Wie ein altes Ehepaar

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Kapitel 29: Wie ein altes Ehepaar

«Sasori POV»
Ich stieg mit einer noch nie dagewesenen Euphorie in meinen Ferrari und ließ meine Einfahrt hinter mir. Heute war es soweit. Heute kam Hyori, meine Hyori, endlich in unser neues zu Hause. Die letzten Monate waren die Hölle gewesen. Ohne sie. Ich hatte bereits meine Bewerbung für die Uni losgeschickt und sie müsste das noch machen. Ich würde Medizin studieren und sie glaubte ich Sozialwesen. Das war mir aber gerade auch ziemlich egal, denn ich hatte einen grünen Lauf und ließ die Strecke in Lichtgeschwindigkeit hinter mir. Alles rauschte an meinem schwarzen Wagen vorbei, Lichter verschwammen und vor mir lag einzig und allein eine Zukunft mit Hyori.
Vorausgesetzt sie verließ mich nicht, wenn sie Chiyo kennen lernte...

Nach ein paar Minuten war ich beim Krankenhaus angekommen. Hoffentlich würden wir nicht in allzu naher Zukunft nochmal hier her müssen.
Ich stieg aus meinem Gefährt und es dauerte nicht lang, da betrat ich durch die gläserne Front das Innere des großen Gebäudes. Hoffentlich zum letzten mal für eine lange Zeit.
Einer sehr, sehr lange Zeit.
Beim Zimmer von Hyori und Haku angekommen, klopfte ich erstmals an.
„Herein?", erklang Hakus Stimme. Bestimmt betrat ich den öd eingerichteten Raum und sah mich um. Keine Hyori. Ihr Bett war schon gemacht und auf ihm drauf stand eine Tasche; die, die ich ihr mitgebracht hatte. Wie es aussah fertig gepackt.
„Wo ist Hyori?", fragte ich den Schwarzhaarigen.
„Die ist vor gut ner Stunde gegangen. Sagte, sie müsse eben in die Stadt und was besorgen, was hat sie nicht gesagt, aber sie wollte wieder da sein wenn du kommst."
So, wollte sie, ja?
„Hat sie gesagt, was sie noch machen wollte?" – „Ich glaube sie wollte sich danach noch von Mai verabschieden.", gab er nachdenklich von sich.
„Danke, Haku." – „Bitte, vielleicht sehen wir uns mal wieder."
Ich nickte und nahm die Tasche meiner Freundin mit. Als ich den Flur betrat konnte ich schon dieses melodische Lachen hören, begleitet von schnellen Schritten.
„Und du schreibst mir auch sofort, wenn etwas passiert ist?" – „Aber klar doch, ich schicke dir meinetwegen Karins Lebenslauf!", lachte es neben Hyori weiter.
„Mai, so scharf bin ich auch wieder nicht darauf! Aber wie lange schweigst du sie denn jetzt schon an?", fragte die Schwarzhaarige interessiert.
„Seit drei Tagen und sie hat ein schlechtes Gewissen vom aller feinsten. Ich glaube sie hat endlich einen Durchbruch, am besten schnellstmöglich."
Hyori nickte und stimmte Mai zu. In diesem Moment erblickte mich die rothaarige Frau und grinst augenblicklich über das ganze Gesicht.
„Hyori?" - „Ja?" - „Ich glaube da ist jemand für dich.", sagte sie und deutete lächelnd auf mich. Ich grinste schief, als Hyori sie stehen ließ und auf mich zu rannte.
Sie schmiss sich mir in die Arme und ich ließ die Tasche fallen.
Hyori drückte ziemlich feste zu, bevor sie mich wieder losließ. Sie lächelte mich fröhlich an.
„Na du, kommst ganz schön spät.", neckte sie mich. Ich grinste.
„Wer hat mich warten lassen, nh? Warum warst du heute noch in der Stadt?" - „Bitte, heute war die letzte Gelegenheit Geschenke für meine Freunde zu besorgen! Jetzt wo ich nicht mehr bei den dreien wohne, braucht Temari doch ihren eigenen Lockenstab!", gab sie mir zwinkert zu verstehen. Ob ich rausbekommen konnte, was sie für mich hatte?

«Erzähler POV»
„Der muss mehr nach links." - „Ich finde es ist gut so." - „Ich aber nicht." - „Hyori..." - „Mehr nach links!" - „Is ja gut...", murrte er und schob das kleine Tannenbäumchen weiter nach links.
„Perfekt!", sagte Hyori und holte eine weiße Lichterkette raus.
„Weiß?", brachte Sasori ein.
„Ja, eine weiße Lichterkette." – „Warum nicht bunt?" – „Wir haben schon rote und schwarze Kugeln, dazu passt nichts Buntes." – „Ist doch egal, ob es dazu passt. Hauptsache auf dem Baum ist was drauf." – „Da is' doch was drauf und außerdem ist weniger bekanntlich mehr." – „Wenn du meinst...", gab der Rotzschopf wieder nach.

Wütend und mit hochrotem Kopf kam eine Blondine aus der Küche. Ihre Schürze war schon ziemlich siffig. Wie die Küche wohl aussehen mochte? Darüber wollte der Akasuna gar nicht nachdenken. Es war jedenfalls Temari.
„Geht's noch?! Ihr streitet euch wie ein altes Ehepaar, kommt mal wieder runter! Hyori, hör auf damit alles zu bestimmen, Sasori darf auch mal was sagen; gehe verdammt nochmal ein paar Kompromisse ein! Und Akasuna, du solltest nicht immer alles infrage stellen, was Hyori tut! Du denkst ja schon darüber nach, ob es richtig von ihr war sich mal umzudrehen!", endete die wütende Sabakuno. Schuldbewusst sah Hyori ihren Freund an. Sasori blickte zwar missgestimmt, aber genau so entschuldigend zurück.
Seit drei Tagen wohnten sie hier zusammen und eigentlich lief alles perfekt. Solange bis Temari, Gaara und Kankuro aufgetaucht waren, einen Weihnachtsbaum im Miniformat, Dekor und Zutaten für ein Weihnachtsessen mitgebracht hatte und jetzt erwarteten, dass Sasori und Hyori begeistert wären.
Die Geschwister wollten etwas zu Essen kochen, dann einiges davon mitnehmen, es war Truthahn, und den Rest dem Hausbesitzer und seiner Freundin hier lassen. Natürlich hatte Temari wie durch Zufall auf dem Weg hierher dieses minimalistische Bäumchen gefunden und dachte sich direkt, die beiden hätten ja sowieso nix zum Dekorieren, nehmen wir denen das mal mit.
Das erklärte wohl diese Situation hier ausreichend.

«Hyori POV»
Temari hatte ja recht. Vielleicht stritten wir uns gerade wirklich wie ein altes Ehepaar. Seufzend nahm ich die bunte Lichterkette und packte diese aus, um sie dann über den Baum zu legen. Ich steckte sie ein, sofort leuchtete es bunt auf. Die weißen Lichter packte ich wieder ein.
„Rotes oder grünes Lametta?", fragte ich meinen Rotschopf lächelnd.
Schief grinsend kam er auf mich zu und umarmte mich von hinten.
„Rot...", schnurrte er mir ins Ohr. Ich lächelte glückselig und riss etwas von den glitzernden, roten Fäden ab, um sie über den Baum zu hängen.
Anstatt das mein Freund mir half, trieb er lieber Schabernack und leckte die ganze Zeit ein meinem Hals herum. Dann saugte er oder biss leicht hinein. Eine Gänsehaut nach der Anderen überzog mich.
„Nehmt euch ein Zimmer.", kam es von Gaara, der auf der Couch saß und darauf wartete das einer von Sasoris Filmen startete.
„Das ist immer noch mein Haus.", knurrte der Akasuna.
„Aber wenn ihr es immer im Wohnzimmer treibt, wozu habt ihr dann das Bett?", lenkte der Sabakuno ein.
„Gaara, wir haben noch gar nicht-!", begann ich hochrot und stotternd, doch Sasori unterbrach mich: „Zum schlafen."
„Miteinander!", setzte Kankuro aus der Küche hinterher. Kurz darauf hörte man es dumpf schlagen. Etwas Massives traf auf etwas Hohles.
„Au, Temari, leg das Nudelholz weg!", schrie Kankuro nur.
„Gaara, wozu brauchen die da drinnen bitte ein Nudelholz?" - „Woher soll ich das wissen?", gab er zu verstehen. Leicht besorgt schaute ich Richtung Küche. Die Tür war zu und aus dem Inneren drangen besorgniserregende Geräusche.
„Is eh egal, ich wollte sowieso 'ne neue Küche..." - „Oh, die brauchst du danach auch!", gab ich ihm zu verstehen und drehte mich zur Couch um, Gaara hatte sich ziemlich breit gemacht.
„Rück mal ein Stück.", meinte ich. Keine Reaktion.
„Gaara...", meinte ich nochmals.
„Hyori.", sagte er lediglich.
Seufzend ging ich auf den Sessel zu, zog Sasori mit mir mit und er setzte sich hin.
Erleichtert ließ ich mich auf seinen Schoß sinken.
Wie im Traum beobachtete ich unser kleines Tannenbäumchen. Es war lange her, dass ich richtig Weihnachten gefeiert hatte. Letztes Jahr, davor das Jahr und wiederum das Jahr davor, hatten wir immer bis zum dreiundzwanzigsten Dezember Schule. Dann hat man natürlich ein kleines Geschenk besorgt, aber das war es auch. Während den Feiertagen saßen wir alle zu Hause, dann sind wir zwei oder drei Tage weggefahren, nur um uns dann an Silvester zu besaufen und danach wieder anzufangen für das nächste Schuljahr zu büffeln.
Das war unser Leben. Jetzt musste man sich neu orientieren, einen neuen Rhythmus und neue Verpflichtungen finden. Seine Schule weiter machen...
Apropos Schule... Irgendwas hatte ich doch vergessen... Ach ja...
„Scheiße!", rief ich und sprang auf.
Total hektisch rannte ich daraufhin hoch ins Schlafzimmer, nur um festzustellen das mein Laptop unten lag. Also rannte ich im Affenzahn wieder runter.
Etwas außer Atem, ja; ich habe lange kein Sport mehr gemacht, kam ich wieder unten an und schubste Gaara diesmal bestimmt zur Seite. Er musste mir jetzt einfach Platz machen.
„Nicht ganz so stürmisch, Hyori.", grinste er mich an.
„Klappe, Sabakuno!", giftete ich zurück.
„Du kannst wohl nicht bei ihr landen.", sagte Sasori machohaft.
Ich seufzte und fuhr mein Schätzchen schnell hoch. Ich sollte auch mal wieder im Chat vorbei schauen und ich sollte mich schnell wieder bei Mikoto melden, sie war vor gut einer Woche auch im Krankenhaus um mich zu besuchen. Sie hatte mir sogar Blumen mitgebracht. Nett von ihr...
Aber egal, ich musste dringend meine Bewerbung abschicken, ich wollte doch anfangen zu studieren!
Ich tippte die Internetseite des Colleges an und schaute unter Bewerbungskriterien nach. Da alles passte verschickte ich sofort eine Mail.
Ich hatte immerhin schon vor Monaten alles vorbereitet.
Sasori schaute mir über die Schulter.
„Du schickst jetzt deine College Bewerbung los?", fragte er mich skeptisch.
„Ja verdammt, auf jeden Fall noch vor den Feiertagen!", feixte ich zurück und prüfte alles nochmals auf Rechtschreibfehler.
„Ich wusste gar nicht, das du Reitabzeichen hast und das so viele.", las er wohl meinen Lebenslauf mit.
„Ich bin damals sehr aktiv geritten, Kabuto hat es mir jedoch danach verboten. Ich habe nur noch die Zertifikate und Urkunden.", sagte ich monoton und las einfach weiter. Ich konnte fast spüren wie sein Blick mitleidig wurde.
„Schau mich nicht so an, mit Kabuto bin ich schon lange fertig.", meinte ich wieder nur und las endlich alles bis zum Ende.
„Ich weiß...", sagte er lediglich dazu und kuschelte sich an mich, er lehnte sich extrem stark auf mich und auch auf die Lehne. Stand der mit den Beinen überhaupt noch auf dem Boden? Beim Anblick seines Gesichts, in das seine roten Haare fielen, war mir das aber schon wieder egal. Er war so süß!
„Hast du deine Haare eigentlich gefärbt?", fragte ich da einfach aus dem Stehgreif. Er lachte leicht, bevor er mir kopfschüttelnd antwortete: „Nein, die sind von Natur aus so." - „Darf ich die dir mal Locken?" - „Nein!", sagte mein Rotschopf sofort.
Was hatte ich nur mit Locken?
„Das würde aber bestimmt süß aussehen!" – „Das hast du bei mir auch gesagt.", wandte Gaara ein.
„Sah es doch auch!", rechtfertigte ich mich.
„Du hast das mit dir machen lassen?", fragte mein Freund den Sabakuno schockiert.
„Nicht freiwillig. Ich hatte eine Wette verloren...", gab er mürrisch zu.
Ich begann hemmungslos zu lachen. Oh ja, eine echt geniale Wette. Ich erinnerte mich immer wieder gerne an Gaara, der in Boxershorts durch die Schule lief. Okay, ich lief neben ihm, ebenfalls in Unterwäsche. Jedoch wurde er ins Büro der Direktorin gerufen und ich nicht. Ich kam also durch die ganze Schule und Gaara musste sich die Locken machen lassen. Dabei hat Temari übrigens auch meinen Lockenstab kaputt gemacht; es war eine lange Geschichte.
Doch bevor sie weiter ausgeführt werden konnte oder Sasori den Mund aufgemacht hatte, kam Temari freudestrahlend aus der ehemaligen Küche meines Freundes.
Direkt hinter ihr trat ein schnaubender und geschaffter Kankuro heraus.
„Was habt ihr getan?", fragte ich schnell. Meine Freundin grinste und packte ihre Schürze in eine Plastiktüte, die ihres Bruders folgte sogleich.
„Wir haben ein Festmahl gezaubert! Jetzt wird was gespachtelt!" - „Du hast schon die Hälfte des Keksteigs gefuttert!", beschwerte sich Kankuro. Temari schlug ihn wieder auf den Hinterkopf und er wimmerte. Sein Kopf und das Nudelholz haben wohl eine Runde Tennis gespielt.
Grinsend zog ich meinen Freund mit und wir halfen Temari beim decken des Tisches.
Erstaunlicher Weise würden wir die Küche sogar noch benutzten können.
Sie hatten sie nicht abgefackelt oder unter Wasser gesetzt. Ich war stolz auf meine beste Freundin und mit einem wunderschönen Baum und einem leckeren Essen ließen wir den Abend ausklingen. Sie würden das meiste Essen mitnehmen und Sasori und ich hatten noch etwas für morgen. Eine wunderbare Weihnachtszeit begann.

»My Black Maid«Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt