Es war ein ganz normaler Tag.
Die Sonne schien heiß auf den Asphalt und ich saß neben meinem Bruder auf dem Beifahrersitz.
Er lenkte das Auto geschickt auf dem Schulparkplatz und hielt schließlich.
Die Fahrt über hatten wir beide eisern geschwiegen.
Jetzt tat es mir bereits leid, dass ich mich mit ihm zuvor gestritten hatte.
„Jack, es tut mir leid."
„Ist schon gut, Mae. Lass uns gehen, bevor wir zu spät kommen."
Er zerzauste liebevoll meine Haare und eilte mit großen Schritten voran.Augenrollend machte ich mich ebenfalls auf den Weg und betrat das riesige Gebäude. Es war aus sandfarbenem Stein und sah einladend aus. Große Fenster ließen eine Menge Licht herein und überall hingen Gemälde an den Wänden und Pflanzen zierten die Flure. Es war eine schöne Schule, allerdings auch nicht für jeden zugänglich. Die Meghlay Privatschule galt als eine der besten im Umkreis und ich wusste ehrlich nicht, was ich hier sollte. Meine Noten waren nicht schlecht, aber trotzdem fühlte ich mich etwas fehl am Platz.
Ich betrat den Klassenraum und setzte mich an meinen Sitzplatz am Fenster. Gedankenverloren schaute ich auf den Pausenhof und bemerkte Mike nicht. Erst als er mich sanft an der Schulter berührte, schreckte ich aus meinen Gedanken und sah ihn verwirrt an. Er war schlank und muskulös, hatte blonde Haare, die er frech hoch gegelt hatte, soweit das bei seinen kurzen Haaren möglich war. Seine braunen Augen sahen mich fragend an und einmal mehr wurde ich mir bewusst, wie gut er aussah.
„Hey."
Zaghaft lächelte ich ihn an. Er setzte sich halb auf meinen Tisch und beugte sich zu mir vor. Sein Gesicht war ganz nah vor meinem und ich weitete meine Augen.
„Immer verschwindest du in deiner eigenen Welt..."
„Jetzt bin ich ja da, was willst du?"
Er gab mir einen Kuss auf die Wange und lehnte sich dann wieder zurück.
„Nur reden", erklärte er schulterzuckend. Mit einem Seufzen schubste ich ihn von meinem Tisch und grinste ihn höhnisch an.
„Andere haben Unterricht. Du solltest dich beeilen und endlich zu deiner Klasse gehen."
Gespielt empört schulterte er seinen Rucksack und ging aus der Klasse. Mike war ein guter Freund von mir und leider ebenfalls von meinem Bruder. Es war schon irgendwie komisch, aber bis jetzt gab es keine Komplikationen.
Mittlerweile hatte sich die Klasse gefüllt und auch unser Lehrer bereitete sich vorne am Pult vor. Daniel Brown. Noch ein Referendar, aber bald ein ausgebildeter Lehrer, dem jetzt schon alle Mädchenherzen gehörten. Mit seinem braun gebrannten Körper, diesem Lächeln und dem manchmal strengen Gesicht, war er die perfekte Mischung Mann, der selbst ich nicht widerstehen konnte.
Jess, Hanna und Amy versammelten sich bei mir und wir redeten noch eine Weile über belangloses Zeugs, bis sich Brown räusperte und die anderen an ihren Platz eilten. Seine Augen ruhten einen Augenblick auf mir und ich verzog nur abschätzend den Mund.
Die Stunde verging viel zu schnell und die anderen waren bereits aus der Klasse gestürmt, als ich meine Tasche packte und gehen wollte. Doch Brown hielt mich zurück. Seine Stimme klang dabei etwas rau und ich drehte mich erwartungsvoll zu ihm um.
„Gibt es irgendein Problem?"
Brown schien einen Moment darüber nachzudenken, bis er mir antwortete.
„Nein, ich wollte nur kurz mit dir über deinen Aufsatz sprechen."
„Stimmt damit etwas nicht?"
„Keines Falls. Er ist nur verbesserungsfähig. Wenn du Lust hast, können wir uns ja mal zusammen hinsetzen und einige Stellen überarbeiten?"
„Jetzt?"
„Nein. Morgen nach der siebten Stunde?"
„Von mir aus. Ich werde da sein."
Zum Abschied schenkte ich ihm ein anzügliches Lächeln. In der Kantine setzte ich mich zu meinen Freundinnen und erwähnte kein Wort von dem Gespräch mit Brown. Das sollte mein kleines Geheimnis sein...
„Wo warst du so lange?"
Amy sah mich aus ihren blauen Augen an. Sie war eine typische Blondine, mit den perfekten Maßen und einem hohen Beliebtheitsgrad bei den Jungs, ebenso wie bei den Mädchen.
„Ich hab mich nur ein wenig frisch gemacht."
„Sag mal, läuft da was zwischen dir und Mike?!"
„Wie kommst du drauf?"
„Er starrt dich die ganze Zeit so an..."
Kopfschüttelnd lächelte ich sie an und senkte meine Stimme ein wenig.
„Er ist ein guter Freund, mehr nicht."
Hanna und Jess sahen mich beide verschwörerisch an. Die beiden waren Geschwister und sahen sich ziemlich ähnlich. Beide schokobraune Haare, die glatt über ihre Schultern fielen. Das schmale und blasse Gesicht, mit den graublauen Augen und der kleinen Stubsnase. Dazu kamen noch die zierliche Figur und die Designerklamotten.Der Unterricht war endlich vorbei und ich schlenderte gemütlich zum Auto meines Bruders. Er wartete bereits auf mich und grinste.
„Was?"
„Mike steht auf dich."
Verblüfft starrte ich Jack an und stöhnte.
„Das ist nicht dein Ernst, oder?"
„Und wie das mein Ernst ist!"
Genervt ließ ich mich auf den Beifahrersitz fallen und wir fuhren los.
„Und was soll ich jetzt machen"„Geh mit ihm aus!"
„Aber er ist ein guter Freund und nicht mehr."
„Du kannst ihm doch wohl kaum sein Herz brechen, Schwesterherz."
„Offiziell weiß ich nichts von seinen Gefühlen, erst wenn er es mir selbst gesteht."
„Manchmal bist du ein richtiges Biest."
„Manchmal?!"
Wir lachten und fuhren die Einfahrt rein. Ich stürmte ins Haus und verkroch mich schweigend in meinem Zimmer. Mein bester Freund, Mike, konnte mir doch diesen Mist nicht ehrlich antun wollen?! Gedankenverloren starrte ich Löcher in die Luft. Ein leises Klopfen an meiner Tür, brachte mich in die Realität zurück.
„Nur zu, meine Tür steht immer offen."
Jack kam rein und machte es sich neben mir auf meinem Bett gemütlich.
„Gehst du heute Abend eigentlich auf die Party?"
„Natürlich."
Ich schnaubte und musterte ihn genauestens. Seine Miene verriet mir, dass er eigentlich nicht damit einverstanden war, doch ich würde bestimmt nicht die Party des Jahres verpassen.
„Dann komme ich mit."
„Du kannst nicht immer meinen Aufpasser spielen!"
Entsetzt sprang ich auf und stemmte wütend meine Hände in die Hüfte.
„Entweder so oder gar nicht."
„Das ist unfair! Du kannst deinen Spaß haben und so viele Mädels wie du willst abschleppen, aber ich soll brav meine Unschuld bewahren...!"
„Willst du jetzt wirklich mit mir darüber diskutieren?"
Ergeben schüttelte ich den Kopf und gab meine Haltung auf. Jack zog mich zu sich und ich atmete den mir vertrauten Geruch seines Parfums ein.
„Trotzdem ist es unfair."
„Glaubst du wirklich, ich bin eine männliche Hure?"
Seine Wortwahl erschreckte mich. Für einen kurzen Moment schaute er etwas traurig aus.
„Nein, nur dein Ruf eilt dir mächtig voraus."
Wenn ich ehrlich war, hätte ich ihn nicht von der Bettkante gestoßen, wenn er nicht mein Bruder wäre.
Augenblicklich hob sich seine Laune und er funkelte mich wild mit seinen Augen an.
„Fang schon mal an, dich fertig zu machen. Es dauert nicht mehr lange, bis die Party anfängt."
Ich schaute auf die Uhr und tatsächlich, waren es nur noch zwei Stunden, bis dahin. Aufgeregt durchwühlte ich meinen Kleiderschrank. Jack lachte nur und beobachtete mich die ganze Zeit über. Im Bad schminkte ich mich und bearbeitete meine Haare mit dem Lockenstab. Wieder in meinem Zimmer, wollte ich mich umziehen, doch irgendwie schämte ich mich.
„Jack, ich will mich umziehen."
Schulterzuckend verzog er spöttisch den Mund.
„Es gibt nichts, was ich noch nicht gesehen hätte."
Er legt sich zurück ins Bett und schließt die Augen. Na ja, mir ist nicht gerade wohl dabei, aber ich ziehe mich schnell um und betrachte mich dann im Spiegel. Das schwarze Kleid war knielang und enganliegend. Es betonte meine schmale Hüfte und die leichten Rundungen, die ich besaß. Vielleicht war der V-Ausschnitt ein bisschen tief, aber schließlich war ich ja auch keine Nonne. Mein Bruder stand auf und pfiff leise.
„Hast du nicht ein Kleid, dass ein bisschen mehr Haut bedeckt?"
„Steck mich doch gleich ins Kloster."
„Lieber nicht, du bist viel zu heiß, um dich einzusperren."
Skeptisch sah ich ihn im Spiegel an. Hatte er mich gerade heiß genannt, mein Bruder?!
„Aus dir werde ich einfach nicht schlau."
„Gut so, Kleines. Können wir gehen?"
Ich nickte und wir machten uns auf den Weg.
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Leidenschaft verboten!
FanfictionMittlerweile hatte sich die Klasse gefüllt und auch unser Lehrer bereitete sich vorne am Pult vor. Daniel Brown . Noch ein Referendar, aber bald ein ausgebildeter Lehrer, dem jetzt schon alle Mädchenherzen gehörten. Mit seinem braun gebrannten Körpe...