Ein großes bisschen Gefühlssalat Teil 2

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Ich wachte in Unterwäsche neben Robert auf und stöhnte. Meine Haare standen in alle Richtungen ab und mein Kopf drohte zu explodieren. Mühsam befreite ich mich von der schweren Bettdecke und zog mir meine Klamotten über, die ordentlich auf einem Sessel neben der Tür lagen. Leise schlich ich durch den Flur und wollte gerade die Treppe runter gehen, als mich ein zu bekanntes Räuspern stoppte.
"Du bist schon wach, Mike?"
Mit eingezogenem Kopf drehte ich mich zu ihm um. Ertappt, würde ich mal sagen. Aber wobei denn genau?!
"Wir haben bereits Mittag, Mae. Du kommst von Robert, nicht wahr?"
"So zu sagen..."
Wollt ihr ehrlich wissen, was gestern noch passiert ist? Hm. Ich weiß es nämlich nicht mehr! Also falls jemand was mitbekommen hat, würde ich gerne wissen, ob ich mit Robert geschlafen hatte oder nicht. Aber pessimistisch wie ich war, ging ich direkt vom schlimmsten aus.
Mike sah mich mit diesem mitleidigem Blick an, vielleicht war er auch etwas verletzt, immerhin hatte er immer noch Gefühle für mich, aber ich konnte es nun mal nicht ändern.
"Es ist deine Sache was du tust, aber sei einfach vorsichtig. Robert wird dich wie alle anderen vor dir auch einfach fallen lassen."
"Ich weiß, du machst dir nur Sorgen. Aber das brauchst du nicht."
Ich umarmte ihn und gab ihn einen Kuss auf die Wange. Mit einem arroganten Grinsen wuschelte er mir durch die Haare und gab mir einen Klaps auf den Hintern.
"Ich weiß schon. Und jetzt zeige ich dir dein Zimmer und du gehst duschen. So, wie du jetzt aussiehst, verschreckst du die anderen nur."
"Halt die Klappe!"
Wir lachten und Mike führte mich in ein kleines Eckzimmer, mit eigenem Bad. Die cremefarbenen Wände und die roten Möbel passten perfekt zusammen. Staunend drehte ich mich einmal um mich selbst und bewunderte das Zimmer.
"Wer hat das eingerichtet?"
"Ob du es glaubst oder nicht, dass war ich."
"Du hast ja verborgene Talente! Und jetzt lass mich alleine, ich muss mich fertig machen."
Ich streckte ihm die Zunge raus und schubste ihn Richtung Tür. Ohne weiter auf ihn zu achten zog ich mich aus und huschte unter die Dusche. Das warme Wasser entspannte und erfüllte mich mit Ruhe. Endlich konnte ich einfach mal alles vergessen, was mich die letzten Tage so beschäftigt hatte. Nun ja, jetzt hatte ich zwar ein neues Problem, aber das ließ sich verdrängen. Es musste ja nicht einmal sein, dass es wirklich passiert war. Bei Gelegenheit musste ich Robert unbedingt mal fragen.
In einem langärmeligen Baumwollkleid und ein paar Stiefeln ging ich runter und suchte die anderen.
Auf einer kleinen Terrasse saßen sie beieinander und lachten. Das Bild was sich mir bot war schön. Ich kam mir wie ein Eindringling vor. Das war immer schon ihre Tage hier gewesen, bei denen ich nichts zu suchen hatte. Traurig über diese Erkenntnis, wandte ich mich ab und ging zum See runter. Es war nicht kalt draußen, nur etwas frisch. Kein Wunder, da der Herbst bereits begonnen hatte und die Blätter der Bäume sich verfärbten.
Ich ließ mich vorsichtig auf einen Steinbrocken nieder und beobachtete die glatte Oberfläche des Sees. Einen friedlicheren Ort hatte ich in meinem ganzen Leben noch nicht gesehen. Dafür war ich Mike echt dankbar. Ich schloss die Augen und atmete die nach Wald riechende Luft ein.

Zwei Hände legten sich auf meine Schultern und ich zuckte leicht zusammen. Ich hatte die Schritte gar nicht wahrgenommen, so tief war ich in Gedanken versunken gewesen. Ich brauchte nur leicht den Kopf zu verdrehen und blickte in Roberts Augen. Er lächelte sanft und ich schaute wieder auf das Wasser.
"Warum kommst du nicht mit zu uns?"
"Ich weiß nicht."
"Was ist los?"
"Was ist gestern Abend noch passiert, nachdem ich mit zu dir in dein Zimmer gegangen bin?"
"Nichts. Du hast angefangen zu weinen und ich habe dich getröstet. Dann bist du eingeschlafen und heute Morgen warst du auf einmal weg."
Erleichtert ließ ich die Schultern sinken. Was musste er jetzt von mir denken? Ich hatte geweint!!!
"Danke."
"Hm. Dich bedrückt doch irgendwas."
Ich gab ein gequältes Seufzen von mir und stand auf. Dabei schüttelte ich Roberts Hände ab und drehte mich ganz zu ihm um.
"Es ist euer Wochenende. Ich will nicht stören."
Er brach in schallendes Gelächter aus, weshalb ich ihn ungehalten anstarrte. Er fuhr sich durch die Haare und klopfte mir auf die Schulter.
"Herrgott noch mal, du brauchst deswegen keine Angst zu haben. Wir mögen dich."
"Trotzdem..."
"Rede nicht so einen Mist. Komm jetzt."
Obwohl ich protestierte, zog er mich einfach mit sich. Die anderen warteten bereits auf uns und Ed gesellte sich sofort an meine Seite. Sie lächelte mich wieder fröhlich an und fing an zu reden. Ehrlich Leute, ich dachte sie würde überhaupt nicht mehr aufhören.
"Wir gehen nachher in die Stadt. Zuerst ins Kino und dann shoppen."
"Sag bloß, die anderen wollen mit uns shoppen gehen?"
"Haha, wir zwingen sie einfach dazu."
Wir lachten und ernteten böse Blicke von den Jungs. Nachdem ich meine Tasche geholt und mich zu Mike ins Auto gesetzt hatte, fuhren wir los.
"Ich bin ja überhaupt nicht neugierig, aber was ist da zwischen euch gelaufen?"
"Nichts. Ich muss mich wohl bei ihm wegen Jack ausgeheult haben und eingeschlafen sein. Schau nicht so! Es ist nichts passiert."
"Ist ja gut. Aber ich bin irgendwie erleichtert."
"Hm."
Ich beobachtete ihn von der Seite, wie er den Unterkiefer aufeinander presste und sich seine Muskeln im Gesicht anspannten. Verdammt, er tat mir einfach leid! Ich wünschte, ich könnte ihn glücklich machen, aber es ging einfach nicht. Nicht so.
"Es tut mir leid, Mae."
"Was denn?"
"Dass ich mich in dich verliebt habe. Ich wünschte es könnte so wie früher sein."
"Ach, Mike. Wir schaffen das schon."
Ich nahm seine Hand und drückte sie kurz. Sie fühlte sich warm an und so vertraut. Um nichts in der Welt würde ich Mike hergeben wollen. Er fuhr mit seinem Daumen über meinen Handrücken und ließ meine Hand dann los. Immerhin musste er sich auf den Verkehr konzentrieren und brauchte seine beiden Hände.
"Wenn Jack nicht mein Freund wäre, würde ich um dich kämpfen, Kleine."
"Ich weiß und ich liebe dich. Auch wenn es nicht genug ist."
"Dann tu mir den Gefallen und halte dich von Robert fern, zumindest von seinem Bett."
"Nichts anderes hatte ich vor."
Er sah mich zufrieden und etwas verträumt an. Er würde mal ein guter Ehemann sein und ich war jetzt schon neidisch auf seine Frau, die er mal haben würde. Manchmal wünschte ich mir, Jack wäre ein bisschen mehr wie Mike. Nicht so eifersüchtig und lockerer. Und vor allem wünschte ich mir, dass er zu mir stehen und versuchen würde, um mich zu kämpfen. Denn bis jetzt hatte er jedes Mal einfach so aufgegeben und mich gehen lassen. Seufzend drehte ich die Musik lauter und begann leise mitzusingen. Mike verkniff sich sein Grinsen und konzentrierte sich auf die Straße.
Auf einem großen Parkplatz vor dem Theater hielten wir schließlich und stiegen aus.
"Ich dachte wir gehen ins Kino?"
"Haha, ja. Die Filme laufen hier im Theater. Nicht wie zu Hause, Mae."
Leicht errötend folgte ich ihm zum Eingang. Ed, Robert und Liam hatten bereits die Karten gekauft und standen an der Popcornschlange an. Wir stellten uns zu ihnen und ignorierten die Einwände der Leute hinter uns, die langsam ungeduldig in der Schlange wurden.
"Da seid ihr ja endlich. Wir sehen uns irgendso ein Horrorstreifen an. Ich hatte leider kein Mitspracherecht."
Ed zwinkerte mir zu und spielte mit ihren Haaren.
"Klingt doch gut. Du solltest unbedingt neben Robert sitzen", flüsterte ich ihr zu und stieß sie sanft in die Seite.
"Ist das wirklich so offensichtlich?!"
Ich nickte und runzelte die Stirn.
"Du weißt aber schon, dass er nur seinen Spaß haben will...?"
"Er ist eh nicht an mir interessiert. Du bist sein neues Objekt der Begierde."
"Na ja, ich kann gut darauf verzichten. Probier du lieber dein Glück."
Ich lächelte ihr ermutigend zu und bestellte dann eine Tüte salziges Popcorn. Himmel, wie ich dieses Zeug liebte! Von Süßem musste ich immer so schnell auf Toilette und außerdem schmeckte es nicht so gut. Vielleicht lag es auch daran, dass Salziges einfach kaum Kalorien besaß. Wer weiß?!
Wir waren die einzigen in dem roten Kinosaal und konnten ganz hinten sitzen. Der Vorhang ging auseinander und der Film begann. Alle bis auf Ed lachten. Erst dachte ich, sie würde anfangen zu weinen, aber dann sah ich wie Robert sie in den Arm nahm und sie ein lächeln unterdrückte. Schmunzelnd zupfte ich an Mikes Ärmel und deutete in die Richtung der beiden.
"Raffiniertes Biest", raunte er und legte seinen Arm um mich, Ich legte meinen Kopf auf seine Schulter und genoss den Film, soweit man Blutfontänen auf großen Leinwänden interessant finden konnte.

Wir hatten gerade den ersten Laden betreten, als Liam schon anfing zu nörgeln.
"Müssen wir echt mit? Ihr schafft das doch auch alleine."
"Tja, du wirst es schon überleben."
Ich klopfte ihm auf die Schulter und streckte ihm die Zunge raus. Robert und Mike hatten sich bereits bei den Umkleiden in die Sessel gesetzt und ließen ihr Schicksal über sich ergehen.
Mit vollbepackten Armen suchte ich mir eine freie Kabine und zog mich um. Erst nach fünf Anläufen, fand ich etwas, das mir gefiel. Ein rückenfreies Nackholderkleid in samtgrün. Es schimmerte im Licht in verschiedenen grüntönen und passte einfach perfekt zu mir. Stolz präsentierte ich mich den Jungs, die alle den Daumen nach oben zeigten. Robert pfiff und Mike leckte sich spielerisch über die Lippen. Nur Liam nahm es gelassen und lächelte einfach.
Wieder umgezogen ging ich direkt zur Kasse und bezahlte. Dann setzte ich mich zu den Jungs und wartete auf Ed. Sie hatte ein türkises, trägerloses Kleid an, dass ziemlich kurz war und an den Seiten eine Menge Haut zeigte an.
"Also ich würde dich sofort nehmen", klatschte ich und erntete unglaubwürdige Blicke von den Jungs. Ed und ich lachten und sie zog sich ebenfalls endlich wieder um.
"Mae, willst du uns etwas mitteilen?"
"Himmel, versteht ihr denn überhaupt keinen Spaß?!"
Natürlich wusste Mike, dass ich das nicht ernst gemeint hatte, doch die anderen beiden kannten mich eben noch nicht so gut. Trotzdem waren diese Gesichtsausdrücke einfach zum Heulen!
Wir holten uns noch ein Eis und machten uns dann auf den Rückweg. Ich hatte ganz vergessen, wie schnell die Zeit doch vergehen konnte! Es begann bereits zu dämmern und langsam wurde es kühl draußen.
Heute Abend würden wir Pasta kochen, alle zusammen. Das konnte ja nur schief gehen!

Leidenschaft verboten!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt