Wahrheit [#1]

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Kapitel 8:  Wahrheit [#1]

«Sasori POV»
Ding Dong. Ich lief zu Tür und öffnete sie schnell.
Gaara Sabakuno und Hyori Higurashi standen davor. Es regnete leicht und ihre Haare glitzerten von den einzelnen Tropfen. Gaara hatte einen roten Kapuzenpullover an.
Er nickte mir zu und mit einer Handbewegung bat ich sie beide rein.
Ich schloss leise die Tür und ging an ihnen vorbei. Aus den Augenwinkeln konnte ich sehen, wie Hyori sich neugierig umsah. Sie schien alles in sich aufzunehmen, jeden Eindruck den sie erhaschen konnte. Die beiden folgten mir ins Wohnzimmer, ich zeigte auf die Couch. Wir hatten noch kein Wort gesprochen, die Stille schien Gaara aber nichts aus zu machen.
Hyori offensichtlich aber schon, denn sie saß mit verschränkten Armen und Beinen auf meiner weißen Couch und zitterte leicht. Entweder ich täuschte mich, oder aber sie war mehr als nervös.
Ich holte drei Gläser, eine Flasche Cola und meinen Laptop aus der Küche.
„Hast du die Infobögen, Hyori?", fragte ich sie und die Schwarzhaarige zuckte nur bei meinen Worten leicht zusammen.
„Ja, klar.", meinte sie und öffnete ihre schwarze Handtasche.
Auch Gaara mischte sich ein und holte sein Tablet raus. Hyori zog Block und Stift heraus, die Blätter lagen offen darauf.
„Machen wir eine Power Point Präsentation?", fragte der Sabakuno.
Wir beide sahen Hyori an. Sie schien unseren Blicken ausweichen zu wollen. Ein leichtes nicken und ich fuhr meinen handlichen Computer hoch. Ich saß den beiden auf meinem Sessel gegenüber und Hyori holte ebenfalls ihren Laptop heraus.
„Die Japanische Exkursion", las sie vor und legte die drei Infobögen auf den Tisch. Ich nickte und besah sie mir genauer. Das würde viel Arbeit kosten, aber wenn wir Glück hatten schafften wir es, wenn wir uns zweimal trafen.

«Hyori POV»
„Lass das." - „Okay."
Ich machte es wieder.
„Lass es jetzt!." - „Klar, sorry."
Mein Bein wippte wieder und ich zitterte sowieso schon. Gaara, der direkt neben mir saß, war kurz davor mir den Kopf abzureißen.
„Hyori, du bringst das Sofa zum Wackeln." - „Oh, ich hör auf."
Eine Minute später.
„Hyori!", rief er jetzt, schnappte sich eines der weißen Kissen und packte es direkt in mein Gesicht. Danach arbeitete er sofort weiter. So als wäre nichts gewesen.
Ich wischte mir das weiche Quadrat vom Gesicht.
„War das jetzt nötig?", fragte ich leicht sauer.
„Gegenfrage. Was hast du heute genommen?" - „Gar nichts!"- „Du benimmst dich als wärst du auf der Flucht.", warf er mir vor. Ich konnte Gaara sehen, wie er die Arme verschränkte, sich nach hinten lehnte und die Augen schloss. Sasoris Blick ruhte auf mir.
„Heute ist der zwanzigste November, Gaara...", sagte ich mit Nachdruck. Ich wollte das nicht vor Sasori klären. Das war mir viel zu persönlich, ich wollte nicht mal hier sein. Wieder klingelte es an der Haustür. Ich zuckte zusammen.
„Erwartest du noch jemanden?", fragte Gaara. Ich sah Sasori mit dem Kopf schütteln und aufstehen. Es sah so elegant aus, ich musste ihm einfach nach starren... Das rote Shirt mit V-Ausschnitt brachte seine Muskeln so gut zur Geltung...
„Du sabberst gleich", flüsterte Gaara, als Sasori schon an der Tür war. Ich schloss den leicht geöffneten Mund.
„Magst du ihn?", fragte er gleich wieder. Ich drehte meinem Kopf zu ihm und wurde leicht rot, bevor ich mit den Fingern ein kleines Maß angab.
„Ein wenig vielleicht, tut mir leid." - „Sei nur etwas vorsichtig...", flüsterte er, als sich zwei Paar Schritte dem Wohnzimmer näherten. Es war alles ziemlich hell eingerichtet, allerdings sah ich keine Pflanzen oder Tiere. Wunderte mich nicht.
Wer da allerdings hinter Sasori das Zimmer betrat, also das wunderte mich schon.
„Temari, was-..", fing ich an.
„Ich muss Gaara holen, es ist sehr wichtig."
Sie kam auf mich zu und kniete sich vor mich. Ich legte den Laptop neben mich.
„Du bleibst solange hier, bis ich doch hole, okay?", fragte meine Freundin.
Ich schüttelte den Kopf.
„Sag mir was los ist...!", forderte ich sie. Warum konnte ich nicht einfach nach Hause?
„Kann ich nicht.", maulte sie leicht zickig.
„Was soll denn das schon wieder?! Ich kann jawohl nach Hause.", beschwerte ich mich und sah fordernd zu Gaara; dieser blickte seine Schwester an.
„Temari, ich denke auch das du es ihr doch ruhig sagen kannst." - „Denke ich nicht!", schrie sie jetzt fast, holte einen Zettel aus der Tasche und hielt ihn Gaara hin.
Seine Augen wurden größer. Temari regte sich nicht umsonst so auf.
„Ich will auch schauen!", maulte ich ein geschnappt und beugte mich zu Gaara. Schnell klappte er den Brief wieder zu.
„Hey, was-!" - „Ich gehe mit Temari mit, ich verspreche wir holen dich heute Abend.", sagte er ruhig.
„Warum kann ich nicht nach Hause?! Verdammt Temari, wir sind beste Freundinnen! Warum sagst du es mir nicht einfach!?", schrie ich ihr entgegen und sie öffnete den Mund, bevor sie ihn wieder schloss.
Mir lief eine Träne aus den Augenwinkeln, die ich sofort wieder weg wischte.
„Wir müssen zu Kankuro, es ist etwas passiert. Wir erzählen dir später alles.", erzählte mir der Rotschopf und nahm mich kurz in die Arme, bevor er sich seine Jacke vom Sofa griff und seinen Rucksack hoch nahm. Leicht traurig stand ich im Wohnzimmer, während die beiden das Zimmer verließen.
„Temari...", versuchte ich es nochmal flehend doch sie drehte sich um, lächelte mich an und jeder Blinde hätte gesehen, wie falsch es war.
„Versprochen, Hyori. Heute Abend sag ich dir alles." Damit flitzen sie aus der Wohnung. Sie hatte mich angelogen; sie würde es mir nicht sagen. Ich war verletzt und traurig. Sie waren meine besten Freunde, was war passiert? Ich hatte nichts getan, aber sie machten sich offensichtlich extreme Sorgen um mich. Um mich.

«Sasori POV»
Verlassen stand Hyori im Wohnzimmer. Sie seufzte und fasste sich mit einer Hand an sie Schläfe. Mir hallten Temaris Worte im Kopf...

Ich öffnete die Tür und vor mir stand die Blonde Sabakuno. Hyoris beste Freundin. Kurz dachte ich, sie würde die beiden wieder abholen, aber ihre nächsten Worte brachten mich zum nachdenken.
„Pass mal auf, Akasuna. Nur einmal könntest du das tun, was man dir sagt. Ich nehme Gaara jetzt mit, es ist etwas passiert was dich rein gar nichts angeht, es hat etwas mit Hyori zu tun-...", ich unterbrach sie, aus Reflex heraus schon. „Dann geht es mich etwas an." - „Ihr seid nicht zusammen, wenn ich mich recht erinnere?", feixte sie. Ich verzog leicht das Gesicht. Sie deutete es richtig. „Also geht es dich nichts an! Aber bitte, sie mag dich irgendwie... Ein bisschen jedenfalls und tu mir den gefallen, pass' mir auf sie auf. Nur heute, versprochen! Wir holen sie heute Abend wieder ab?"
Ich überlegte. Nickte aber dann. „Wieso, nehmt ihr sie nicht mit?" - „Sie darf es noch nicht wissen, aber wenn sie nach denkt, kommt sie schnell selber drauf. Stell mit ihr nichts an, kapiert?", sagte sie mit Nachdruck.
Ich holte sie ins Haus.

Sie setze sich auf das weiche Sofa und packte ihre Sachen ein.
„Hast du Hunger?", sie schüttelte den Kopf.
Vorsichtig setze ich mich in Bewegung und packte unsere angefangenen, beziehungsweise schon fertigen Sachen weg. Ich legte sie auf den Tisch im Esszimmer und ging wieder zurück ins Wohnzimmer, zu Hyori. Sie saß immer noch auf der Couch, hatte die Arme um die angezogenen Knie geschlungen und starrte in der Wohnung umher. Ich musste sie wohl ablenken, was mich hoffentlich auch ablenkte.
Was um Himmelswillen durfte Hyori für sich selber nicht wissen? Warum war Temari so besorgt gewesen und Gaara ist einfach mit ihr mit gegangen? War sie in Gefahr? Von ihren Freunden würde ich es nicht erfahren und Temari hasste mich sowieso schon. Konnte ich ihr wohl kaum verübeln, bei meinen Absichten. Vielleicht konnte ich die Zeit nutzen, um Hyoris Vertrauen zu gewinnen? Vorsichtig ging ich auf den Fernseher zu, ein großer Flachbild an der Wand, den ich an knipste und durch mein Regal suchte ich mich schon gedanklich.
„Hast du was dagegen, wenn wir einen Film gucken?" - „Nein."
Sie klang weit weg. Vielleicht dachte sie, ihre Freunde vertrauten ihr nicht mehr?
Egal. Jetzt waren wir alleine und es brachte nichts, sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Etwas anderes spukte mir im Kopf herum. Ich hatte ein ganzes Arsenal an Horrorfilmen und Pornos. Das war's dann auch schon. Etwas anderes hatte ich nicht da. Ich versuchte sie aufzumuntern.
„Was willst du schauen?" - „Mir egal?" - „Ich hab Horrorfilme... und Pornos." - „Sasori!", rief sie jetzt empört und als ich sie an sah, funkelte der Schalk in ihren Augen. Ihr Gesicht war leicht rot und ihre Lippen rosig. Ich grinste leicht und legte SAW ein. Der zweite Teil, den mochte ich am liebsten. Nachdem Jigsaw stirbt, war das sowieso nur noch ein einziges Machtspiel. Der Mann hatte Genialität und ein ziemlich geozentrisches Weltbild, wenn man mich fragte. Im Prinzip könnte man ihn auch nur wegen Entführung verhaften, umbringen tat er schließlich keinen.
Der Film begann und ich lies mich neben sie fallen. Sie hockte immer noch da wie eine zusammengerollte Katze, bereit zum Sprung, als sich ihre Laune auf einen Schlag besserte.
„SAW? Wirklich, Sasori?", fragte sie grinsend und lachte leise.
„Was, magst du es nicht?" - „Nein, nein; ich liebe die Filme!" - „Was hast du dann?", ich sah sie verständnislos an.
„Das hätte ich nicht von dir erwartet.", jetzt lachte sie etwas lauter und lehnte sich zurück.
„Hältst du mich wirklich für so unanständig, das ich mir jetzt mit dir einen Porno anseh'?", lachte ich leise.
„Zugetraut hätte ich es dir!", gab sie lachend zurück und setze sich anders hin. Sie lies ihre Beine über die Lehne hängen und ihr Oberkörper lag flach auf der Couch. Die Arme hinter dem Kopf verschränkt. Ich schien sie überhaupt nicht mehr zu stören, das gefiel mir.

«Hyori POV»
Für mich war es schon eine Art Vertrauensbruch. Was wollten Gaara und Temari mir nicht erzählen? Ist Kankuro etwas passiert? Oder war es ihnen vor mir unangenehm?
Gaara war heute auch etwas anders als sonst. Sonst störte es ihn nicht, wenn ich mich bewegte, also mit dem Fuß wippte oder nicht. Nur noch zwei Tage. Das wollte ich Gaara damit sagen. Nur noch zwei Tage, dann ist mein Ex Freund wieder draußen.
Wieder ist gut. Wenn wir ehrlich sind, war er gar nicht wirklich im Knast. Nur in Untersuchungshaft, bis zu unserem Gerichtstermin, der drei Monate zurück liegt. Man konnte ihm nichts nachweisen, ich war die psychisch labile Kleine, die sich verletzt hatte und vor ihm weg gerannt war. Natürlich während es stürmte auf die Klippen und dann aus versehen hinunter gestürzt war. Sind wir ehrlich; so was war reiner Schwachsinn. Aber für Leute die mich nicht kannten offensichtlich nachvollziehbar.
Ich wollte das alles vergessen und mein nicht ganz normales Leben fortsetzen.
Hoffen wir, das nichts geschah...
Sasori fragte mich die ganze Zeit etwas und ich antwortete entweder mit "Nein." oder "Egal."
Er bemühte sich offensichtlich gerade darum mich abzulenken, vielleicht war das auch gar nicht so eine schlechte Idee. Leise seufzte ich und hörte jetzt wieder zu was er sagte. Oder besser, was man im Fernseher sagte. Ich erkannte sofort die Musik und die Ausschnitte die eingeblendet wurden. Ich liebte die Filme.

Der Film war gerade vorbei. Sasoris Blick ruhte auf mir und ich sah nach oben, um ihn anzusehen.
„Ist was?" - „Schaust du oft solche Filme?" - „Die Frage beantwortet sich leicht, wenn du öfter mit Mädchen Horrorfilme schaust." - „Für gewöhnlich sitzen sie auf meinem Schoß.", sagte er belustigt. Ich lachte leise; das konnte ich mir vorstellen. Auch wenn es mir nicht so ganz passte... Ich spürte so ein erdrückendes Gefühl, wenn auch nur ganz kurz...
„Da hast du die Antwort.", lächelte ich wieder und griff nach meinem Glas, um etwas zu trinken.
Er schaltete wieder um und es lief irgend so ne' Dokusoap.
Doch er lies das Programm einfach laufen und machte etwas leiser, man konnte die Stimmen kaum noch verstehen.
„Hyori.", seine Stimme war leicht rauchig, aber trotzdem wieder todernst.
Eine Gänsehaut überkam mich.
„Was ist?", fragte ich und war froh um meine feste Stimme
„Ich möchte wissen, warum du letztens so auf meine Frage reagiert hast.", sagte er und ich wusste sofort was er meinte; hatte es fast schon geahnt.
„Es tut mir leid, wenn ich dich damit damals überrumpelt habe, aber dazu gehört eine schlimme Geschichte... Es fällt mir schwer darüber zu reden...", meine Stimme brach zum Schluss. Vorsichtig lehnte ich mich wieder auf und wandte mich Sasori zu. Ein Knie zog ich an und sah ihm fest in die Augen. In meinem flackerte, so wusste ich, Angst auf und sein Blick wurde weicher. Fast schon sanft sah er mich an.
„Wir haben Zeit und... du musst nichts erzählen, was du mir nicht verraten willst."
Seine Stimme war so anders. Ich wollte ihm vertrauen.
Einige Zeit blieb es still, dann sagte ich ihm, wie alles angefangen hat. Warum ich fast jedes männliche Wesen hasste...

"Stell dich doch bitte der Klasse vor!", sagte unsere Lehrerin höflich und nickte dem Grauhaarigen zu. Dieser grinste leicht und begann zu sprechen: „Mein Name ist Kabuto Yakuushi. Ich bin 20 und ab sofort ein Jahr lang Referendar in Biologie und Chemie. Ich mache das Jahr, um danach Medizin studieren zu können." Ein Raunen fuhr durch die Klasse. Yakuushi? Das war doch der Name dieses Ehepaares, das vor zwei Monaten bei einem Autounfall ums Leben gekommen war. Es hieß, die Praxis der beiden wurde zwar geschlossen, ihr Sohn sollte sie aber weiter führen. Also wollte er Schönheitschirurg werden. Nach der Stunde, in der Pause, wurde er von den Mädchen aus der Klasse umringt. Warum? Trotz seiner runden Brille, war er einfach nur heiß.

„Er lies keines der Mädchen an sich ran. Aber zu mir setze er sich um zu essen, sich zu unterhalten, oder sich über die Lehrer zu beschweren. Wir verstanden uns wirklich gut. Ich... vertraute ihm. Zu dem Zeitpunkt hatte ich nur Temari und Gaara als meine Freunde, nur gingen wir alle in unterschiedliche Klassen.
Ich war 15, trotz unseres Alters Unterschiedes kamen wir zusammen. Ich erzählte ihm, das meine Mutter bei meiner Geburt starb und mein Vater es an mir ausgelassen hatte, doch trotzdem hielt er es nicht aus und er hängte sich auf. Ich lebte seid ich vier war im Heim. Kabuto schien es zu verstehen... Zu wissen wie es war, immerhin hatte er auch seine Eltern verloren. Er holte mich aus dem Heim raus und nahm mich auf. Doch ab da an... änderte sich alles."
Ich konnte es nicht mehr zurück halten. Die Tränen stürzten in Bächen mein Gesicht hinab und obwohl ich stark zusammen zuckte, zog mich Sasori zu sich ran. Ich vergrub mein Gesicht in seinem Shirt. Und weinte.

»My Black Maid«Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt