-Chapter Twentysix-

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Ich schluckte die aufkommende Übelkeit runter als ich die geschwungene Schrift auf dem Grabstein laß. 

Deshalb wollte Victor, dass ich erst einige Tage später hier her fliege. Damit ich die Beerdigung nicht mit machen musste. Deshalb hatte sich nicht Rose gemeldet sondern Victor. Deshalb sah Victor so verloren und traurig aus. 

Am liebsten hätte ich mir gegen die Stirn geklatscht oder für meine eigene Dummheit aufgeschrien. Es hättte mir klar sein müssen. Ich hätte nicht auf Victor hören dürfen sondern direkt nach New York fliegen müssen. 

Ich war nicht in der Lage dazu irgendetwas zu sagen. Ich war starr vor Schock. Das einzigste was ich tat, war panisch nach Victors Hand zu greifen und zu versuchen durch den Druck den ich ausübte meine Panik los zu werden. 

Ich hätte dabei sein müssen. Ich hätte nie gedacht das Victor mir genau das vorenthalten würde. Ich war wahrscheinlich tagelang unwissend während Victor alleine mit seinem Verlust klar kommen musste. 

Ich löste den Griff um seine Hand, kniete mich leicht Richtung Boden, darauf bedacht nicht ganz den Boden zu berühren, und strich vorsichtig über die Schrift. 

In Gedenken an Rose Baker. 
1975 - 2014 
In großer Trauer, deine dich liebende Familie. 
Victor & Kathrine 

Tränen schossen mir in die Augen. Victor und ich waren ihre Familie. Sie hatte ihre Eltern früh verloren. Geschwister hatte sie auch keine. Ihr hatte es gereicht einen liebenden Ehemann und eine Tochter zu haben. Auch wenn ich nicht ihre leibliche Tochter war.

Vielleicht war das alles nur ein Traum? Vielleicht sitze ich noch im Flugzeug auf den Weg hier hin und träume nur schlecht? Ich betete das es so war. Ich versuchte auf zu wachen und diesem Traum für immer zu verbannen aber es brachte nichts. 

Es war die Realität die mich mit voller Wucht umwurf und mein Leben, ein weiteres mal, auf den Kopf stellte. Ich fand nach einer Unendlichkeit meine Stimme wieder. 

"Aber wie?" fragte ich flüsternd und hob meinen Blick.

Victor sah mich an. Seine Augen glänzten aber ich war mir sicher, dass er nicht weinen würde. Das hatte er noch nie. Das war nicht seine Art. Es war nicht mal seine Art jegliche Form von negativen Gefühlen zu zeigen, außer vielleicht Wut. Die sah ich öfters an ihm. Aber noch nie hatte ich ihn weinen gesehen oder verletzt. Er hatte immer alles dafür gegeben seine ruhige Fassade aufrecht zu halten. Das hatte er geschafft. Bis jetzt. 

Er atmete tief ein bevor er mir antwortete. 

"Sie war Abends alleine unterwegs. Ich musste noch länger im Büro bleiben und ich hatte eigentlich darauf bestanden, dass sie meinen Wagen nimmt aber sie wollte sich ein Taxi nehmen. Sie kam nie zuhause an. Man hatte ihre Leiche noch in dieser Nacht gefunden. Sie wurde überfallen." 

Es überraschte mich wie ruhig Victor redete. Aber es traf mich tief was er mir erzählte. Wie konnte man nur so etwas krankes machen? 

"Hätte ich einfach früher aufgehört und wäre zusammen mit ihr nachhause gefahren wäre nichts passiert." murmelte er.

Er gab sich die Schuld dafür. Ich richtete mich auf und griff wieder nach seiner Hand. Ich wollte nicht mehr hier bleiben. Und ich wollte auch nicht das Victor weiter hier blieb.

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Victor hatte sich in sein Arbeitszimmer geschlossen während ich im Wohnzimmer saß und die kahle, weiße Wand vor mir anstarrte. Ich realisierte nach und nach, dass Rose jetzt wirklich weg war. Es tat weh. Zwar nicht so sehr wie es war als ich erfahren musste, dass mein Vater gestorben war aber es tat trotzdem höllisch weh. 

I'm not allowed to love youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt