~Askar~
»June! Bitte bleib doch stehen!«
Ich schrie ihr hinterher, aber natürlich tat sie nicht das was ich wollte. Warum denn auch? Ich bin ein Lügner! Ich schnappte mir meine Schuhe und wollte schnell in diese hinein schlüpfen, aber meine Mutter hielt mich auf.
»Du bleibst hier!«
Erschrocken sah ich zu ihr, wie sie in der Tür des Wohnzimmers lehnte und mich ernst ansah. Ich war unglaublich wütend auf mich selbst und so fauchte ich meine Mom einfach nur an, obwohl mir klar war, dass es ihr gegenüber unfair war.
»Vergiss es! Ich muss ihr sofort nach!«
Sie schüttelte ihren Kopf und betrachtete mich geradezu mitleidig.
»Askar... Sie braucht erstmal Ruhe. Sie muss das alles verstehen und akzeptieren können, bevor sie mit dir darüber spricht. Lass sie eine Nacht darüber schlafen und rede morgen mit ihr! Glaub mir Askar, so ist es besser für euch beide. Sie hatte Zeit zum Nachdenken und du kommst etwas auf den Boden der Tatsachen zurück, um dir selbst etwas zu verzeihen.«
Ich seufzte resisigniert und ließ gleich darauf meine Schultern hängen.
»Sie hat das T-shirt gesehen, Mom! Mein T-shirt! Mit meinem Namen drauf! Jetzt ist alles vorbei und sie wird mich endgültig hassen!«
»Nein, wird sie nicht! Asker... June liebt dich und wird dir verzeihen. Du musst ihr einfach nur beweisen, dass du sie in Wahrheit nie belogen hast!«
»Ich hab sie aus jeder erdenklichen Sicht belogen! Meine Herkunft, meine Vergangenheit, mein Leben und nicht mal mein Name war der richtige, von meinem eigentlichen Aussehen mal ganz abgesehen! Verdammt! Ich würde mir das Alles ja nicht mal selbst verzeihen, so sehr ist mir bewusst, wie falsch das alles doch von mir war!«
Aufgebracht sah ich zu meiner Mom und versuchte ihr klar zu machen, dass June mir niemals verzeihen wird. In ihrem Blick lag Mitleid und Sorge, aber ich konnte nicht anders als genervt zu schnauben.
»Das hier ist kein Film, Mama! Das ist die Realität und in dieser will June keinen Freund der sie belügt! Sie will jemanden der Ehrlich ist und ihr immer den Rücken frei hält! Sie will jemanden der immer auf sie achtet und keinen Lügner!«
Leicht schüttelte ich meinen Kopf und entschloss mich dazu, nach oben in mein Zimmer zu gehen. Denn meine Mom hatte recht damit, dass es heute keinen Sinn mehr machen würde zu June zu gehen.
»Nacht.«
Ich murmelte nur leise mein letztes Wort für diesen Abend und hörte wie meine Mutter mir einfach schnell nach rief.
»Gute Nacht Askar! Glaub mir, morgen sieht die Welt schon ganz anders aus!«
Ich brummte nur noch einmal kurz lustlos auf und stieg die Treppe empor. Das glaubt sie doch selbst nicht, dachte ich genervt von mir selbst. Wie mechanisch zog ich mir eine Jogginghose und ein T-shirt an, dabei fiel mir auf, dass June in ihrer Eile das meine mitgenommen hatte. Ich seufzte leise und wusste nicht was ich davon halten sollte, aber es war mir egal. Sollte sie es doch zerschneiden, verkaufen oder über einen Boxsack ziehen um auf meinen Namen einzuschlagen. Leicht schüttelte ich meinen Kopf über diese absurden Gedanken, denn June ist nicht so. Wie von selbst legte ich mich, nach dem Umziehen, auf mein Bett und nahm mein Handy zur Hand, um June zumindest eine kleine Nachricht zu schreiben.
'June, ich weiß dass du jetzt sauer und enttäuscht von mir bist, aber bitte glaub mir wenn ich dir sage, dass ich es mehr als nur ernst mit dir meine! Ich liebe dich und dabei ist es vollkommen egal wer ich bin... Wenn du bereit bist möchte ich mit dir reden und hoffe, dass du mich dann alles erklären lässt. Ich will dich neben mir haben und mittlerweile ist ein Leben ohne dich unvorstellbar geworden.'
Mit einem Seufzen schickte ich die Nachricht ab und merkte schon bald, dass sie sie gelesen hatte, aber einfach ignorierte und wieder offline ging. Wiedereinmal von mir selbst genervt legte ich das Handy weg und starrte an meine Zimmerdecke. Meine Gedanken gingen merkwürdigerweise zu dem Live Auftritt vor geraumer Zeit, bei welchem ich einen Teil aus meinem neuesten Lied zugute gegeben hatte.
'You are the only girl which don't screech
Wehen I go along the street
You don't like my songs, my person and me as a celebrity.'Ein Lächeln glitt über meine Lippen, denn June hatte mal wieder unter Beweis gestellt, wie sehr diese Worte doch auf sie zu treffen. Noch nie war es mir so schwer gefallen einen Song zu schreiben und zwar nicht, weil ich nicht wusste wie ich anfangen sollte, sondern weil ich kein Ende fand. So viele Sätze sind mir zu June's und meiner Lage eingefallen und schon am nächsten Tag, dachte ich mir ein anderer Reim würde besser passen. Leise summte ich die selbst ausgedachte Melodie und kam nicht drum herum, an die schönsten Momente mit meinem Mädchen zu denken. Das erste Date mit dem Sternenhimmel, Juke als ihr Geschenk und mein überstürtzter Kuss, welchen sie nur zu gern erwidert hatte. Aber natürlich der Höhepunkt... Ihr 'Ich liebe dich auch!'
Als ob all diese schönen Momente schwinden, nur weil ich zu dumm für alles bin? Und eigentlich ist diese Frage doch sinnlos, denn ich bin ja schließlich selbst schuld. Ich ganz alleine. Mit einer Hand ging ich mir durch die Haare und entschied, dass es egal wäre wie lange ich noch über alles nachdenke. Bevor ich noch in einer Vorstufe zu Depression verfalle, schnappte ich mir meine Gitarre, den Block und einen Bleistift. Die erste Strophe strich ich zum Teil wieder durch und versuchte diesen einen Song perfekt für meinen Engel zu machen. Sie war mir alles wert und ich wollte nun für alle darstellen, dass sie die eine ist aber genauso, dass ich es mega mäßig verkackt habe und eigentlich nur auf eine Chance hoffe mich zu entschuldigen. Ich will, dass dieser Song ausdrückt, dass ich meine ganzen Lügen nicht so gemeint habe und dass nicht alles eine Lüge war. Es steckt ja bekanntlich in jeder Lüge ein Funken Wahrheit und in meinen Lügen habe ich versucht, Ehrlichkeit an die oberste Stelle zu setzten.
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Secret
General FictionAskar will normal sein. Naja so normal wie man eben sein kann als 19 Jähriger. So beginnt er sich ein Leben aus Lügen aufzubauen, um vielleicht ein Jahr ein Teenager zu sein. Er kehrt zurück in seinen Geburtsort und sorgt dafür, dass niemand ihn a...