlassen. 

nichts ahnend von meinen Gedanken antwortete Gordon auf meine Aussage. „Das hat Koa mir bereits erzählt. Er ist sehr stolz auf dich"

Das brachte mich sofort unwillkürlich zum Lächeln. Natürlich war das nicht das Primärziel gewesen, doch so als Nebeneffekt war das nicht mal so schlecht. Tony war ein knallharter Trainer, doch ich wusste, dass ich somit auch die beste Vorbereitung auf reale Situationen bekam. Und je mehr er mich im Training schikanierte, desto lieber war er hinterher auch zu mir.

„Er hat mich außerdem über eure Reise informiert. Ich bin froh, dass ihr es nochmal versuchen wollt..." Gordon stoppte, als er meinen verwirrten Blick bemerkte. „Oh" Er schien begriffen zu haben, dass ich noch nichts von einer Reise wusste.

„Dann schlage ich dir vor, du sprichst darüber mal mit Koa..." Er bereute es sichtlich, dies nun ausgeplaudert zu haben, vor allem, als er bemerkte, wie wenig mir das gefiel. Wie kam Tony denn auf die Idee, irgendwelche Pläne mit mir zu machen, ohne mich davon zu unterrichten?

Ich verabschiedete mich von Gordon und ging sofort angespannt zu Tonys Haus, gegen dessen Türe ich dann hämmerte. Es war noch ziemlich früh, doch darauf achtete ich nicht. Dank dem schlechten Traum war ich ohnehin schon eine Weile wach und für mich war es quasi Mittag. Doch nicht für alle anderen. Denn Tony sah noch ziemlich verschlafen aus, als er die Tür öffnete. Verschlafen... und verdammt gut.

Er trug nur eine Unterhose, seine Haare standen noch verrückter zu allen Seiten ab als sonst und er kniff die Augen zusammen, da es ihm wohl noch zu hell war. Ich bemerkte erst, dass mein Mund offenstand, als ich kurz davor war zu sabbern.

„Was ist los?"

Oh diese Stimme...

„I-i-ich... ich komme sp-später nochmal", stotterte ich, auf seine Brust sehend und mit dem Blick unbewusst immer weiter runterwandernd.

Tony brummte unzufrieden: „Jetzt bin ich schon wach" und zog mich ins Haus.

Mein Fluchtversuch hatte sicherlich nicht den Hintergrund gehabt, dass ich ihn weiterschlafen lassen wollte. Jedoch lenkte mich sein Anblick dermaßen ab, dass ich ganz vergaß, wütend auf ihn zu sein. Sah er mit Absicht so gut aus?

„Mach's dir gemütlich, ich gehe mir schnell was anziehen."

„Nein, nein, nicht nötig", schoss ich hervor, bevor ich meinen Mund kontrollieren konnte.

Da Tony sich schon zum Gehen abgewandt hatte, drehte er sich jetzt mit verwirrtem Blick zu mir und musterte mich. Dann schlich sich ein breites Grinsen auf seine Lippen und ich sah beschämt zu Boden. Verdammt.

„Was hältst du davon, wenn du mit hoch kommst?", hakte er schließlich nach, kam zu mir und nahm meine Hand.

Ich schluckte heftig. „Ich... also eigentlich..."

Sein raues Lachen unterbrach mich. Er drückte mein Gesicht sanft nach oben und strich mir schließlich eine der langen Haarsträhnen hinter das Ohr.  „Nur zum Reden. Und danach schläfst du am besten nochmal eine Runde, du bist ganz durcheinander heute" Gegen Ende klang er besorgter und musterte mich dementsprechend.

Ich brachte nur ein Nicken zu Stande und folgte ihm schließlich die Treppen nach oben, dabei weiterhin seine Hand haltend. Meine Wangen schienen zu glühen.

Wir betraten ein Zimmer, indem es seltsamerweise nach Duftkerzen und Blumenwiese roch. Es war dunkel, daher erkannte ich nicht so viel. Tony schaltete das kleine Licht neben seinem Bett an und legte sich schließlich rein. Danach sah er mich auffordernd an und klopfte neben sich.

Ich lief langsam um das Bett herum und setzte mich schließlich zu ihm. Das war irgendwie eine komische Situation. Viel zu vertraut und romantisch dafür, dass ich ihm einen Einlauf hatte verpassen wollen.

„Also, was liegt dir auf dem Herzen?" Er sah mich fragend an und platzierte seinen Arm so, dass er mit den Haaren in meinem Nacken spielen konnte.

„Ich war bei Gordon und er hat mir erzählt, dass du irgendeine Reise mit mir vorhast..."

Die Augen leicht zusammenpressend murmelte er einen Fluch. „Ja, das wollte ich dir heute nach dem Training erzählen... Ich glaube, wir sollten nochmal zu dem Baum..."

„Wieso?", fragte ich verwirrt.

„Ich habe eine Idee, aber, wenn ich sie dir verrate, wird sie nicht funktionieren"

Meine Augenbrauen schossen hoch und ich sah ihn kritisch an. Tony seufzte und hörte mit den Spielereien an meinen Haaren auf. „Vertraust du mir, Jamie?"

Sofort, als ich nicht umgehend bejahte, wirkte er enttäuscht. Ich wollte ihn jedoch nicht anlügen. Auf welcher Grundlage konnte ich ihm denn vertrauen? Es konnte immer noch sein, dass er mir einfach nur sehr gut etwas vormachte, auch, wenn ich nicht glauben konnte, dass jemand so viel Energie in solch ein falsches Spiel stecken würde. Doch sein Vater hatte das getan. Sein Vater war ein schrecklicher Mensch und er hatte mir Schreckliches angetan. Er hielt nach wie vor meinen Bruder irgendwo gefangen. Andererseits hatte er aber auch Tony sein Leben lang terrorisiert. Klar konnte er mich, was das und auch alles andere anging, anlügen, doch ich glaubte ihm, einfach, weil mein Herz es mir sagte. Es fühlte sich richtig an.

Schließlich nickte ich also doch und flüsterte: „Ja, ich vertraue dir"

Tony lächelte leicht, vor Erleuchtung und Freude. „Dann lass uns morgen losgehen, okay?"

„Nur wir zwei?"

„Nur wir zwei", bestätigte Tony. Ich stimmte durch ein Nicken zu. „Okay."

Tony lächelte mich an. Er rutschte etwas zu mir auf, strich mein Haare zurück und gab mir einen Kuss auf die Wange. Schließlich sah er leicht nervös aus, doch beruhigte sich schnell, als er mein Lächeln erkannte.

„Hast du heute Morgen noch was Wichtiges zu tun?", wollte er von mir wissen und rutschte runter, um sich hinzulegen. Ich verneinte.

„Dann komm her" Er hob einen Arm und sah mich erwartungsvoll an.

Wie von alleine rutschte ich ebenso runter wie er vorhin und lag schließlich neben ihm. Er kuschelte sich an meine Schulter und hielt dabei meinen Arm fest.

Durch den Schmerz in meinen Wangen bemerkte ich mein Grinsen und fuhr einmal sanft mit der Rückseite meines Zeigefingers über Tonys stopplige Wange. „Schlaf schön" 

Er antwortete nicht mehr, da er bereits eingeschlafen war.

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