Beschützer?!

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Der Morgen war grau und verregnet. Mit einem Vogelnest auf dem Kopf, ich könnte schwören, dass meine Haare so aussahen, ging ich ins Bad und hüpfte schnell unter die Dusche, bevor ich in einen warmen Pulli schlüpfte und mich fertig machte. Jack wartete bereits unten auf mich und sah ungeduldig zur Uhr.
„Wurde auch Zeit. Schwing deinen hübschen Hintern ins Auto."
„Nur keine Eile."
„Ich helfe dir gleich..."
„Ganz ruhig, wir kommen schon noch pünktlich."
Die Fahrt verlief schweigsam. Ich war zu sehr darauf konzentriert, nicht zu schreien, bei Jacks Fahrstil und er schenkte der Straße seine ganze Aufmerksamkeit, wofür ich wirklich dankbar war.
Die Flure in der Schule waren bereits leer. Das letzte Stück zu meinem Klassenraum, rannte ich und huschte gerade noch vor dem Lehrer in die Klasse. Heute war der letzte Schultag, dann würden die Ferien anfangen und ich war in bester Laune.
Nichts konnte mir heute die Laune verderben... nicht einmal Brown, der mich mit seinen Blicken versuchte zu erstechen. Ich verzog den Mund zu einem höhnischen Grinsen und beachtete ihn nicht weiter. Wenn ich mir da mal nichts vorgemacht hatte! Nach der Stunde forderte er mich auf, noch zu bleiben. Ehrlich jetzt, was sollte das bitte?! Hasste mich mein Leben so sehr??
„Was wollen Sie denn?"
„Ich muss mit dir sprechen."
Die Klasse war leer und ich fühlte mich nicht gerade wohl und doch versuchte ich mir nichts anmerken zu lassen.
„Ich wollte mich entschuldigen, wie das mit uns gelaufen ist."
Überrascht sah ich ihn an und er meinte es anscheinend ernst. Schulterzuckend lächelte ich.
„Schon gut. Ich weiß, was ich für eine Wirkung auf das männliche Wesen ausübe."
Jetzt lachte er und lehnte sich dabei elegant gegen das Pult. Wenn ich nicht noch immer in gewisser Weise von ihm schockiert gewesen wäre, hätte ich spätestens jetzt darüber nachgedacht, wie heiß er aussah. Mit Mike zwar nicht zu vergleichen, aber er konnte durchaus mithalten.
„Vielleicht können wir noch mal von vorne anfangen, Mae? Ich muss gestehen, ich mag dich. Keine Angst, ich will keine Affäre oder so etwas..."
„Kein Bedrängen und keine falschen Hoffnungen?"
„Nein, lediglich ganz normale Freunde."
„Von mir aus. Wenn du dann meine Hausaufgaben machst."
„Ich bin keiner von deinen kleinen Hofnarren."
Er grinste und unweigerlich musste ich auch grinsen. Ja, auf der einen Seite war er ein Arschloch, aber auf der anderen Seite, konnte er nett sein. Mal abgesehen davon, dass er wusste, wie er mit mir umgehen musste.
Ich legte den Kopf etwas schief und fixierte Brown.
„Und ich dachte, wir wären Freunde."
„Hau schon ab, ich muss meinen Unterricht vorbereiten."
„Jetzt werde ich auch noch rausgeschmissen."
Ich schaute ihn gespielt entsetzt an und winkte noch zum Abschied, bevor ich auf den Flur trat, wo Mike stand.
Nachdenklich musterte er mich und irgendwie sah er wütend aus.
„Was wollte Brown schon wieder?"
„Nichts. Warum fragst du?"
Schulterzuckend kam er zu mir und legte besitzergreifend einen Arm um mich. Zusammen gingen wir in die Cafeteria.

Auch der Vormittag war irgendwann vorbei und ich freute mich auf das Lagerfeuer heute Abend. Wir zelteten alle im Wald und eigentlich glich das mehr einer Orgie, als wirklich einem Campingausflug. Ich packte eine Tasche und zog mich um, bevor ich zusammen mit Jack und Mike zum vereinbarten Treffpunkt fuhr.
„Dass du mir ja nichts Unanständiges machst, Mae. Denk dran, ich bin auch da."
„Oh Gott. Als ob ich jemals die Chance dazu hätte."
„Und falls doch, dann benutz es bitte."
Fragend sah ich ihn an und quiekte auf, als Jack mir ein Kondom entgegen hielt.
„Das ist nicht dein Ernst, Jack!!"
„Steck es einfach ein. Ich weiß genau, wie es hier oben zugeht."
Murrend schob ich es schnell in meine Tasche und bedachte Jack mit einem bösen Blick. Zum Glück war in diesem Moment Mike nicht dabei gewesen! Es war mir jetzt schon peinlich genug.


Ich entdeckte Amy, Sara und Jess, die schon ungeduldig auf mich warteten.
„Da bist du ja endlich!"
„Sorry, ich musste noch kurz mit meinem Bruder reden."
„Ist er heute auch hier?"
„Leider ja."
„Er sieht heiß aus."
„Jess, bitte!"
„Was denn, stimmt doch!"
Ich rollte genervt mit den Augen und wandte mich Amy zu.
„Was geht in deinem hübschen Köpfchen vor, Süße?"
„Ehm, entschuldige. Nichts..."
„Wer ist denn der Glückliche?"
Mit geweiteten Augen sah sie mich an und zog mich beiseite.
„Bitte, du darfst das niemanden erzählen."
„Ich höre?"
Sie schien mit sich zu hadern, seufzte dann und flüsterte.
„Du kennst doch Tom aus der Abschlussklasse? Wir haben uns ein paarmal getroffen und eigentlich dachte ich, dass heute Abend, DER Abend sein könnte."
„Du willst echt mit ihm schlafen?"
„Hast du mal seinen Körper gesehen?! Ich sag nur heiß... und abgesehen davon, mag ich ihn."
Lächelnd umarmte ich sie und gab ihr einen Kuss auf die Wange.
„Süße, schmeiß dich an ihn ran und mach was draus."
„Danke."

Wir saßen alle um das große Lagerfeuer. Ich zu meinem Leidwesen neben Mike, der gerade mit einem Mädchen aus der Unterstufe flirtete. Was sollte das?! Konnte er nicht wenigstens ein bisschen Rücksicht nehmen?
Genervt machte ich mir an meinem Stockbrot zu schaffen und versuchte mich abzulenken. Ja, ich war eifersüchtig und nein, ich würde deshalb jetzt kein großes Theater veranstalten. Ich zuckte zusammen, als mich jemand an stupste und sah verwirrt auf. Mike lächelte mich an und hielt mir einen Becher hin. Misstrauisch nahm ich das Getränk und nippte. Die hatten wohl vor, uns alle heute Abend in den sicheren Tod zu trinken. Wenn die überall so viel Alkohol reingeschüttet hatten, konnte ich nur erahnen, was nachher los sein würde.
„Was ist los, Mae?"
„Nichts."
Matt lächelnd wandte ich mich von Mike ab und trank den Becher in einem Zug leer. Anders würde ich den Abend nicht überstehen. Wahrlich nicht...

Alles war voll im Gange. Neben mir saß einer aus der Abschlussklasse und verpasste mir gerade einen Knutschfleck, während die anderen bereits in ihren Zelten waren.
„Wir sollten auch schlafen gehen."
Ich kicherte und brachte etwas Abstand zwischen uns. Er sah gut aus, sportlich, blonde Haare und klare Gesichtszüge. Trotzdem reizte er mich nicht weiter.
„Dir ist bestimmt klar, dass die alle noch nicht schlafen."
Er sah mich anzüglich an und ich konnte nicht anders, als mich nach vorne zu beugen und ihn zu küssen. Wir beide stanken nach Alkohol und eigentlich konnte ich mir besseres vorstellen, als ihn zu küssen, neben bei wusste ich ja nicht mal seinen Namen. Er zog mich dichter an sich und ließ seine Hände zu meinem Hintern gleiten. Das war es. Mehr passierte nicht, da Mike in diesem Moment auftauchte und ihn mit voller Wucht von mir losriss.
„Such dir gefälligst eine andere, die du flachlegen kannst!"
Der Kerl suchte schnell das Weite und ich saß einfach nur da und starrte Mike an.
„Wieso darf ich eigentlich nie meinen Spaß haben?!"
Trotzig verschränkte ich meine Arme vor der Brust und schmollte. Mike zog mich hoch und dirigierte mich zu einem Zelt.
„Weil du mein Mädchen bist und jetzt rein da."
Seine Stimme duldete keine Widerrede und schließlich kabbelte ich in das kleine Zelt rein und legte mich in einen der Schlafsäcke. Es raschelte und kurze Zeit später lag Mike ebenfalls da.
Schnaubend drehte ich mich zu ihm um und stützte mich auf meinen Ellenbogen ab, um ihn besser sehen zu können.
„Du bist unmöglich. Selbst vögelst du dich durch die ganze Schule und ich darf nicht mal einen Kerl haben."
Seine Augen verdunkelten sich und plötzlich war er mir ganz nah. Sein süßlicher Atem schlug mir entgegen und ließ mich blinzeln.
„Sie würden dir alle nur das Herz brechen."
Kurz berührte er meine Wange und strich sanft über meine Lippen, dann beugte er sich vor und...

Leidenschaft verboten!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt