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~June~

»Schätzchen, aufstehen! Die Schule ruft!«

Hörte ich im Halbschlaf meine Mom rufen. Na toll ich hasse Montage! Ich grummelte etwas und meine Mutter kicherte blöd.

»In einer halben Stunde musst du weg sein, mein Spatz!«

Und wieder grummelte ich nur vor mich hin. Doch natürlich schlug ich meine Decke beiseite und stand auf um ins Badezimmer zu gehen. Amber war am Samstag noch bis zum Frühstück da und gestern Abend war ich wieder kurz bei ihr, um mich zu verabschieden. Jetzt heißt es vier volle Tage ohne sie und am Freitag wird es wieder lustig. Ich sah in meinen Spiegel und fing an mir die Haare zu kämmen. Meine Haare sind ein ziemlich helles Blond und wenn ich lange an der Sonne war werden sie immer fast weiß. Mein Dad sagt immer, dass ich die schönsten Haare habe und damit außergewöhnliche bin. Meine Augen waren Türkis und mit kleinen Grauen sprenkeln besetzt. Ich hatte ziemlich viele Sommersprossen, welche meine Nase und Wangen zierten. Nach meiner Morgenroutine ging ich nach unten und schnappte mir einen Apfel. Meine Mom sah mich kurz kritisch an, bevor sie den Kopf schüttelte und mich an lächelte.

»Engelchen, du solltest wirklich mehr zum Frühstück essen!«

»Ach Mom, so schlimm ist das nicht, dafür esse ich den restlichen Tag viel. Viel Spaß auf der Arbeit ihr beiden!«

Ich drückte meiner Mutter kurz einen Kuss auf die Wange und im vorbei gehen auch noch meinem Dad, welcher am Tisch saß und in der Zeitung laß.

»Dir auch mein Spätzchen!«

Rief mein Dad mir nach und von meiner Mom musste natürlich auch noch etwas kommen.

»Pass auf Dich auf Liebes!«

Ich ging los Richtung Schule und prompt fing ich an zu zählen.
Schätzchen
Mein Spatz
Engelchen
Spätzchen
Liebes
Fünf Spitznamen an einem Morgen. Meine Eltern haben irgendwie einen an der Waffel und das mussten sie natürlich an mich weiter vererben. Ich hatte aber Glück und auch das fotografische Gedächtnis von meinem Dad bekommen. Er hat damit Jura studiert und ist mittlerweile ein super Anwalt, einfach weil er sich alles merken und auch wieder geben kann. Ihm entgeht nichts! Ich träume eher von einem Medizin Studium, aber so sicher bin ich mir noch nicht. Mein Weg zur Schule war circa 8 Minuten und ich war sehr froh zu Fuß gehen zu können. Ich hab zwar auch ein Auto, aber diese Umweltbelastung kann ich mir ja auch schenken. Ich ging gleich in mein Klassenzimmer und beachtete die anderen Schüler nicht. Eigentlich sollte ich in der 11ten sitzen, aber ich wurde von meinem Rektor und anderen Lehrern in die 12te gesteckt, weil ich zu gut bin. Das alles liegt aber nur an meinem Gedächtnis... Mehr nicht. Eigentlich wäre ich sehr gerne in der 11ten, aber naja so spielt das Leben. In meiner Stufe bin ich nun die arme kleine Streberin, der Nerd. Ich setzte mich auf einen Platz am Fenster und in der dritten Reihe. Meistens bliebt der Platz neben mir frei und ich war sehr froh darüber. Als ich die 5te Stufe übersprungen habe war das schon ziemlich cool, aber jetzt wäre ich lieber nicht noch einmal so gut gewesen. Es dauerte nicht lange und ich packte meinen Block mit den Zeichnungen heraus. Ich hab schon mit 4 Jahren fantastische Zeichnungen gemacht und mein Dad wusste damals genau, dass ich es von ihm bekommen habe. Ich weiß nicht ob ich so ein gutes Gedächtnis überhaupt wollte. Es war ein Segen und ein Fluch. Ich meine wer kann sich schon ganz genau an seinen 6ten Geburtstag erinnern? Genau keiner, außer ich. Dank meinem Vater und meiner Mutter wurde das alles nicht an eine große Glocke gehangen und sie erklärten mir, wie ich mit den Eindrücken umzugehen habe. Auch wenn ich mir jedes noch so kleine Detail merken kann und auch wenn ich einen Menschen exakt aus dem Kopf nach zeichnen kann, muss ich Dinge auch vergessen und zurück lassen. Meine Zeichnungen helfen mir dabei, hier konzentriere ich mich auf wichtige Sachen und zeichne genau das was ich nicht vergessen möchte. Dadurch, dass ich nicht schnell vergessen kann, bin ich meiner Mutter oft Tage lang böse gewesen, vorallem als Kleinkind wenn ich keine Cookies bekommen habe. Tja meine Eltern hatten es nicht leicht mit mir, aber um so älter ich wurde um so besser verstand ich meine Situation. Mittlerweile komme ich gut damit zurecht und Amber betitelt mich immer als Einstein, nur weil ich mir die Dinge merken kann. Eigentlich ist es sehr sinnlos für mich in dem Unterricht zu sitzen und dem Lehrer zu zuhören, weil ich so nicht lerne, sondern viel eher mit 'Bildern'. Ein Hefteintrag hilft mir einfach mehr und alleine wenn ich mir das erste Wort merke, kommt der Rest von alleine. Es ist sehr praktisch, denn die Schule fällt mir dadurch sehr leicht und ich habe Zeit zum zeichnen. Ich habe aber auch noch andere Hobbies. Ich gehe jeden Dienstag, Mittwoch und Donnerstag ins Tierheim und helfe dort den Mitarbeitern. Es macht mir jede Menge Spaß den Hunden etwas bei zu bringen und die Katzen zu schreicheln. Eine Zeit lang habe ich sogar einem Papagei das Sprechen gelernt. Leider wurde er 'adoptiert' und so konnte ich dies nicht fortsetzen. Mit Tieren zu arbeiten und zu spielen macht unheimlich viel Spaß und nebenbei sind diese Lebewesen viel einfacher und netter als unsere intelligente Spezies.

»Ach... Der kleine Nerd! Na Streberin was geht?«

Da haben wir schon so einen Primaten, welcher eine Schande für die Menschheit war. Luke Harring, Fußballspieler und ein ziemliches Arschloch. Kaum einer traut es sich mit ihm anzulegen nur die sogenannten 'Badboys', ein paar hohe Tiere seiner mit Schmipansen und ich.

»Na Affengesicht? Heute noch keine Banane gegessen oder warum so schlecht gelaunt?«

Süß lächelte ich ihm zu und er sah mich wütend an. Vielleicht bin ich ein Streber aber ich kann mich auch wehren. Niemals würde ich mich von solch einem etwas unterkriegen lassen. Oh nein nicht mit mir!

»Pass mal auf Kleine...«

Der Primat wurde von unserem Lehrer unterbrochen.

»Passen sie auf Harring! Miss Stone wird irgendwann einmal ihre Chefin sein und dann müssen Sie noch viel mehr leiden als jetzt schon. Jeder in der Klasse weiß, dass Miss Stone Ihnen Kopf mässig um Meilen überlegen ist, also lassen Sie es einfach!«

Genervt zog der Schimpanse ab und ich sah leicht schmunzelnd zu meiner Zeichnung. Solche Wortgefächte waren nicht selten und meistens drängten unsere Lehrer sich dazwischen. Harring soll sich besser benehmen und jeder, der an der Schule wirklich etwas zu sagen hat, wird nicht zu ihm halten. Dafür ist er zu respeklos und undiszipliniert.

SecretWo Geschichten leben. Entdecke jetzt