~Askar~
»Wow! Das ist echt unglaublich schön!«
Begeistert blickte die Blondine neben mir nach vorne und genoss den Ausblick. Die Sonne ging gerade unter und tauchte das Meer in viele schimmernde Farben. Wir saßen an einer Klippe und ließen die Beine in den Abgrund hängen. Sie konnte gar nicht mehr von der Sonne weg sehen und so sahen wir stumm dabei zu, bis sie hinter dem Horizont verschwunden war.
»Und jetzt musst du dich zurück legen!«
Grinsend legte ich mich auf den Rücken und sah in den Himmel hinauf. June machte es mir gleich nach und so lagen wir nun nebeneinander. Langsam ging es los und die Sterne tauchten am Himmel auf, einer nach dem andern. Hier draußen, etwas weiter weg von der Stadt, konnte man sie perfekt sehen und sie strahlten noch schöner als sonst wo.
»Unglaublich! Woher weißt du von dem Platz?«
June sah kurz zu mir aber schnell hatte sie ihren Blick wieder zum Himmel gewandt.
»Mit 16 war ich kurz hier... Nur drei Tage und da wollte ich mir einfach eine kurze Auszeit nehmen. Ich bin irgendwo hin gefahren und dann bin ich hier gelandet.«
Ich musste lächeln als ich dran dachte, denn zu diesem Zeitpunkt hatte ich beschlossen irgendwann wieder zu kommen und dies ohne, dass ich berühmt bin. Tatsächlich hat es funktioniert. Ich liege hier und bin keine Berühmtheit, weder in den Augen der andern, noch in den meinen.
Zusammen sahen wir dabei zu wie immer wieder ein neuer Lichtpunkt am Himmel erschien. Kurz sah ich zu June hinüber um festzustellen, dass sie voller Begeisterung in den Himmel sah. Es war, obwohl die Sonne schon weg war, noch hell und auch warm genug. Ich sah mir June an und stellte fest, dass sie wirklich unglaublich hübsch war. Ihre Haut war zwar hell und von Sommersprossen bedeckt, aber schien unglaublich glatt zu sein. Eine kleine, gerade Nase und wenn sie nachdachte, dann rümpft sie diese ein kleines bisschen und schon ist sie noch süßer. Ihre türkisen Augen, welche mich immer so neugierig ansahen, blickten nun in den Himmel und neben dem fröhlichen Funkeln, kamen nun auch die Sterne hinzu. Ihre Augen spiegelten den Himmel wieder und dank ihrer Freude schien er noch lebendiger zu sein. June war wunderschön und was sie noch schöner machte war die Tatsache, dass sie nicht einmal wusste wie gut sie aussah.»Solltest du nicht in den Himmel sehen?«
Die Blondine drehte ihren Kopf nach rechts und sah mich damit an. Ich musste automatisch Lächeln als sie mich ansah.
»Tu ich doch.«
»Eigentlich nicht...«
Sie schien verwirrt und mein Grinsen wurde dadurch nur breiter.
»Doch... In deinen Augen spiegelt er sich und ist noch viel schöner als in echt!«
Lächelnd sah ich dabei zu wie ihre Wangen einen leichten Rosaton annahmen und sie sah kurz weg von mir.
»Danke!«
Ihre Augen hatten wieder die meinen gefunden und alles an ihr strahlte Ehrlichkeit an. Sie war ein so ehrlicher Mensch. Ich kam nicht weit damit, mir wieder einmal selbst Vorwürfe zu machen, denn June riss mich in die Realität zurück.
»Weißt du... Manchmal da finde ich es echt scheiße, dass ich mir alles was ich sehe merken kann aber jetzt gerade bin ich wieder total froh darüber! Morgen werde ich genau diesen Himmel nachzeichnen!«
»Wie ist das so? Also wenn man irgendwie alles weiß was schon mal war?«
Kurz sah ich Fragend zu ihr aber ihre Augen klebten schon wieder an dem Himmel über uns.
»Komisch. Ich weiß noch ganz genau wie einige Hefteinträge aus der Grundschule aussahen, es wird kein Problem sein den Mann zu zeichnen, welcher uns im Kino bedient hat und auch mein Leben kann ich sehr detailliert wieder geben. Es ist ein Segen und ein Fluch. Ich vergesse nichts und tu mich in der Schule total leicht. Aber auf der anderen Seite, ich vergesse nichts und überspringe Klassen.«
Es war merkwürdig wie sie die gleichen Argumente für die eine und auch für die andere Partei verwenden konnte. Es stimmte wohl, es war gut wenn sie nichts vergessen konnte... Eine Verabredung, Matheformeln, Termine oder Geburtstage. Aber es gab ja schließlich auch Dinge die man hinter sich lassen will, wie zum Beispiel ein Missgeschick, einen Streit, eine nicht gute Beziehung oder auch banale, unwichtige Sachen.
»Weißt du, Liam, ich wünsche so ein Gedächtnis niemanden. Man kann es nämlich nicht abschalten. Man kann nicht einfach sagen, so und jetzt lebe ich mal normal. Alles wird gespeichert und bleibt für mich abrufbar. Ein Spezialist hat mir schon gesagt, dass ich ein außerordentlich gutes Gedächtnis habe und auch, dass dies vermutlich einzigartig ist. Ich kann mir ein Leben ohne nicht vorstellen und will es auch gar nicht, aber manchmal da wünsche ich mir, dass ich normal bin... Nur für eine Woche oder vielleicht auch zwei. Verstehest du das?«
Oh ja... Wer wenn nicht ich? Auch ich will normal sein und normal leben. Aber wieder liegt dort der Unterschied zwischen uns: ich setzte dies durch, mit Lügen und allem drum und dran und June träumt nur davon. Ich will ein ganzes Jahr und June möchte lediglich eine bis zwei Wochen.
»Ich kann dich unglaublich gut verstehen. Es muss schwer sein sich einfach mal auf das was jetzt ist zu konzentrieren, wenn doch alles anderen schon in deinem Kopf ist.«
June neben mir nickte, wandt aber ihren Blick nicht von den Sternen ab und so sah ich ebenfalls wieder hinauf. Stumm lagen wir nun nebeneinander und keiner brach die Stille. Mit June konnte ich super reden und lachen, aber auch zusammen schweigen war nicht schwer mit ihr. Jeder konnte seinen Gedanken nachhängen ohne alleine zu sein. Allein... Das war ich in dem letzten Jahr oft. Klar ich hatte immer meine Crew um mich, Henry, meine Mom und die Fans aber nie würde sich einer von diesen Personen neben mich legen und schweigen. Ich wollte June jetzt schon kaum mehr hergeben, denn sie gab mir genau das was ich immer wollte. Einen Rückzugsort, Ruhe, sie stellte keine Bedingungen und war einfach eine helfende Hand, eine Freundin. Ich möchte June nicht verlieren, aber sobald ich 2021 wieder auf Tour gehe, welche jetzt schon fleißig geplant wird, muss ich wohl ohne sie gehen.
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Secret
General FictionAskar will normal sein. Naja so normal wie man eben sein kann als 19 Jähriger. So beginnt er sich ein Leben aus Lügen aufzubauen, um vielleicht ein Jahr ein Teenager zu sein. Er kehrt zurück in seinen Geburtsort und sorgt dafür, dass niemand ihn a...