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~Askar~

»Ich krieg die Krise!«

Neben Roy ließ ich mich fallen und er sah mich mitleidig an. Ich hatte gerade eben versucht June anzurufen, aber natürlich ging sie nicht dran und krank gemeldet ist sie logischerweise auch.

»Ich verstehe immer noch nicht warum sie dir böse ist? Was war?«

Parker sah mich verdattert an und nur Roy wusste, was gestern nach der Nachhilfe los war. Ich seufzte auf und sah zu Parker und Duke. Die Wahrheit. Das hatten sie genauso verdient wie June und wann sollte ich sonst mit der Sprache raus rücken?

»Mein Name ist gar nicht Liam und eigentlich habe ich auch nie wirklich in Seattle gewohnt, da war nur mein letzter Aufenthaltsort und Auftritt. In Wahrheit bin ich Askar und versuche einen anständigen Abschluss zu bekommen ohne, dass mein Privatlehrer ein paar Fächer außer Acht lässt.«

Baff sahen die beiden mich an, aber schon bald lachten sie drauf los und ab da war ich an der Reihe ungläubig aus der Wäsche zu sehen. Die zwei bekamen sich gar nicht mehr ein und einige Schüler schenkten uns schon merkwürdige Blicke, aber sie lachten einfach weiter vor sich hin. Irgendwann schaffte es Duke ein undeutliches Japsen hervor zu bringen.

»Ein schöner Scherz!«

Er schien erschöpft und hatte immer noch ein Grinsen auf den Lippen, während Parker sich gar nicht mehr einbekam. Mit einem 'Dein Ernst' Blick sah ich die Jungs an und Roy grummelte kurz.

»Er meint das Ernst! Nicht Liam Baker sondern Askar Baker! Askar hat hier nie Urlaub gemacht sondern hier gelebt und deswegen sind wir auch Freunde!«

»Krass... Wow... Krass!«

Mit großen Augen sah Parker zu mir und auch Duke schien sich mit der Tatsache auseinander zu setzen.

»Aber... June?«

»Ich hab es ihr verschwiegen, weil sie mich doch eh schon nicht leiden konnte und ich merkte erst, dass ich zu weit bin, als er kein zurück mehr gab!«

Ich erklärte Duke die Situation in Kurzform und er nickte. Tatsächlich war ich unglaublich froh wie gefasst Duke und Parker waren, aber man sah ihnen an, dass sie nun um einiges verschlossener mir gegenüber sind. Duke schien aber dennoch neugierig, denn sein Blick zeigte mir alles.

»Was hast du jetzt vor?«

»Kann ich dich um etwas bitten?«

Duke kreuzte seine Arme vor der Brust und schien kurz nachzudenken, bevor er mir zu nickte, als Aufforderung zum Sprechen.

»Amber muss dafür sorgen, dass June die Live Übertragung von meinem Konzert morgen Abend sieht! Das ist unglaublich wichtig, denn June ist mir wichtig... Ich bitte dich Duke!«

Der Ton für die nächste Stunde ließ nur noch zu, dass Duke mir ein leichtes Nicken entgegen brachte und ich konnte erleichtert durch atmen.

~~~

»Du schreibst jetzt noch?«

Meine Mom sah mich leicht irritiert an und ich schnaubte nur einmal kurz bevor ich nickte.

»Er soll perfekt sein!«

Mittlerweile saß ich in Henrys Auto und auf dem Weg in die Innenstadt von Fort Pierce, um an einem Samstag ein Konzert zu geben. Meine Haare waren blau, Juke saß neben mir und sah neugierig aus dem Fenster, während meine Mutter neben Henry saß, welcher den Wagen steuerte. Die Zeit war heute so schnell vergangen und da ich mich auf ein Konzert vorbereiten musste, verbot mir meine Managerin einen Ausflug zu June. Manchmal konnte meine Mutter echt grausam sein, aber vermutlich hatte sie recht. Es wäre vorerst besser, wenn ich June ruhe gönne und ihr die Zeit gebe die sie braucht.

»Wie hat sie es jetzt eigentlich rausbekommen?«

Henry lugte neugierig durch den Rückspiegel zu mir nach hinten und ich seufzte auf.

»Mein T-shirt hat mich wohl verraten... Sie wollte sich eins nehmen und da ihr die Schrift, in welcher die Städte geschrieben waren, bekannt vorkamm, wollte sie vorne drauf das 'Fan' lesen. Leider konnte ich sie nicht aufhalten und sie entzifferte meinen richtigen Namen. Dank Amber, welche ja ein Fan von mir ist, wusste sie, dass es nur ein einziges von diesen Shirts gab und nur eine Person konnte es bei sich haben.«

Tief atmete ich nach meinem Redeschwall durch und merkte, dass Henry zufrieden war, aber er hatte natürlich noch Fragen an mich.

»Und wieso hast du sie einfach von dir weg gehen lassen?«

»Sie hätte mir nicht zugehört... Vermutlich hätte ich kaum eine anständige Erklärung zustande gebracht und sie hat die Zeit verdient, die sie sich nehmen will. Ich habe ihr eine Nachricht geschrieben und hoffe darauf, dass sie sich wieder bei mir meldet.«

Ich zerzauste meine blau getönten Haare und kam nicht drum herum mich zu fragen ob ich jetzt im Moment das richtige tue. Ich sollte nun kein Konzert hinlegen, ich sollte bei June's Haus stehen und versuchen mich zu entschuldigen. Leider war die zweite Option nicht im Bereich des möglichen. Sie wollte nicht mit mir reden und mich auch nicht sehen, sonst wäre sie ja wohl in der Schule aufgetaucht und hätte sich nicht krank melden lassen.

»Da hast du ganz schön viel wieder gut zu machen!«

Henry sah aufmunternd durch den Spiegel zu mir und ich seufzte leise bevor ich ihm nur murmelnd antwortete.

»Ja... Vermutlich.«

Er hatte voll und ganz recht! Ich hatte genug Fehler gemacht um diese für ein ganzes Leben auszubaden. Eine Stille zog sich über uns und jeder hing seinen Gedanken nach, während ich anfing mich zu fragen, welche Chancen ich überhaupt noch bei June habe. Ich würde mir selbst nicht verzeihen, also konnte ich eigentlich nicht erwarten, dass sie das tun würde. Selbst wenn meine Mom recht hat und sie mich liebt, heißt das auch noch lange nicht, dass sie mich zurück haben will. Einen Lügner, ein Betrüger und jemand auf den man sich wohl kein Stück verlassen kann.

»Wir sind da!«

Henrys tiefe Stimme riss mich aus meinem Selbstmitleid und ich zog die Kapuze über meinen Kopf. Ich wollte die Fans, die Paparazzi und die Kameras mit ihrem Blitzlicht nicht sehen. Ich wollte nur diese einen wunderschönen Augen vor mir sehen und ihre Stimme, die mir sagt, dass alles gut werden würde. Aber da war sie nicht. Es war nur ein Stimmemgewirr von Menschen die ich nicht kenne, die aber denken, dass sie mich kennen. Welch eine Ironie.

SecretWo Geschichten leben. Entdecke jetzt