Kapitel 35: Dumme Dinge die wir tun
«Hyori POV»
Zugegeben war es eventuell eine meiner absolut dümmsten Ideen gewesen.
Total aufgeregt saß ich nämlich an dem runden Tisch vor dem Sekretariat und wartete auf den Schulleiter, da dieser wohl bald aus dem Unterricht kommen musste. Zumindest laut der ach so sympathischen Sekretärin. An dieser Stelle wäre es gut mal wieder zu sagen, wie absolut sarkastisch ich sein kann. Das war schon beinahe wieder mitleidig, wie sie herum lief. Sie war eine der Kandidatinnen, die ohne zu zögern Sasori anmachen würden, während ich neben ihm stand. Nebenbei hatte ich davon sowieso schon genug heute, da unsere liebliche Blondine aus der Uni wieder mal meinen Freund hatte verführen wollen. Scheiße gelaufen, für sie und für mich. Denn der Rotschopf ließ mich in keiner Pause mehr aus seinen Armen frei und seine Lippen hatten förmlich an meinen geklebt.
Mein Essen hatte ich vergessen können, da er mein Obst einfach entsorgt hatte. War ja nur mein Mittagessen gewesen. Heute Abend würde er sowieso wieder kochen, da ich schlichtweg solange duschen würde, bis er es freiwillig tat. Er hatte immerhin auch nichts gegessen und ich würde meine Vorteile daraus ziehen.
Bei Anko im Unterricht hatte mich Temari dann auch noch vor ein anderes Problem gestellt: Sie wollte nächstes Wochenende mit mir in das Wellnesshotel fahren, da sie auch schon unser Zimmer gebucht hatte. Der Clou an der Sache war nur, dass ich es noch Sasori sagen musste. Dieser würde wenig begeistert sein, wenn er mich denn überhaupt gehen ließe. Darüber konnte ich mir jedenfalls erst Gedanken machen, wenn ich dafür gesorgt hatte, dass es Haku wieder besser ging.
Dafür musste ich also erstmals mit dem Schulleiter sprechen, welcher gerade an mir vorbei lief. Seine Haare waren wuschelig, strahlend weiß und irre lang. Er hüpfte der ach so tollen Sekretärin entgegen und riss einige anzügliche Witze. Das machte mich jetzt aber vielleicht an.
Genervt stand ich auf und klopfte an die offene Tür.
Überrascht drehte er sich zu mir um.
„Meine schöne Dame, was kann ich für sie tun?", fragte er und kam mir ein Stück zu nah. Bedacht lehnte ich mich nach hinten und streckte ihm freundlich meine Hand entgegen.
„Sind sie Schulleiter Jiraya?", fragte ich trotzdem noch nach, obwohl ich mir wirklich mehr als nur sicher war.
„Natürlich bin ich das, wollen wir nicht in mein Büro gehen?"
Ich verzog keine Mine, sondern nickte nur bestätigend.
Alles hier war in einem dunklen Orangeton gehalten, das Sofa war braun und ein recht dunkler Ecktisch diente als Schreibtisch.
Einige Regale standen an der Wand und es erinnerte optisch sehr an das restliche Gebäude. Wohl ein Altbau, die Schule.
Er setzte sich an den Rand seines Stuhles und faltete seine Hände.
„Also, Miss...?" - „Higurashi, mein Name. Hyori Higurashi." - „Sie gehen nicht auf meine Schule, nicht wahr?", fragte er und ich schüttelte direkt verneinend den Kopf.
„Ich bin Studentin an der Uni, welche die Straße entlang liegt." - „Was führt sie dann her?", fragte er und zog nun fragend eine Augenbraue in die Höhe.
Ich bemühte mich, es höflich und förmlich auszudrücken.
„Gestern bin ich mit einigen meiner Freunde zu einem Restaurant gegangen, was mich an dieser Schule hier vorbei führte. Wir hörten auf dem Rückweg einen ihrer Schüler weinen und um Hilfe rufen. Sein Name war Haku Nakuusha und er wurde aggressivst gemobbt, sogar geschlagen, von einem Schüler, der meines Wissens nach Zabuza Momochi heißt. Er und einige seiner Freunde haben uns ebenfalls gedroht, als wir dazwischen gegangen sind."
Er sah mich ziemlich ernst an und ich sah ebenso steif zurück.
„Das sind ernste Anschuldigungen, wenn sie nicht-..." - „Ich sage die Wahrheit und ich habe ebenfalls Zeugen. Einer meiner Freunde und ein Bekannter waren ebenfalls dabei. Als Zabuza auf mich ebenfalls losgehen wollte, hat einer meiner Freunde ihm die Nase ziemlich verunstaltet. Sie sind danach abgehauen, schworen aber wir würden es bereuen." - „Leere Drohungen, ich kenne die Jungen." - „Haku kennt sie auch, ihre schlechten Seiten wohl besser als sie es tun."
Er seufzte und sah mir lange in die Augen. Als ob er nach einem Anzeichen dafür suchte, dass ich ihn anlog.
Dann schien er nachzugeben.
„Der Vater des Jungen tut immens viel für unsere Schule, jedoch ist es nicht das erste Mal... Also, dass er sich schlecht benimmt. Ich werde dafür sorgen, dass sie niemandem mehr schaden. Sie könne sich darauf verlassen." - „Gut, ich stehe in Kontakt mit Haku und auch seiner Mutter. Außerdem strebe ich selbst die Lehrtätigkeit an und kann es daher nicht verantworten, bei Mobbing einfach wegzusehen."
Er nickte anerkennend und ich erhob mich. Er tat es mir nach und reichte mir die Hand.
„Vielleicht sieht man sich eines Tages wieder und dann sind sie Lehrerin." - „Das hoffe ich." - „Viel Glück." - „Vielen Dank."
Ich drehte mich um und verließ mit schnellen Schritten und gehobenem Kopf den Raum. An einigen Lehrkräften kam ich vorbei und sie warfen mir verwunderte Blicke zu. Die Schüler verzogen sich gerade unmotiviert in ihre Räume und ich trat durch die halb verglaste Tür.
Verzerrt hörte ich die Lautsprecherstimme, als die Tür zuschlug.
„Zabuza Morochi bitte ins Büro des Rektors."
Er saß unten im Erdgeschoss und unsere Blicke trafen sich, als er aufstand.
Seiner bekundete zuerst Erkenntnis, dann Unglauben und zum Schluss schien er ziemlich wütend. Eiskalt musterte ich ihn und stolzierte zurück zur Uni.
Gefrustet fuhr ich mir durch meine Haare. Himmelherrgott. Wieso war mein Leben nicht einmal einfach?
„Sasori... Sie hat doch schon gebucht.", quengelte ich herum und er saß immer noch, mit verschränkten Armen, auf dem Sofa. Unzufrieden stierte er mich an.
Ich wusste es würde nicht einfach sein.
„Ohne mich zu fragen?" - „Es sollte eine Überraschung für mich sein! Mensch, ich bin erwachsen!"
Ich machte meinem Frust Luft und fuhr mir durch die Haare. Schon wieder.
„Ich könnte auch mitkommen..." - „Sasori!" - „Was?" - „Es ist ein Wellness Wochenende, mit meiner besten Freundin!" - „Und?"
Ich stöhnte und ließ mich neben ihn sinken.
Unbedingt wollte ich mit Temari in dieses Hotel!
Er wusste dass genau.
Ich sah ihn bittend an und nahm seine Hand.
„Wir sind doch vorsichtig und passen auf."
Er knickte ein.
„Lass uns das Hotel abreißen!", schrie die Blondine und ich sah wie Sasori mich mit zusammengekniffenen Augenbrauen musterte.
„Tema?", fragte ich vorsichtig, während sie ihre drei Taschen in meinen Kofferraum quetschte.
„Ja?", fragte diese gut gelaunt.
„Welness Wochenende?", erinnerte ich sie skeptisch.
„Oh ja, klar! Aber ein bisschen Spaß muss sein!", sagte sie grinsend und wackelte anzüglich mit den Brauen.
Ihr Ellbogen stupste in meine Seite.
Sasoris Blick verdunkelte sich noch etwas mehr und als Temari meine Tasche auf dem Rücksitz verstaute, zog er mich an sich.
„Ich liebe dich.", murrte ich an seiner Halsbeuge und er flüsterte ein:
„Ich dich auch.... Aber... Nie wieder."
Er deutete auf das Auto, Temari und dann auf mich. Anschließend küsste er mich und ich versuchte möglichst viel Ruhe in den Kuss zu legen.
„Akasuna, lass sie los, du bist doch schon ein großer Junge!", schrie meine Beste und schwang sich auf den Fahrersitz.
Moment mal...
„Tema! Runter da!"
Triumphierend hielt sie mir meinen Autoschlüssel vor das Gesicht.
Schnell drückte ich meinem Rotschopf noch einen Kuss auf die Wange, dann lief ich auf mein Auto zu.
„Da ist noch nicht geklärt!" - „Doch!" - „Nein."
Sie startete den Motor und ich schloss die Beifahrertür.
Das Gaspedal wurde durchgedrückt und wir schossen los.
Ich überlebte dass definitiv nicht...
Während ich auf einer Liege lag und eine Frau, die Mama Afrika hätte sein können, mich massierte, überdachte ich diese Aussage.
Ich würde diesen Ausflug überleben und er tat so gut.
Natürlich wurde es nicht langweilig. Warum auch?
Tema unterhielt sich angeregt mit der älteren Frau, die sie durchknetete, und fand nach zwei Stunden die spannendsten Gesprächsthemen. Zuerst ging es über die Vorliebe von fragwürdigen Lebensmitteln bei Schwangeren, dann um Männer mit eben solchen Vorlieben. Meine Masseurin merkte an, dass sie mal einen Freund mit solchen seltsamen Fetischen hatte. Er wollte immer Essiggurken mit Sahne von ihrem Körper essen. Sie meinte sie habe es einmal probiert, sie habe ihn abgeschossen und ihre Matratze würde noch immer nach Essiggurken riechen. Anschließend unterhielten wir uns über Matratzen. Temari hatte sich ja diese eine aus der Werbung bestellt und da diese eigentlich doppelt so dick war wie eine normale Matratze, hatte sie nicht schlecht gestaunt. Plötzlich brachte der Paketdienst ein Paket, welches kleiner und dünner war als sie selbst. In der Wohnung schnitt sie es dann auf. Ein riesiges, weißes Etwas war herausgeplatzt und hatte drei Fotorahmen von der Wand gewischt.
Auch ihre Masseurin konnte dazu etwas beitragen, da sie eine Matratze davon umsonst bekommen hat. Es hieß ja in der Werbung, man dürfte sie kostenlos testen und wenn sie einem nicht gefiel, dann schickte man sie wieder zurück, ohne sie zu bezahlen. Doch ihre Matratze kam einfach nicht an. Als sie erneut anrief, um nach zu fragen, wurde sich bei ihr entschuldigt; es wurde noch gar keine Matratze losgeschickt. Aber das würden sie sofort nachholen. Eine Woche später standen plötzlich zwei Pakete mit Matratzen in ihrem Flur. Eine schickte sie zurück und die Zweite behielte sie.
Obwohl man bei einer Massage nicht sprechen sollte, hatten wir alle Spaß. Musste für die zwei Arbeiterinnen auch langweilig sein. Den ganzen Tag fremde Menschen betatschen war bestimmt ein Traumberuf.
Das Essen war ein Traum und das Hotel war sowieso der Wahnsinn. Unser Zimmer war gigantisch und der Fernseher war sogar noch größer als Sasoris. Wir konnten sogar in der Sauna richtig abschalten. Zumindest bis zwei sehr alte Damen hereinkamen, sich einfach neben uns quetschten und über Männer, die Jugend von Heute oder George Clooney sprachen. Temari und ich ließen sie besser alleine. Die hatten bestimmt für sich sein wollen.
Am Sonntag Morgen stand ich auf und war ein neuere Mensch. Wenn sich diese ganzen Esoterik Tanten und Mönche jeden Tag so fühlten, dann; hallo Tarotkarten, Pendel und Kloster!
Mein Körper fühlte sich großartig und ich fühlte mich rundum wohl. Doch nach dem Frühstück, als wir unsere Sachen packten, bekam ich ein ganz komisches Gefühl. Schnell packte ich mein letztes Top in die Reisetasche und schloss diese. Mir wurde schlecht und ich setzte mich auf unser Bett.
„Ich beeil mich!", rief gerade Temari und verschwand im Bad.
Ein Stechen in der Magengegend machte sich bemerkbar. Es wurde zu einem dumpfen Schmerz, dann zu einem Unwohlsein. Ich fühlte mich auf einen Schlag nicht mehr gut und wollte einfach nach Hause.
Die Blonde trat aus dem Bad und verstaute ihre Kulturtasche, bevor sie sich die Schuhe anzog.
„Sollen wir los? Willst du fahren?", fragte sie interessiert.
Ich nickte auf ihre erste Frage hin und zog dann meinen Autoschlüssel aus der Hosentasche, welchen ich ihr zu warf.
„Stimmt was nicht?", fragte sie besorgt und musterte mich, während ich aufstand.
„Ich vermisse Sasori... Lass uns fahren.", lächelte ich etwas gezwungen und schulterte meine Tasche. Wir verließen das Zimmer, das Hotel und schließlich den Parkplatz.
Die grüne Landschaft rauschte an uns vorbei. Schließlich wurde es immer grauer, dunkler, trister. Schließlich hielten wir, es dämmerte bereits, vor meinem und Sasoris Haus. Wir stiegen aus und ich schliff meine Tasche mehr hinter mir her, als dass ich sie trug. Erschöpft von dem schlechten Gefühl nahm ich meine Schlüssel aus der Tasche und schloss die weiße Tür auf. Es war kein Licht an. Dies hätte mir auch von draußen auffallen können – tat es aber nicht.
„Saso? Wir sind wieder da!", rief ich und hoffte, er habe sich einfach früh schlafen gelegt. Deswegen ließ ich auch, im Flur, bei offener Tür, die Tasche fallen und sprang zügig die Stufen hinauf.
Ich riss die Tür zu unserem Schlafzimmer förmlich auf, nur um dem Lichtschalter einen Kinnhaken zu geben. Das Bett war frisch gemacht. Es war nicht leer, doch er war nicht darin und dieser Umstand enttäuschte mich. Im ersten Moment sah übersah ich glatt die schwarze Kassette und eine verwelkte rote Rose. Ich riss beides vom Bett und rannte so schnell die Treppe runter, dass ich beinahe die letzte Stufe übersah. Frontal knallte ich in Temari.
„Scheiße, Hyo! Was...?!", rief sie und hielt sich die Stirn.
Meine Hände zitterten, als ich ihr die gefüllte Kassettenhülle hinhielt. Tränen liefen über meine Lippen, welche ich schon nervös ableckte. Die Rose bröselte in schwarzen Partikeln auf den beigefarbenen Teppich.
„Was ist das?! Scheiße, Hyo, sprich mit mir! Verdammt!"
„Er hat mich verlassen... Tema... Scheiße! Hat er mich verlassen?!", schluchzte ich und ließ die Rose jetzt ganz fallen, um mir meine Hände ins Gesicht zu schlagen. Das Tape hatte sie mir förmlich aus den Händen gerissen.
„Das ist eine Videokassette, habt ihr einen Player dafür?", fragte sie aufgebracht und ihre Zähne schlugen hart aufeinander.
Ich schüttelte schluchzend den Kopf.
Sie riss ihr Handy aus der Jackentasche, nur um eine auf Kurzwahl eingespeicherte, Nummer zu wählen.
Es dauerte lange bis jemand abhob.
„Hast du einen Player für Videokassetten?!"
Kurz war es still um uns herum.
„Weiß ich nicht! Wir sind in fünf Minuten bei dir und wehe dein Flittchen von einer Sekretärin ist noch da!", brüllte sie ihren eigenen Bruder an.
Sie legte nicht mal auf, sondern schnappte sich meinen Autoschlüssel und zog mich mit. Die Haustür griff ich reflexartig und sie knallte ohrenbetäubend laut zu.
Ich stieg weinend ein, da fuhr die Blonde auch schon los.
Wir schnallten uns nicht an und sie beschleunigte so schnell, dass mir leicht schlecht wurde.
„Hyori, es ist sein verdammtes Haus! Er hat dich nicht verlassen!"
Ich schluchzte nur wieder.
„Aber... wo ist er dann?", schluchzte ich weiter und die Tränen nahmen mir schon die Sicht. Warum weinte ich eigentlich? Ich hatte ein unbeschreiblich grauenhaftes Gefühl und mir war schon im Hotel und die ganze Fahrt über zum heulen gewesen.
Bis zu Kankuros Büro brauchten wir eigentlich etwa zehn Minuten. Doch Temari hatte nicht gelogen und so rasten wir. Doch es dauerte mir trotzdem zu lang.
Sie überfuhr eine rote Ampel und nahm Irgendjemandem die Vorfahrt. Mit quietschenden Reifen kamen wir zum stehen. Ich stieg zitternd und Temari stieg angespannt aus.
Als wir die Treppe hoch rannten, stießen Stromstöße durch alle meine Glieder. Die große Flügeltür flog auf und ich folgte einfach der Spur der Vernichtung, die meine Freundin hinterließ. Wie angekündigt, war der Platz der unliebsamen Sekretärin leer. Gut so. Temari hätte angehalten und ihr einen Brieföffner in die Brust gerammt.
Als wir rein kamen stand Kankuro vor dem Fernseher und drückte hibbelig auf ein paar Knöpfe. Hinter uns hörte ich plötzlich wie Türen schlugen, ebenso laut wie zuvor noch Temari durch die Gänge gepoltert war. Diese versuchte unterdessen, diese Komplexe Wiedergabe einer Kassette herzurichten.
Wenige Sekunden später krachte ein Rotschopf in den Raum. Es war nicht Sasori.
„Mir hat gerade meine eigene Schwester die Vorfahrt genommen! Bist du total bescheuert?!", schrie Gaara und ich weinte nur noch lauter. Dieses unbeschreiblich negative Gefühl ließ mich kaum noch denken.
„Was...?", wollte er beginnen. Doch Temari hob augenblicklich eine Hand und nahm mich in den Arm. Ein unscharfes, schlecht gemachtes Video begann. Man sah sandigen Boden und im Hintergrund eine weiße, schmuddelige Wand.
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»My Black Maid«
RomanceHyori geht seit zwei Monaten in dieselbe Klasse wie Hidan, Deidara und Sasori. Die Jungen gehören immerhin zu der absolut beliebtesten Clique der ganzen Schule und wechseln die Mädchen wie ihre Klamotten. Als dann Hyoris gut aussehende Klassenkamera...