Meine Gedanken entwickeln ein Eigenleben

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„Tu das nicht, Mae. Benutz mich nicht."
Mike schob mich sanft von sich und richtete sich auf. Himmel, bei seinem Blick bekam ich ein richtig schlechtes Gewissen. Ich war einfach nicht für diesen ganzen Liebesmist geschaffen!
„Es tut mir leid."
Ich knetete schuldbewusst meine Finger und vermied es, Mike direkt anzusehen. Oh! Wie schön ein Fusel! Okay, das zieht einfach nicht. Ich musste das jetzt klären. Sofort! Oder doch später????
„Hey, ich weiß du hast das nicht mit Absicht gemacht."
Er zieht mich in eine Umarmung und ich klammere mich an ihm fest. Womit hatte ich so einen guten Freund wie ihn verdient?!
„Mike , du bist einfach nur unglaublich."
„Das liegt wohl an meinem blendenden Aussehen."
„Sicher doch. Was würde ich nur ohne dich machen?!"
Wir lachten und legten uns wieder ins Bett. Zuerst traute ich mich nicht, aber dann überwand ich meine Bedenken und kuschelte mich an seine Seite.
„Gute Nacht", nuschelte ich und gab ihm einen Kuss auf die Wange.
Er seufzte nur und zog mich noch etwas näher an sich.

Die Sonne schien grell in das Zimmer. Mein Kopf fühlte sich an, als würden mir kleine Männchen andauernd mit Hämmern drauf schlagen. Stöhnend fuhr ich mir durch meine zerwühlten Haare und betrachtete Mike , der friedlich neben mir schlief. Er sah süß aus.
Ich zeichnete vorsichtig mit meinen Fingerspitzen seine Konturen nach. Irgendwie konnte ich einfach nicht anders. Seine Augen zuckten und auf einmal sah er mich aus seinen verschlafenen Augen an, die in der Sonne glitzerten.
„Was machst du da?"
Schulterzuckend stand ich auf und bereute es sofort wieder. Meine Beine waren ziemlich wackelig und die Unordnung auf dem Boden half auch nicht gerade weiter.
„Ich gehe duschen."
Lächelnd klaute ich ihm ein Shirt, das über dem Stuhl lag und huschte ins Bad.
Genüsslich seifte ich mich ein und schloss die Augen. Es gab nichts Besseres als eine Dusche am späten Morgen. Mein Kopf beruhigte sich wieder einigermaßen und entspannt wickelte ich mich schließlich in ein Handtuch und trocknete mich ab.
Mike s Shirt roch nach seinem Parfum und schmiegte sich weich an meinen Körper. Es war mir irgendwie schon peinlich, da ich keine frische Unterwäsche dabei hatte, so ganz ohne rumzulaufen. Aber ich konnte mich ja schlecht im Bad verschanzen. Im Schlafzimmer lag Mike immer noch unverändert im Bett und rührte sich nicht.
„Hey, du Schlafmütze. Aufstehen!"
„Lass mich", brummte er durch die Decke und drehte sich um. Kurzentschlossen zog ich ihm die Bettdecke weg und rüttelte ihn durch.
„Normalerweise gönne ich dir deinen Schlaf, aber heute mal nicht."
„Miststück!"
„Komm schon."
Wiederstrebend erhob er sich und musterte mich eingehend. Ich zog das Shirt ein wenig runter und wurde rot.
„Sag bloß, du hast da drunter nichts an."
„Ich hab nicht daran gedacht, mir Wechselwäsche mitzunehmen."
Immer noch murrend kramte er in seinem Schrank und hielt mir dann blaue Shorts hin.
„Anziehen!"
Schnell schlüpfte ich in die Shorts und fühlte mich gleich wohler.
„Meinst du, ich kann noch länger hier bleiben?"
„Klär das mit deinen Eltern. Von mir aus immer."
Dankbar lächelte ich und verstrubbelte seine Haare. Sie waren in letzter Zeit gewachsen und etwas länger geworden.
Er warf mir einen bösen Blick zu und ging dann ebenfalls ins Bad. Ich hörte das Wasser rauschen und entschloss mich, zu Hause anzurufen.
„Ja?"
„Ma?"
„Oh, Mae. Hattet ihr einen schönen Abend?"
„Ja. Sag mal, hast du was dagegen, wenn ich die nächsten paar Tage bei Mike bleibe?"
„Eigentlich nicht, wenn du wieder in die Schule gehst. Dein Klassenlehrer hat bereits angerufen und macht sich Sorgen."
„Klar, ich gehe ab morgen wieder regelmäßig in die Schule. Versprochen!"
„Gut, Schätzchen. Bis dann."
Tut. Tut. Tut... Wow, das nannte ich mal ein kurzes Gespräch. Ich steckte mein Handy wieder in meine Jacke zurück, die unachtsam auf dem Boden lag und schlurfte in die Küche.
Der Anblick, der sich mir da bot, ließ mich nicht ganz kalt. Mike stand an die Anrichte gelehnt, nur ein Handtuch um die Hüfte gewickelt, dass ziemlich tief saß und trank seinen Kaffee. Auf seiner nackten Haut schlängelten sich einige Wassertropfen abwärts.
Eigentlich sollte ich daran keinen Gedanken verschwenden, aber unweigerlich erregte mich dieser Anblick.
Ich räusperte mich und nahm mir ebenfalls eine Tasse und schenkte mir Kaffee ein.
„Was, noch nie einen halbnackten Kerl gesehen?!"
„Spinner!"
„Was haben deine Eltern gesagt?"
„Du wirst mich wohl in nächster Zeit nicht mehr los."
„Verdammt. Das war es dann mit meiner Junggesellenbude."
„Mach dir nicht ins Hemd. Ich bin eine sehr angenehme Mitbewohnerin."
„Sicher! Wenn du schläfst und die Klappe hältst."
Ich zog einen Schmollmund und gab ihm einen Klaps auf den Hinterkopf.
„Sei nicht so gemein."
„Ich doch nicht."
Er verzog seinen Mund zu einem höhnischen Grinsen. Himmel, es wurde Zeit, dass ich mich wieder unter Kontrolle kriegte. Mein Unterleib begann zu ziehen und ich schluckte hart.
„Ich bin mal kurz im Bad."
Mike hielt mich zurück und die Augenbrauen nachdenklich zusammen.
„Bist du sicher, dass du hier bleiben willst?"
„Ja."
Eilig machte ich mich los und flüchtete. Hinter mir warf ich die Tür ausversehen etwas lauter zu und ließ mich dann an ihr runter auf den Boden sinken.
Ich musste meine Gedanken ordnen und das war bestimmt nicht so einfach. Immerhin war da Jack, der mich mit seinem Verhalten in den Wahnsinn trieb und bei dem ich mir nie sicher sein konnte, dass er seine Meinung in Bezug auf uns nicht alle paar Sekunden änderte. Dann gab es noch Mike , der mein bester Freund war, allerdings romantische Gefühle für mich hatte und der bei mir unanständige Gedanken hervorrief. Ach ja, und Brown. Mein Lehrer, der eigentlich ganz nett war, obwohl mir immer noch schleierhaft war, was er wirklich von mir wollte...
Das Chaos war also perfekt! Genervt donnerte ich leicht mit dem Kopf gegen die Tür. Warum musste das ausgerechnet mir passieren???
Es klopfte.
Hastig rappelte ich mich auf und öffnete die Badtür. Mike hatte mittlerweile eine weite Jogginghose an, mehr nicht. Mein Blick blieb wieder an seinem Oberkörper hängen, bei dem sich seine Muskeln deutlich abzeichneten. Was war denn heute los mit mir?!
„Alles in Ordnung?"
Seine Stimmte holte mich aus meinen Gedanken und ich zuckte kurz zusammen.
„Klar, ich bin nur etwas... verwirrt."
Achselzuckend trat er an mir vorbei und putzte sich die Zähne. Dabei beobachtete ich ihn oder besser gesagt, seinen Rücken...
Okay, das wurde langsam ziemlich peinlich!!! Erde an Maelle!! Ich liebte doch Jack und wollte keinen anderen!!!
„Mike ?"
„Hm?"
„Fährst du mit mir kurz nach Hause, damit ich ein paar Sachen holen kann?"
„Ja, klar. Zieh dir wenigstens eine Hose an und dann fahren wir los."
Ich nickte leicht abwesend und fand meine Hose im Wohnzimmer. Die Shorts legte ich über den Sessel und schlüpfte schnell in meine Hose. Gott, dieses Gefühl des rauen Stoffs an meiner nackten Scham war eine Mischung aus Scheuern und Erregung. War ich sexuell frustriert? Es war doch gar nicht so lange her, dass ich das letzte Mal... Egal!
Mike wartete bereits auf mich und zusammen gingen wir schließlich zu seinem Auto.

Es war ruhig. Fast schon zu ruhig. Wir fuhren in die Einfahrt und ich kramte nervös meinen Schlüssel aus der Hosentasche raus.
„Soll ich nicht lieber hier warten?"
„Nichts da. Du leistest mir gefälligst Beistand, falls das nötig ist."
Unten war es dunkel, nur von oben drang ein schwacher Lichtschein auf die Treppe. Meine Eltern waren bestimmt wieder unterwegs oder arbeiten. Dann konnte eigentlich nur noch Jack hier sein. Genau davor graute es mir.
Ich zog Mike hinter mir her in mein Zimmer und bedeutete ihm, still zu sein. Schweigend packte ich ein paar Klamotten und einige Sachen aus dem Bad in eine Reisetasche. Mike nahm sie und ging weil vor. Ich suchte mein Zimmer mit meinen Augen ab, und wollte ebenfalls heimlich verschwinden, doch plötzlich stand Jack im Flur uns starrte mich an. Sein Blick war kalt und irgendwie abweisend, was mich wunderte, da er doch meine Gefühle verletzt hatte und nicht andersrum.
„Du wolltest also einfach verschwinden?!"
„Nein, ich brauche lediglich eine Auszeit."
„Und wo willst du hin?"
„Zu Mike ."
Er lachte kurz verbittert und kam dann auf mich zu. Seine Augen bohrten sich in meine und klagten mich förmlich an.
„Du hast ja schnell einen anderen gefunden."
„Ich bitte dich. Du weißt ganz genau, dass zwischen mir und Mike nichts läuft."
„Und wenn schon, du bist nicht besser als all seine Schlampen."
Bäähm. Jack wusste echt, wie er mir eins reinwürgen konnte. Ohne weiter darüber nachzudenken, holte ich aus und schlug mit der Faust in sein Gesicht. Ja! Er war erschrocken darüber und ja! Er blutete.
„Weißt du Jack, ich dachte immer, ich würde dich kennen... aber anscheinend habe ich mich in dir getäuscht. Du liebst mich nicht, sondern das Gefühl, mich zu besitzen. Such dir bitte eine andere. Ich habe keine Lust auf deine ständig wechselnde Launen und deine selbstgerechte Art. Bye."
Hey, das hieß jetzt nicht, dass ich mich von einer Nacht auf die andere entliebt hatte! Es verletzte mich einfach nur zu sehr, wie er mit mir umging und ich war bestimmt keine Schlampe. Ich wusste, dass ich ihm verzeihen würde, aber vergessen konnte ich das bestimmt nicht.
Seine Gesichtszüge entgleisten bei meinen Worten und er fluchte wild und ziemlich laut.
Ich wandte mich ab.
„Mae, warte!"
Seine Stimmte klang zittrig und seine Berührung an meiner Schulter schickte tausend Stromschläge durch mein Körper, aber ich wusste einfach nicht, was ich tun sollte. Unentschlossen drehte ich mich um und sah in sein Gesicht.
Er überwand den Abstand zwischen uns und...

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