Tag der offenen Tür

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Du bist sicher, dass das so schnell gehen würde? Slenderman's Stimme hallt in meinem Kopf. Ich stehe wieder auf, schultere meinen Rucksack und nicke. "Umsonst geben die sowas nicht raus, wenn es nicht auf den letzten Drücker geht. Also wie sieht's aus. Unterschreiben ja, oder nein?" Als seine Hand auf meinem Kopf zum Liegen kommt, erwarte ich wieder so etwas, wie vorhin. Das er mir halb den Kopf zerquetscht. Doch nichts dergleichen. Der große Anzugträger geht vor mir in die Hocke und lässt seine Hand langsam nach links und rechts streichen. Auch wenn es vielleicht nicht so aussieht. Ich bin stolz darauf, wie du dich in der Schule schlägst, ja? Wie du weißt, war ich anfangs gegen die Idee, die Ausbildung zu Ende zu machen. Aber es hat sein gutes. Mir würde es gut passen, wenn du verkürzt. Wie sieht es mit dir aus?

Ein leichtes lächeln hat sich auf meine Lippen geschlichen, als er mir das Lob ausgesprochen hat und ich sehe auf den Boden. Es ist selten, so etwas vom Boss zu hören. "Ich würd's sogar präferieren.", murmle ich und sehe auf den Gesichtslosen Schädel, welcher nickt. In Ordnung. Dann gibt es für dich nur noch die allernötigsten Aufgaben und sonst will ich, dass du lernst. Ich erwarte einen guten Abschluss von dir! Mein gesamtes Gesicht hellt sich auf und Slendy steht auf. Nimmt seine Hand von meinem Kopf und portet sich weg. Wahrscheinlich in sein Büro, um alles zu unterschreiben. Stumm und ohne irgendjemandem 'Hi!' zu sagen, gehe ich die Treppe hoch in den ersten Stock und von dort aus in mein Zimmer. Schließe die Tür hinter mir und lehne mich gegen diese. Seufze, schüttle meinen Kopf und stoße mich wieder ab, um mich an meinen Schreibtisch zu setzen.

Kein einziges Mal in meinem Leben habe ich wirklich gelernt. Aber jetzt... muss ich mich wohl auf meinen Arsch setzen und was tun. Aber dann habe ich es wenigstens hinter mir. Wenn ich es schaffe. Notentechnisch. "Ugh! Wieso musste ich mich darauf einlassen!", murre ich und lege meinen Kopf in den Nacken. Sehe an die Decke. Meine Gedanken gehen zu meinen Eltern. Meinen Brüdern. Sie haben mir nichts getan. Im Gegenteil. Sie haben mir das beste Leben bereitet, welches ich mir vorstellen konnte. Sie haben mir Dinge bezahlt, die komplett unnötig waren. Wir waren im Ausland, haben dort Urlaub gemacht. Sie waren für mich da, auch wenn ich es damals nicht verstanden habe. Und ich habe sie einfach so umgebracht. Mit Gift. Einer der feigsten Arten, jemandem das Leben zu nehmen. Ich habe diese zweite Chance hier nicht verdient.

Lautes Klopfen an meiner Tür reißt mich aus meinen Erinnerungen und ich springe schon fast vom Stuhl auf! Meine Augen kurz so groß wie Teller, ehe ich mich beruhige und zur Tür sehe. "Was gibt's!", rufe ich entgeistert und schon geht die Tür auf. Toby, der mit seiner viel zu guten Laune mein Zimmer stürmt, auf mich zurast, sich auf meinen Schoß setzt und mich an sich drückt. Der Kerl kann es riechen, wenn ich eine scheiß Laune habe. Jedes Mal. "Du bist wieder m-m-mies drauf...", murmelt er und ich seufze, ehe ich meine Hände auf seinen Rücken lege, meinen Kopf an seine Brust und die Augen schließe. Ich bin froh, dass der Stuhl unter mir das aushält. "Danke, Toby...", erwidere ich leise und verziehe mein Gesicht. "Wir sind jetzt deine Fam-m-milie... Klar? Du wirst uns nicht los."

"Ist Alex wieder schlecht drauf?" Ich höre die leicht entnervte Stimme von Jeff und drehe leicht meinen Kopf. Sehe so halb an Tobys Hoody vorbei. Der schwarzhaarige steht auf dem Gang. Die Tür noch offen. Mein Blick scheint zu reichen und er verdreht die Augen. Dann hebt er eine Hand an seinen Mund und blickt den Gang entlang. "BABE?" Wir brauchen keine fünf Sekunden warten und EJ kommt um die Ecke gelaufen. Gibt Jeff erst einmal einen Kuss und dreht dann seinen Kopf mit der Maske noch halb auf den Haaren zu mir in mein Zimmer. "Verstehe...", murmelt er und kommt zu Toby und mir. War ein ziemlich interessantes Outing von den beiden. Dass sie Homosexuell sind und die beiden jetzt ein Paar wären. Aber süßer als die beiden geht es kaum noch. Auch, wenn man das manchmal bei Clocky und Toby denken könnte. Im nächsten Moment spüre ich Finger, die durch meine Haare fahren und meine Augen gehen langsam zu. "Jungs...?", brumme ich und lächle wieder leicht. "Ich liebe euch..."

Toby, Jeff und EJ. Die drei sind die Leute, mit denen ich seit meinem Anfang hier am besten zurechtkomme. Bei Jeff musste ich erst beweisen, dass ich gut genug bin. Und bei EJ habe ich ein Stein im Brett, weil ich in seiner Königsdisziplin lerne. Und er ist auch meine praktische Arbeitsstelle, wenn es um die Ausbildung geht. Nur Toby... ist von selbst auf mich zugekommen. Hat mich als vierten Proxy willkommen geheißen und mich rumgeführt. Anfangs war es schwierig ihm zu folgen, wenn er nervös war. Denn dann wird sein Stottern schlimmer. Aber nach ein paar Wochen hat man das so verinnerlicht, dass es dahingehend keine Probleme mehr gibt. "Sollte da jemand eifersüchtig werden, wenn du uns a-a-alle liebst?", fragt Toby mit dieser wissenden Stimme und ich reiße meine Augen auf. Spüre, wie mein Gesicht rot wird. Immer dunkler. Ich verspanne mich und kralle mich kurz in seinen Pulli, ehe ich wieder alles locker lasse. "Ach, halt die Klappe..."

Über die Zeit hinweg... habe ich mich verknallt. Aber heftigst. Brian. Mein Proxy-Kollege. Diese ruhige und kalte Art. Wie er einfach alles ohne Probleme machen kann. Und ich schmelze dahin, wenn er seine Maske abnimmt! Aber davon wissen nur die drei Jungs, die hier gerade anwesend sind. Und Clocky, Tobys Freundin. Er bringt mein Herz zum Rasen, nur wenn er an mir vorbei geht. Das ist manchmal echt nervig. Ich kann das ja nicht kontrollieren! "Irgendwann schnappst du ihn dir. Sollen wir helfen?", meint Jack und ich kann das grinsen hören! "Ich hab gesagt, dass ihr die Klappe halten sollt!", erwidere ich und vergrabe mein Gesicht an Tobys Pulli. Peinlich. Peinlich, peinlich, peinlich! Schön und gut, dass sie mir helfen wollen. Aber ich krieg mein Maul eben kaum bei ihm auf! Ich könnte ja ziemliche scheiße von mir geben. Und das wäre noch beschissener, als gar nichts zu sagen!

Es braucht einiges an Kopfkraulen, bevor ich mich wirklich wieder beruhige und wir schlussendlich alle bei mir im Zimmer hocken. Die Tür geschlossen und wir alle irgendwo verteilt. Wobei Jeff und EJ auf meinem Bett sitzen, ich auf dem Boden am Bett und Toby auf meinem Stuhl. Dass wir beide manchmal aufeinander hocken, ist nicht schlimm. Clocky hat auch nichts dagegen, da wir sie extra gefragt haben! Aber ihre einzige Antwort war, dass wir nicht überrascht sein sollen, wenn sie plötzlich auch auf uns sitzt. Gehört und für gut befunden. Jeff lässt wieder eine von EJ's und seinen Storys raus, als ich in meinem Kopf etwas anderes habe, als die bildliche Vorstellung, wie Jack einen Hügel runter rollt und dabei fett grinst. Alexandra? Komm in mein Büro. Eine Aufgabe gebe ich dir, bevor du dich komplett in den Stoff versinken lässt. Und lernst. Was du hoffentlich schon machst! Wupps... "Leute? Ich hol mir mal ne Abreibung. Der Boss hat gerufen.", unterbreche ich und stehe auf. Alle drei tun das gleiche und wir gehen aus meinem Zimmer. Während Jeff und Jack sich irgendwo hin verziehen, gehen Toby und ich in Richtung des Büros. Der braunhaarige verabschiedet sich vorher, da er in sein Zimmer geht und dort irgendwas macht. Hab nicht zugehört. Also gehe ich die letzten Meter allein zu Slenderman.

The 4th ProxyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt