Dazu getrieben...

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Jack und ich wichen geschockt auseinander. Das nannte ich mal ein fettes Problem!!! Unser Vater rührte sich erst nach einigen Minuten.
„Was ist denn hier los? Habt ihr keine Schule?!"
„Ehm...", stotterte ich und sah hilfesuchend zu Jack, der nur leicht mit den Schultern zuckte. Super, das konnte ja nur böse enden.
„Das ist jetzt nicht so, wie es ausgesehen hat."
Unsicher blickte ich in die alten Augen meines Vaters und trat ein paar Schritte auf ihn zu.
„Maelle und Jack. Es ist mir egal, was für Ausreden ihr euch ausdenkt, ich habe gesehen, was ich gesehen habe. Ihr unterbindet ab sofort eure kleine Affäre oder was auch immer ihr da habt und benehmt euch gefälligst wie Geschwister!"
Er brüllte. Ganz ehrlich? Ich hatte meinen Vater noch nie so wütend gesehen und das machte mir irgendwie Angst. Jack blieb stumm wie ein Fisch. Wow, was hatte ich da nur für einen tollen „Bruder" – Schrägstrich, „Affäre"!
„Wir sind ja nicht mal richtig verwandt! Wann hattet ihr eigentlich vor, mir das zu erzählen?"
Meine Stimme rutschte ein paar Oktaven höher und mein Herz pochte wild in der Brust. Ja, ich war ebenfalls wütend. Das konnte eine unschöne Angelegenheit werden.
„Das spielt keine Rolle, Fräulein! Ihr haltet gefälligst Abstand oder Jack muss verschwinden. Sucht es euch aus."
Immer noch sagte Jack nichts, was mich ziemlich irritierte. Wollte er sich oder uns denn nicht verteidigen??
„Das ist unfair und das weißt du genau. Jack kann genauso wenig dafür, wie ich!"
„Es interessiert mich nicht, wer daran die Schuld trägt. Hauptsache es ist vorbei."
„Aber..."
„Geh gefälligst auf dein Zimmer. Und du auch, Jack. Ich will euch heute nicht mehr sehen!"
Schnaubend stampfte ich die Treppe hoch und schmiss mich auf mein Bett. Wieso musste ausgerechnet uns das passieren?? Hatten wir denn nicht auch mal eine Pause verdient?!
Gedankenverloren bemerkte ich Jack erst nicht. Er hatte sich auf meinen Schreibtischstuhl gesetzt und mich beobachtet.
„Es tut mir leid, Mae."
„Brauch es nicht, ist ja nicht deine Schuld."
„Vielleicht sollten wir auf Pa hören..."
„Jack, lass mich bitte alleine."
Meine Stimme klang zwar ruhig, aber innerlich drohte gleich ein riesiger Gefühlsausbruch stattzufinden. Da Jack keine Anstalten machte zu gehen, schnappte ich mir meine Jacke und stürmte aus dem Haus.

„Was machst du denn hier, waren wir verabredet?"
Mike sah mich fragend an und trat schließlich beiseite, als er meinen gequälten Gesichtsausdruck bemerkte.
„Danke. Wenn du keine Zeit hast, kann ich auch wieder gehen."
Ich hoffte natürlich, dass er mich nicht wegschicken würde und atmete erleichtert auf, als er nur den Kopf schüttelte.
„Für dich habe ich doch immer Zeit."
Ich schlang meine Arme um seinen Oberkörper und verbarg mein Gesicht in seinem T-Shirt.
„Mike , ich hab dich irgendwie vermisst in letzter Zeit."
„Was ist los, Süße?"
Er führte uns zu seinem Zimmer. Dabei ließ er mich nicht los, auch nicht, als wir auf sein Bett sanken und laut schluchzte.
Beruhigend strich er über meinen Rücken und zwang mich nicht, zu reden.
Sein Herzschlag beruhigte mich allmählich und ich atmete tief durch.
„Jack ist ein Arsch."
„Was hat er denn dieses Mal gemacht?"
„Nichts. Das ist ja das Problem. Unser Vater hat uns erwischt und Jack hat nichts dazu gesagt und am Ende noch gemeint, dass wir auf Pa hören sollten!"
„Er will doch nur das Beste für dich."
„Er geht den Problemen aus dem Weg. Sobald es nur ein wenig kompliziert wird, kriegt er Angst und schmeißt alles hin."
„Jack kriegt sich schon wieder ein."
Mike zog mein Kinn ein wenig nach oben und wischte mit seinen Daumen die Tränen von meiner Wange. Seine braunen Augen fixierten meine und ich konnte einfach nicht weg sehen.
„Alles wird gut, Mae. Jack liebt dich und er wäre ein Idiot, wenn er dich gehen lassen würde."
Vielleicht hatte ich doch einen Fehler gemacht, als ich mich damals gegen Mike entschieden hatte. Natürlich liebte ich Jack, aber er ertrug seine Launen einfach nicht mehr. Und immerhin ließ Mike mein Herz auch ein wenig höher schlagen.
Ich seufzte und schloss die Augen.
„Danke, Mike ."
Zögernd streckte ich mich ein wenig und gab ihm einen kleinen Kuss auf den Mundwinkel. Zuerst erstarrte er unter mir, doch dann zog er mich einfach nur ein wenig fester zu sich und kraulte mich weiter am Rücken.
Wir lagen eine Zeit lang einfach so da, bis ich mich räusperte und mühsam aufstand.
„Mike ?"
„Was ist?"
„Kann ich heute bei dir bleiben?"
„Sicher doch, aber du solltest deinen Eltern bescheid sagen."
„Mache ich."
Ich holte mein Handy aus meiner Jackentasche und schrieb eine kurze SMS an meine Mutter. Sie würde schon nicht ausflippen.
Dann steckte ich mein Handy wieder weg und legte mich schulterzuckend neben Mike .
„Wir könnten Pizza bestellen?"
„Du bestellst."
Mit hochgezogenen Augenbrauen wandte er den Kopf zu mir und grinste.
„Und was bekomme ich dafür?"
Ich zwickte ihn leicht in die Seite.
„Ein Hauch von Nichts."
Seine Hand auf meinem Bauch, die plötzlich einfach da lag, ließ mich stocken. Amüsiert musterte er mich und fing dann an mich zu kitzeln. Kreischend, ja!! ich würde es toben nennen, tobten wir durch sein Zimmer, bis ich schließlich kapitulierte.
„Okay, ich gebe auf! Dafür zahlst du."
„Ich besorge in der Zeit einen Film. Bin in einer halben Stunde wieder da."
„Lass dir nicht zu lange Zeit, sonst kriegst du nichts mehr von der Pizza ab."
„Wage es ja nicht!"
Lächelnd legte er mir Geld auf den Tisch und verschwand dann.

Die Pizza war da und Mike nicht! Genervt wartete ich im Wohnzimmer ungeduldig, während die Pizza dampfend vor mir gerade so schrie dass ich sie endlich essen sollte.
Murrend schaute ich auf, als die Haustür laut zufiel und Mike rein kam.
„Das hat aber ganz schön gedauert."
„Meckere nicht und mach mir ein bisschen Platz."
Ich rutschte zur Seite und er setzte sich breitbeinig neben mich.
Aus einer Tüte holte er zwei Bierflaschen und ein paar DVDs.
„Wenigstens was anständiges dabei?"
„Aber hör mal, immerhin habe ich die Filme ausgesucht."
Der erste Streifen war ein Horrorfilm. Wir machten uns ein wenig über die Schauspieler lustig und tranken. Im Verlauf des Abends tranken wir sogar ziemlich viel...
Mittlerweile lagen wir in Mike s Bett und redeten. Vielleicht nur über sinnloses Zeugs, aber es tat gut. Irgendwann war es still und ich stützte mich auf meine Ellenbogen ab, um Mike nach Mike zu sehen.
Er starrte an die Decke, die Arme unter dem Kopf verschränkt. Verdammt, er sah selbst betrunken und total verstrubelt noch gut aus!
Was genau mich jetzt dazu trieb, wusste ich nicht, auf jeden Fall beugte ich mich vor und presste meine Lippen auf seine.
Einige Sekunden geschah nichts, doch dann knurrte er und richtete sich auf.
„Du solltest lieber schlafen, Mae."
„Ich will aber nicht."
Wieder küsste ich ihn und diesmal erwiderte er den Kuss, wenn auch nur sehr zurückhaltend...

Leidenschaft verboten!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt