The 4th Proxy

Diesmal aber wirklich!

Ich öffne die Tür für ihn, sodass Brian uns reinbringt und schließe sie auch wieder. In diesem Moment spüre ich die Vibrationen meines Handys in meiner Jackentasche und ich hole es raus, während Brian sich die Schuhe auszieht. Clocky? Ich geh ran und kann sofort zwei Mal das gleiche hören. Einmal aus der Küche und einmal aus meinem Handy. "SAG MAL WO BIST DU?! DU BIST NIRGENDS UND REAGIERST NICHT AUF DIE NACHRICHTEN! WIR MACHEN UNS ALLE SORGEN!" Ich denke jetzt einfach mal, dass sie das schreien durch das Handy, welches sogar Brian unter mir zusammenzucken lässt, über ihrem eigenen nicht hören kann. Ich sehe zu ihm runter. Grinse. Er sieht zu mir hoch. Nickt etwas zögerlich und ich halte mir das Handy an mein Ohr, als Brian vor dem offenen Eingang zur Küche stehen bleibt. "Die Dame hat gerufen?"

Könnte man Kiefer auf Boden fallen hören, wäre das bei Clocky der Fall. Die restlichen drei Männer sehen eher ein wenig skeptisch drein. "Verarscht ihr uns wieder...?", fragt Jeff misstrauisch und ich sehe Brian an. "Meinst du, wir verarschen sie?", frage ich unschuldig und die grünen Augen werden schmal. "Ich? Die Beziehung wieder vortäuschen? Vergiss es. Meins.", knurrt er und ich sehe ihn überrascht an, ehe ich amüsiert schnaube. "Ist ja gut, ist ja gut.", murmle ich nur und bekomme dafür einen Kuss auf die Wange. Ich sehe zu den vieren und grinse. "Ich denke... diesmal ist es mehr als echt." Clocky springt von ihrem Stuhl auf, rast zu und baut sich vor Brian auf, welcher mich runtergelassen hat. "Wenn du sie auch nur einmal so verletzt, wie du es die letzten Male getan hast schwöre ich bei Zalgo, dass du umgelegt wirst."

Zu ihrer Verwirrung, fange ich das Lachen an und halte mir eine Hand vor den Mund. Brian braucht einen Moment, bis er es checkt und dann selbst leise lacht. Wir werden angesehen, als wären wir verrückt. "Verarscht ihr uns doch?!", fragt sie entgeistert und es braucht eine Weile, bis wir uns wieder einkriegen. Brian und ich setzen uns an den Tisch und ich darf ihnen erklären, wieso wir gerade etwas... schwierig anzusprechen waren. Umlegen, flachlegen... Sagen wir es so. Es scheint wohl ein running Gag zu werden, so wie es aussieht. Selbst Jack kann sich das Grinsen nicht verkneifen, obwohl er den Kopf schüttelt. "So lange hast du dein-n-ne Klappe gehalten... warst allein... Und dann kom-m-mmt DAS?", bringt Toby raus und ich zucke mit den Schultern. "Hey... hat sich alles angestaut!"

Als ich meinen Oberkörper auf den Tisch lege und mich strecke, habe ich sofort ein Gewicht auf meinem Rücken liegen und ich drehe meinen Kopf. Brian lehnt sich auch mich und streckt mir kurz die Zungenspitze raus, ehe ich das gleiche tue und wir beide grinsen, wie kleine Kinder. "Okay... JETZT glaube ich es auf jeden Fall. So hat sich Brian nicht mal verhalten, als ihr das gespielt habt!", meint Clocky und ich sehe zu ihr. "Glaub mir, wenn ich sage... Bis wir das so ausgesprochen haben, wie es jetzt ist... Flog eine Kugel, er hatte mein Messer an seiner Kehle, ich seine Pistole an meiner Stirn und Tränen sind geflossen. Beiderseits." Ich quieke auf, als er mir in die Seite piekt und richte mich sofort auf. Sehe ihn aus schmalen Augen an und halte meine Seiten. "Du hast einen Grundsatz vergessen, Alex.", meint Jeff und ich runzle die Stirn. "Wir Männer weinen nicht. Wir haben was in unsere Augen bekommen."

Ich verdrehe nur die Augen und zeige ihm zwei Finger. "Also ich könnte dir was in die Augen bringen... Lust drauf?", frage ich grinsend und schon werden mir Arme um meinen Bauch gelegt. "Nein, das tust du nicht. Ich brauche einen neuen Hoody, den alten hast du mir zerballert. Und DU wirst noch was trinken. Wie viel hast du getrunken? Und gegessen?" Clocky fängt an, wissend zu schmunzelnd. "Wenn Brian schon so viel redet... Halleluja. Ich dachte nicht, dass ich den Tag mal erlebe.", meint sie und lehnt sich an Toby. Dieser legt einen Arm um ihre Schulter und drückt sie noch ein wenig an sich. "Und Tim sollten wir auch noch Bescheid geben. Sonst meckert er noch." Brian nickt und wir stehen auf. "Also dann. Wünsche eine geruhsame Nacht und bis morgen!"

Gemeinsam gehen wir hoch. Von der Alex, die einfach nichts mehr sagt, an nichts mehr teilnimmt und auch die Gefühle weggesteckt hat... ist eigentlich nichts mehr übrig. Die war so schnell weg, wie sie gekommen ist. Brian hat sich meine Hand geschnappt und lässt sie erst los, als wir an meinem Zimmer angekommen sind. "Treffen wir uns bei Tims Zimmer?", fragt er und ich nicke. Bevor ich mich umdrehen kann, liegen seine Lippen wieder auf meinen. Es ist, als würde er nicht wollen, dass ich gehen. Gut. Würde ich auch nicht wollen. Aber was sein muss, muss sein. "Bis gleich...", flüstere ich, als er sich wieder löst und ich ihm zulächle. Er nickt mir zu und ich gehe in mein Zimmer, ehe ich die Tür schließe und mich erst einmal an sie lehne.

Mit großen Augen starre ich nur auf die Gegenüberliegende Seite meines Zimmers. Zuerst herrscht in meinem Hirn noch Dunkelheit, bevor es mir langsam dämmert. Brian und ich sind... ein echtes Paar! Wir haben uns... in echt geküsst! Okay. Sollte das ein Traum sein, dann werde ich denjenigen schlagen, der mich aufweckt. Und umbringen. In meinem Zimmer. Ein kindisches Grinsen schleicht sich auf meine Lippen und ich fühle mich, als wäre ich wieder ein Teenager. Auch, wenn das nicht allzu lang her ist, bin ich eben kein Teenager mehr. Aber ich könnte vor Freude quietschen, wie noch mal was! Ich stoße mich von der Tür ab und hüpfe ein wenig auf und ab, bis ich mich beruhige und das tue, was ich schon lange nicht mehr getan habe. Mir gemütliche Dinge anziehen.

Fertig mit allem, nun wieder eine graue lange Hose und ein schwarzes Top tragend, gehe ich aus dem Zimmer und in Richtung des Zimmers von Tim. Brian steht schon da. Die Tür ist offen, da ich leises Reden höre und Licht sehe, welches aus dem Zimmerinneren kommt. Als Brian zu mir sieht, unterbricht er das Gespräch und lächelt. Und zwar dieses verliebte Lächeln, was ich ihm versucht habe beizubringen. Nur tut er dies nun komplett naturell. Ohne, dass es gezwungen aussieht. Tim lässt uns in sein Zimmer, schließt die Tür und verschränkt die Arme. "Ich denke mal, es geht um das offensichtlichste, was mir meine Augen gerade zu erklären versuchen.", meint er gleich und nicke leicht. "Du hast gemeint wir sollen dir Bescheid geben, wenn wir das alles irgendwie... ausgesprochen haben. Tada?"