Der Anfang eines bösen Mädchens

210 3 0
                                    

...ich trat automatisch einen Schritt zurück. Wenn Jack nicht blitzschnell reagiert und mich festgehalten hätte, wäre ich jetzt wohl schmerzhaft die Treppe runtergefallen. Ich spürte wie sich seine Brust auf und ab bewegte und sein Herz pochte.
„Es tut mir alles so leid. Ich habe nur Angst, dich zu verlieren."
„Wenn du dich nicht immer wie der letzte Idiot aufführen würdest, wäre das mit uns so viel leichter."
„Ich weiß."
Sein Atem schlug mir entgegen und ich konnte den Blick nicht abwenden. Mit einer Hand strich er mir sanft über die Wange und mit der anderen drückte er mich etwas fester an sich.
„Jack..."
Er erstickte meinen Widerstand mit seinen Lippen. Hart und unnachgiebig presste er sie auf meine. Seine Zunge bahnte sich einen Weg zwischen meine Lippen hindurch und ich seufzte laut auf. Der Kuss schmeckte leicht salzig und für ein paar Sekunden, gab ich mich ihm ganz hin, doch dann brachte ich schnell wieder Abstand zwischen uns und musterte Jack.
„Was ist?"
„Du kannst mich nicht einfach küssen und dann ist alles wieder gut. So läuft das nicht."
„Und warum nicht?!"
Er grinste mich an und wischte sich den Rest Blut aus dem Gesicht.
„Weil so nun mal keine Beziehung funktioniert."
„Ich vermisse die alten Zeiten, Maelle. Da war alles noch so unbeschwert."
„Vielleicht sollten wir uns wirklich mal eine Auszeit gönnen und nur Bruder und Schwester sein. So geht das nicht mehr weiter."
Natürlich konnte ich mir besseres vorstellen, aber im Moment war es wohl das Beste... für uns beide.
„Ich soll also hierdrauf verzichten...", sagte er, bevor er mich erneut küsste. Diesmal leidenschaftlich und verlangend. Seine Hände wanderten über meinen Körper, unter mein Shirt und streichelten meine nackte Haut. Gott! Wie ich seine Berührungen die letzten Stunden vermisst hatte.
Widerstrebend drückte ich ihn von mir und schaute in seine funkelnden Augen.
„Ja, für die nächste Zeit. Bis wir beide uns wieder einigermaßen beruhigt haben."
Kopfschüttelnd fuhr er mir durch die Haare und umarmte mich kurz, bevor er mich Richtung Treppe schubste.
„Geh schon. Wir sehen uns dann morgen."
„Danke."
Lächelnd verließ ich das Haus und stieg ins Auto ein. Mike er startete den Motor und fuhr schweigend los.
„Willst du gar nicht wissen, was passiert ist?"
„Du erzählst es mir sowieso."
„Hm, wir machen eine Pause."
„Hast du auch daran gedacht, mit ihm die Grenzen zu klären?"
„Wie meinst du das?"
„Na ja, in Bezug auf andere Partner während dieser Pause."
„Ich denke nicht, dass wir da was besprechen müssen."
„Wie du meinst."
Mike er sagte nichts mehr. Das irritierte mich etwas, aber ich war selbst viel zu sehr mit meinen Gedanken beschäftigt, als das ich großartig auf sein Verhalten geachtet hätte.

Die nächsten Tage verliefen normal. Mal abgesehen von Mike er, der mich keine zwei Sekunden aus den Augen ließ und von Brown, der sich unbedingt mit mir treffen wollte. Genervt rollte ich mit den Augen, als ich die Klasse betrat und sah, wen wir als Vertretung hatten. Daniel grinste mich gehässig an und begann schließlich mit seinem Unterricht.
Es war eigentlich alles wie immer. Nur das es sich anders anfühlte...
Wie ich es schon erwartet hatte, bat Daniel mich nach der Stunde noch kurz zu warten, was Lindsay mit hochgezogenen Augenbraune kommentierte. Ich mochte sie nicht, kein bisschen. Wenn ich mir vorstelle, dass sie mit Jack... Brr. Falscher Gedanke. Kopfschüttelnd schulterte ich meine Tasche und ging vor zum Pult. Eine Zeit lang sagte Daniel nichts, bis er sich schließlich von seinen Unterlagen erhob und mir ein anzügliches Lächeln schenkte.
„Maelle, wir müssen reden."
Fing so nicht jedes Gespräch in einer Beziehung an, wenn einer Schluss machen wollte???? Da war ich aber mal gespannt.
„Gibt es irgendwelche Probleme?"
„Nun ja, deine Leistung in letzter Zeit ist rapide gesunken. Ehrlich gesagt entdecke ich momentan überhaupt keine Leistung von dir."
„Heißt das, ich bleibe sitzen?"
„Nein, ich würde dich bitten, einfach in Zukunft wieder mehr zum Unterricht beizutragen und generell mehr zu lernen."
„Ich werde mein Bestes versuchen!"
Voller Elan in meine Pause zu gehen, wandte ich mich zur Tür, doch Daniel stand auf einmal vor mir und versperrte mir den Weg. Himmel! Er war so dicht, dass ich sein Parfum riechen und die kleinen Äderchen an seinem Hals sehen konnte.
„Geht es dir gut?"
„Ich denke schon, warum auch nicht?!"
„Lindsay hatte da so was angedeutet..."
„Oh Gott! Glaub ihr bloß kein Wort. Sie mag mich nicht und ich sie nicht."
„Wenn das so ist! Hast du Lust auf einen Kaffee im Einkaufszentrum, nach der Schule?"
Nein, hatte ich nicht. Denn mal ehrlich, Leute! Daniel Brown war nun mal mein Lehrer und es war schon irgendwie gruselig, dass wir befreundet waren. Ich lächelte ihn matt an und schüttelte den Kopf.
„Es tut mir leid, aber ich habe im Moment einfach zu viel Stress. Ein anderes Mal gerne."
Dann schritt ich an ihm vorbei und huschte in den Flur. Mike er wartete bereits an der Wand gelehnt auf mich und musterte mich genau, als ich auf ihn zukam.
„Was hat so lange gedauert?"
„Brown wollte nur mit mir über meine Noten sprechen. Anscheinend muss ich grottenschlecht sein."
„Nein, du warst in letzter Zeit einfach etwas abgelenkt. Zur Not zwinge ich dir den Stoff in dein hübsches Köpfchen."
„Hey!"
Ich zwickte ihn sanft und stolzierte übertrieben arrogant vor ihm her. Das quittierte er nur mit einem amüsierten Blick und gab mir schließlich einen leichten Klaps auf den Hinterkopf.
„Zick hier nicht so rum, Prinzessin. Denk immer daran, bei wem du wohnen darfst."
„Weißt du, Mike . Du bist echt ein Arsch!"
Ich streckte ihm die Zunge raus und lachte. Er stimmte in mein Lachen ein und fuhr sich durch die Haare.

Wenige Stunden später saß ich auf Mike ers Sofa und zappte durch das Fernsehprogramm. Dabei griff ich mit meiner freien Hand immer wieder zu der Chipstüte, die gefährlich nahe am Sofarand lag. Bei einer Krimiserie blieb ich hängen und verfolgte interessiert das Geschehen, genau so lange, bis Mike er sich neben mich setzte und anfing mich voll zu labbern.
„Sag mal, kannst du nicht eine Sekunde ruhig sein. Ich will das gucken."
In Momenten wie diesen, sah er irgendwie traurig aus. Ich wusste, dass ihn etwas bedrückte, aber ich hatte keine Ahnung, wie ich ihm helfen sollte.
„Schon gut, ich bin still."
Klick. Der Bildschirm wurde schwarz und ich positionierte mich seitlich, um Mike er ansehen zu können.
„Was ist los? Sag jetzt bloß nicht nichts!"
„Maelle, lass es gut sein. Es ist alles in Ordnung."
„Ja und Charlie Sheen ist auf einmal wieder trocken. Lüg mich nicht an."
Er rang mit sich und gab schließlich seufzend nach.
„Lindsay und Jack versuchen es nochmal miteinander."
Ufff! Das saß. Indirekt hatte mich Mike er zwar gewarnt, dass ich Regeln mit Jack für diese „Pause" aufstellen sollte, aber wer nicht hören wollte, musste eben fühlen oder leiden... wie auch immer!
„Und seit wann?"
„Seit vorgestern. Aber er macht das nicht, um dich zu verletzen. Im Gegenteil."
Lag das jetzt nur an mir und meinem nicht funktionierenden Gehirn oder wieso verstand ich nur noch Bahnhof.
Dieses kleine Miststück! Und Jack hätte wenigstens Bescheid sagen können! Nein, ich fand es ganz und gar nicht lustig, dass er mit dieser Schlampe zusammen war und ich wollte das nicht!!!!!!!!!!
Was ich jetzt mache?? Pah, wenn ich das mal wüsste.
„Danke, dass du mir das gesagt hast."
Meine Wut wurde von der Traurigkeit verdrängt, die sich langsam aber sicher in mir breit machte. Mike er nahm mich in seine tröstenden Arme und strich mir beruhigend über die Haare.
„Er meint es nur gut. Er will dir die Chance auf eine normale Beziehung lassen."
„Und wenn ich keine normale Beziehung will?!"
„Mae, ich finde das genauso gut wie du, aber es ist nun mal seine Entscheidung."
„Mike ?"
„Ja?"
„Wenn wir beide mit siebenundzwanzig noch Single sind, heiratest du mich dann?"
Wir beide schmunzelten bei meiner Frage.
„Natürlich. Wenn ich bis dahin wegen dir noch nicht in eine Anstalt eingewiesen wurde."
Ich schniefte und kuschelte mich an seine warme Brust. Womit hatte ich diesen Traumkerl nur verdient? Und warum konnte ich mich nicht einfach in ihn verlieben und mit ihm glücklich sein?
Leben? Danke, dass du es mir so schwer machst!!!

Leidenschaft verboten!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt