Oo! Sie nur... mein Leben hasst mich mal wieder!

181 2 0
                                    


Mike's trüben Augen schenkten uns keinerlei Beachtung. Mit hängenden Schultern und einem Dreitagebart ging er an uns vorbei. Ich bedeutete Jack schon einmal vorzugehen. Vorsichtig trat ich an das Bett heran, in dem Mike fast schon leblos lag und keinen Mucks von sich gab.
„Was ist denn los?"
Meine Stimme zitterte, weil ich mir in dem Moment einfach nur Sorgen um ihn machte. Seine Haut schimmerte ungesund gräulich und irgendwie kam er mir dünner als früher vor.
„Bitte, rede mit mir!"
Ich erntete einen angewiderten Blick von ihm, bevor er sich mit dem Rücken zu mir drehte. Kurzerhand legte ich mich hinter ihn und strich sanft über seine Muskeln, die sich unter meiner Berührung sofort anspannten.
„Kannst du mich nicht einfach in Ruhe lassen?", drangen seine Worte leise zu mir.
Seufzend stützte ich meinen Kopf auf meinen Arm und betrachtete ihn.
„Nein."
Es dauerte eine Weile, bis er sich geschlagen gab. Murrend bettete er seinen Kopf auf meinen Bauch und umschlang meine Mitte mit seinen Armen. Fahrig fuhr ich immer wieder durch seine Haare und spielte mit einzelnen Strähnen, dann strich ich über die Konturen in seinem Gesicht, bis er meine Hand stoppte und mich stirnrunzelnd ansah.
„Warum tust du das?"
„Was tu ich denn?"
„Na ja, mich so berühren."
Schluck. Was sollte ich denn jetzt sagen? Ich wusste es ja nicht einmal selbst. Jedes Mal, wenn ich bei ihm war, überkam mich das Bedürfnis, ihn zu berühren. Allerdings liebte ich doch Jack. Oder?
„Ich weiß es nicht."
Himmel, ich hatte mich doch gerade erst mit Jack versöhnt! Da konnte ich doch nicht noch irgendwelche Gefühle für einen anderen haben...
„Mhh. Es fühlt sich gut an."
Damit ließ er meine Hand wieder los und ich begann erneut, mit meinen Fingern über seine Haut zu fahren.
„Willst du mir nicht sagen, was los ist?"
Kurz zögerte er, doch dann ließ er mich los und legte sich halb auf mich, um mich ansehen zu können.
„Meine Mutter wurde von ihrem neuen Freund geschlagen. Er hat so lange auf sie eingeschlagen, bis sie tot war. Und ich habe sie gefunden..."
Meine Augen weiteten sich und mir wurde übel. Ich zog ihn fester an mich und musste erst mal meine Stimme wiederfinden.
„Es tut mir so leid, Mike. Oh Gott!"
Seine leeren Augen fixierten mich und ich tat etwas echt unüberlegtes. Bevor ich registrierte was ich tat, lagen meine Lippen auf seinen. Ich spürte das warme Fleisch und fuhr kurz mit der Zunge darüber. Zögernd erwiderte er mit sanften Druck den Kuss und vergrub seine Hand in meinen Haaren. Mit der anderen klammerte er sich verzweifelt an meine Hüfte, dass es fast schon weh tat.
Wir lösten uns voneinander und er war genauso geschockt wie ich., dennoch brachte ich es nicht übers Herz, jetzt einfach zu gehen. Deshalb setzte ich mich auf und wendete meinen Blick nicht von ihm ab.
„Ich...", machte ich einen Versuch, doch mir fehlten die Worte. Mit einem traurigen Lächeln zog mich Mike in seine Arme und verharrte einfach.
„Wir kriegen das hin, irgendwie."
Nicht sehr überzeugt von seinen Worten ließ ich die Schultern sinken und genoss einfach seine Nähe.
Tief in meinem Inneren wusste ich, dass Mike mir etwas gab, dass ich von Jack nie bekommen würde... Vertrauen und Zuverlässigkeit. Seufzend schüttelte ich den Kopf und verdrängte den Gedanken daran.
„Ich weiß nicht mehr, was ich noch machen soll. Ich weiß gar nichts mehr!"
„Schwer vorstellbar, immerhin besuchst du ein Privatgymnasium."
Wir schmunzelten und ich war ihm unendlich dankbar, dass er versuchte mich abzulenken. Aber ich wollte das klären, das zwischen ihm und mir. Vielleicht klang das jetzt blöd und auch schlampig, aber ich brauchte ihn. Ich brauchte beide. Mike und Jack. Aber wen wollte ich denn wirklich? Vielleicht liebte ich Jack doch nur als Bruder, wie es sich für normal eigentlich gehörte?
„Mae?"
Mike riss mich aus meinen Gedanken und lächelte.
„Du bist echt niedlich, wenn du in Gedanken bist."
„Ich weiß, so bin ich eben. Hast du was gesagt?"
„Nein, nichts wichtiges", seufzte er und ließ sich zurück ins Bett fallen. Dabei zog er mich mit sich und ich landete unsanft auf seiner Brust.
„Hey!"
Er knurrte an meinen Hals und ich fing lauthals an zu lachen. Dabei kam wieder dieses Gefühl in mir hoch, dass ich eigentlich gar nicht haben wollte. Ehe ich, zum zweiten mal innerhalb dieser Zeit hier, nachdenke, küsse ich ihn schon wieder. Und dieses mal mit Verlangen und voller Sehnsucht. Ich spürte überall seine Nähe und schloss meine Augen.
„Mae", hauchte er gegen meine Lippen und gab seinen letzten Widerstand auf. JA! Ich wusste, dass ich das nicht machen sollte, doch es fühlte sich richtig an. Seine Lippen die begierig auf meinen lagen und seine Hände, die unter mein Shirt fuhren und mir Gänsehautschauer bescherten.
Ich stöhnte ungehalten vor Erregung und konnte deutlich seine Erektion an meinem Bauch spüren.
„Wir sollten nicht", protestierte er, doch ich ließ ihn nicht aussprechen.

Zwei Stunden später, als ich schließlich in der Klasse hockte und versuchte dem Unterricht zu folgen, meldete sich mein schlechtes Gewissen. Oh ja und wie! Ich rutschte auf meinem Stuhl rum und driftete immer wieder mit den Gedanken ab. Als endlich das Schrille Klingeln das Unterrichtende verkündete, verschwand ich erleichtert und lief direkt in die Arme von Jack.
„Na, da bist du ja endlich! Was hat so lange gedauert?"
„Mike's Mum ist gestorben."
Mehr sagte ich nicht, da ich mir selbst und meiner Stimme noch weniger traute.
„Fuck!"
Er wollte mich in den Arm nehmen, doch ich wich zurück und sah mich prüfend um.
„Jack, ich muss mit dir reden."
Überrascht und leicht misstrauisch schaute er mich an. Wenn ich jetzt nicht reinen Tisch machte, würde alles schief gehen.

Leidenschaft verboten!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt