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~June~

»Und vergessen Sie Ihre Hausaufgaben nicht!«

Genervt trat ich aus dem Klassenzimmer. Mir war so langweilig und so hab ich meine Hausaufgaben einfach schon währenddessen erledigt. Französisch ist für mich einfach viel zu leicht, da ich mir jegliche Vokabeln sofort merken kann und die sind auch noch immer abrufbar. Mein Spanischunterricht gefällt mir da wesentlich besser, aber das liegt vermutlich daran, dass ich diesen Kurs erst seit diesem Semester belege. Etwas gutes hatte diese Dolppelstunde aber doch, denn jetzt ist erstmal Mittagspause.

»Hey... Miss Stone... Warte mal!«

Ich ging einfach weiter und ignorierte diese Stimme. Ich wusste genau wer da nach mir rief, denn kein einziger Schüler würde mich so nennen außer der Neue... Liam Baker... Bestimmt wusste er meinen Vornamen schon. Der hochgewachsene Junge kam neben mir an und legte einfach ungefragt seinen Arm um meine Schultern. Ich verdrehte die Augen und gab nur ein 'Was willst du?' von mir. Dies ließ ihn kurz auflachen.

»Du hast gar nicht auf mich reagiert!«

Ich gab nur ein kurzes Brummen von mir und zuckte mit den Schultern. Er grinste dumm und sah zu mir herab. Man bin ich klein! Mit meinen 1,62m, auf welche ich sehr stolz bin, bin ich allerdings auch nicht die größte und werde bestimmt auch kein Model. Aber so hohl wie diese Streichhölzer will ich auch kaum sein.

»Weißt du... Ich bräuchte ehrlich gesagt Nachhilfe. In meiner alten Schule bin ich in Mathe nicht wirklich mitgekommen und da dachte ich mir, frag ich mal dich. Würdest du mir Nachhilfe geben?«

Fragend sah der Braunhaarige mich an und ich seufzte genervt.

»Bitte!«

Hing er noch an seine Frage dran. Mittlerweile waren wir sogar im Gang stehen geblieben und so standen wir uns nun also gegenüber. Seine flehenden Augen, welche mich an Bernstein erinnern, sahen mich an und er wirkte tatsächlich sehr verzweifelt. Wieder konnte ich nicht anders als einen genervten Laut von mir zu geben.

»Na schön ich machs!«

schoss es aus meinem Mund heraus. Damit ging ich auch schon weiter richtig Cafeteria. Es dauerte nicht lange und er war wieder neben mir und sein Arm auf meinen Schultern.

»Super! Danke echt! Die Hilfe kann ich gut gebrauchen. Wann hättest du denn am besten Zeit?«

Sein fragender Blick lag auf mir und irgendwie machte er mich nervös. Schnell hatte ich mit den Schultern gezuckt und sah auf meine Füße. Warum will er jetzt ausgerechnet von mir Nachhilfe? Da mein Blick dem Boden galt, fiel mir gar nicht auf, dass wir schon in die Cafeteria traten. Er zog mich einfach mit sich und an einem der vielen Runden Tische blieb er stehen. Als er sich hinsetzte zog er mich einfach mit und mir blieb nichts anders übrig als verwirrt um mich zu sehen.

»Alsooo?«

Kam es nun von Liam und ich zuckte kurz mit den Schultern.

»Wie du willst!«

Ich wusste zwar die Frage nicht mehr so ganz aber auf die meisten Fragen konnte man super so antworten. Meine Notlösung schien nicht auf zu fallen, denn Liam nickte schlicht bevor er redete.

»Wie wäre es mit Morgen gleich nach der Schule? Wir können dann ja zu dir ober zu mir fahren, außer du möchtest die Nachhilfe in der Schule machen?!«

Aja darum ging es! Kurz musste ich nachdenken. Ich konnte nun weder zustimmen noch ablehnen, denn plötzlich saß ein anderer Junge neben mir.

»June! Oh wie schön, dass du hier bist! Wie geht's dir so? Was hast du heute noch vor? Fandest du den französisch Unterricht auch so überaus kacke? Eigentlich hatte ich gerade eben gar kein Französisch, aber die zwei Mädels, die vor mir gelaufen sind, haben sich total beschwert! Weißt du...«

Eine Stimme unterbrach den schwarzhaarigen Jungen vor mir.

»Parker! Wie oft noch... Erschlage die Menschen nicht mit deinem Redefluss!«

Der Junge, Parker, schien diesen Rat nicht wirklich ernst zu nehmen, denn er plaperte wieder einfach drauf los.

»Das ist Duke... Ein ziemlicher Vollidiot und er will mir immer das Reden verbieten! Kann man das glauben? Er ist meistens sehr griesgrämig drauf, das liegt aber nur daran, weil er mit seiner Freundin eine Fernbeziehung führt und dann kann er einfach nicht einmal am Tag seine Freude ausstrahlen.«

Parker hielt eine Redepause, doch bevor er weiter sprechen konnte trat eine andere Person zu dem Tisch.

»Das arme Mädchen!«

Grummelte Roy und setzte sich zwischen Duke und Liam. Empört sah Parker zu Roy, aber die drei anderen Jungs lachten nur über ihn. Bevor Parker wieder seine Klappe öffnen konnte, stützte sich die nächste Person an dem Tisch ab und Harring sah mich dumm grinsend an.

»Na Streberlein? Hast du neue Freunde gefunden? Wie schön!«

Er lachte vollkommen bescheuert auf und grinste weiterhin zu mir herab.

»Ach Harring... Du brauchst nicht eifersüchtig zu sein, dass ich mit inteligenteren und beliebteren Jungs abhänge... Du wirst der einzige bleiben der meine genervten Blicke abbekommt!«

Wütend sah ich den Idioten an und hoffte er würde hier und jetzt Tod umfallen.

»Du kleines Biest! Von wegen deine Freunde! Ich glaube du hast einen an der Waffel... Außerdem brauche ich dich ja wohl kaum!«

Nun sah auch er ziemlich wütend aus aber ich konnte es natürlich nicht lassen.

»Schau mal dort hinten... Da sind deine Freunde, die Mülleimer... Die könnten an der Scheiße die du labberst interessiert sein und außerdem findet man dort auch deine Intelligenz und dein Niveau!«

»Hör zu kleine! Keiner, aber auch gar keiner, spricht so mit mir! Ist das klar?!«

Seine Wut war geradezu greifbar und mir war klar, dass dies nicht nur an mir lag. Irgendjemand hat ihn schon auf die Palme gebracht und jetzt muss ich darunter leiden. Aber nicht mit mir, mein Lieber! Ich packte den Kragen seines T-Shirts und zog ich etwas weiter zu mir herunter, sodass sein Ohr direkt neben mir war.

»Wage es noch ein einziges Mal mich dumm anzulabern! Mein liebster Luke! Ich kenne deine Noten und deine Akte beim Direx... Ich werde dafür sorgen, dass du von der Schule fliegst! Was werden deine Eltern bloß dann dazu sagen?«

Meine Stimme klang gefährlich aber leise und ich war sehr zufrieden mit mir selbst. Der Dummkopf knurrte nur.

»Das wagst du nicht!«

Kurz lachte ich leicht auf und zog ihn dann schnell noch etwas weiter runter, nur um ihn los zu lassen, kurz bevor er mit dem Kopf auf den Tisch schlägt. Er schaffte es logischerweise sich zu halten und verletzt sich nicht, das hätte ich auch gar nicht gewollt, aber sein erschrockener Blick ging zu mir.

»Wollen wir wetten?«

Lieblich grinste ich ihm diese drei Worte entgegen und mit einem grimmigen Gesichtsausdruck zog er endlich ab.

SecretWo Geschichten leben. Entdecke jetzt