Räuberleiter

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Stumm mache ich die Tassen fertig und stelle sie zum Lufttrocknen einfach neben die Spüle auf ein Handtuch, ehe ich meine Hände trockne und mich zu dem großen Mann umdrehe. Damals war es irgendwie besser. Als ich noch etwas schmeckte. Er nickt mir zu und ich gehe zu ihm. Brian kommt von der anderen Seite. Langsam ziehe ich mir meine Maske über die Nase und die Kapuze über meine Haare. Alexandra. Du wirst sie töten. Brian ist lediglich da, um dir in brenzligen Situationen auszuhelfen und das zu machen, was du nicht kannst. Wieder nicke ich und sehe zu dem Kerl vor mir. Reden wird er eh nicht. Also von dem her... könnte es ganz angenehm werden. Slenderman teleportiert uns aus der Villa raus und in den nächstgelegenen Wald, sodass wir uns von dort aus zu dem Haus schleichen können. Ich will, dass ihr das schnell und vor allem unbemerkt macht. Gebt mir Bescheid, wenn ihr fertig seid. Hier ist der Treffpunkt. Merkt ihn euch.

"Aye, Boss...", brumme ich und drehe mich um, um in die richtige Richtung zu gehen. Als ich nach ein paar Schritten wieder am Kopf festgehalten werde. Langsam trete ich die Schritte wieder Rückwärts, ehe ich stehen bleibe. Mein Blick leicht genervt, aber ich sage nichts. Unbemerkt, Alexandra. Vergiss das nicht. Ich will nichts von Brian hören, dass ein anderer getötet werden musste, damit ihr unerkannt bleibt. Ich schaffe es, OHNE die Augen zu verdrehen, ihm das sogar zu versprechen. Zufrieden lässt er mich los und verschwindet. "Irgendwann platzt mein Schädel wie ne Wassermelone...", murmle ich vor mich hin und gehe diesmal, ohne aufgehalten zu werden. Brian nur stumm neben mir her und ohne auch nur einen Laut zu machen. Außer das leichte Geraschel der Blätter unter unseren Füßen. Meine Gedanken wollen zwar immer wieder zu der peinlichen Situation zurück kehren, werden aber von einer Mauer abgehalten. Eine Mauer, die ich für die Arbeit aufgebaut habe. Um mich konzentrieren zu können.

Am Waldrand angekommen, sehe ich mich kurz um. Es ist dunkel. Die Straßenlaternen erleuchten die Umgebung und ich trete als erstes auf den Gehweg, gefolgt von Brian. Öfters wechseln wir die Straße, da Ronja ein wenig versteckt wohnt. Das Haus steht aber direkt neben anderen und wir nähern uns ihm von der Gartenseite aus. Dort sind keine Lampen oder ähnliches angebracht, sondern nur ein kleiner Weg, um eben auch von der anderen Seite zum Haus gelangen zu können. Da der Nachbar eine kleine Hütte hat, können wir uns hinter dieser ein wenig verstecken und Deckung suchen. Ronja's Eltern sitzen draußen und Rauchen gemütlich eine. Der Qualm wird von dem Licht aus dem Wohnzimmer sichtbar und verschwindet in der Luft. Das heißt, dass wir warten, bis die Eltern weg sind. Denn sie besitzen auch eine Hütte. Aber diese steht fast direkt am Haus. Getrennt nur durch die Überdachung, die die Terrasse auch bei nassem Wetter schützt, sodass man draußen sitzen kann.

Es dauert lange und ich muss mir meine Hände unter meinen Achseln wärmen, sodass diese nicht erfrieren. Brian hat es deutlich einfacher. Maske, Handschuhe, Hoody... ich sollte über meine Kleidungswahl nachdenken. Aber im Sommer sterbe ich sonst! Und ich hab ja die große Jacke. Muss also reichen. Als die beiden ENDLICH nach drinnen gehe, habe ich das Gefühl, dass mir meine Finger schon nicht mehr gehören. Sie schließen die Terrassentüre und ich richte mich auf. Also gut. Es geht los. Über den Zaun springen wir beide mit Leichtigkeit. Und die Hütte erklimmen wir auch ohne Probleme. Mit einer Räuberleiter, wobei Brian mich als erstes hoch hebt und ich ihm danach helfe. Dass ich den größten Crush habe, ist mir in diesem Moment FAST egal. Aber nur fast. Im Dunkeln stehen wir nun auf der Hütte und ich gehe seitlich. Dort ist es einfach deutlich stabiler. Über die Überdachung... müssen wir beide vorsichtig gehen. Plexiglas ist eben nicht sonderlich tragfähig und dass ein oder andere knacken ertönt. Ist aber sonst nicht alarmierend.

Nach der Überwindung des Balkongeländers, stehen wir nun im ersten Stock vor verschlossener Tür der Mutter. Wäre doch gelacht, wenn wir da nicht reinkommen. Ein bisschen hebeln und ein wenig herum spielen und schon... geht sie auf. Brian weiß eben, wie man das am besten macht. Ein wenig neidisch bin ich schon, konzentriere mich aber auf die Arbeit. Wir beide schleichen rein und stocken. Knurren. Fuck. Der Köter! Brian holt schon seine Pistole raus, doch ich lege meine Hand auf den Lauf. Es ist ein halb dunkel und sehen ist ein wenig schlecht. Ich knie mich hin und ziehe die Maske runter. Strecke meine Hand aus. "Hey.. Tilo! Hey! Ich bins!", flüstere ich und er hört das Knurren auf. Schnüffelt und schleckt mir die Hand ab. Bei Gewalt gegen Tiere... ist das immer so eine kleine Grenze bei mir. Sie können nichts dafür. Tilo verzieht sich wieder auf seine Decke und beobachtet uns zwar, gibt aber keinen Laut von sich. Braver Hund.

An der Tür angekommen, öffne ich sie einen Spalt und mache sie auf, da niemand auf dem Gang ist. Unten brennt Licht. Im Dachgeschoss brennt keines. Sonst ist es still. Unten läuft laut der Fernseher. Von oben ist nichts zu hören. Die Tür wird geöffnet und ich lasse Brian vorbei, ehe ich die Tür wieder zu mache. Ich war ein paar Mal bei Ronja. Und abends war der Hund immer hier oben. Also sollte es nicht anders sein. Ich deute nach oben, denn das Dachgeschoss ist ihr Zimmer. Riesen groß und doch irgendwie vollgepackt. Wir achten auf alles. Ob sich unten etwas anderes regt als der Fernseher. Ob oben die Lichter angehen oder dort etwas ertönt. Nicht einmal Tilo bellt etwas. Und das ist irgendwie beruhigend. Ein guter Wachhund ist er nicht, dass muss ich zugeben. Vor der Tür angekommen, bleiben wir kurz stehen. Nichts ist zu hören.

Langsam drücke ich die Klinke runter und öffne die Tür einen Spalt. Sehe vorsichtig rein. Es ist dunkel, bis auf kleinere Lichter. PC. Fernseher. Headset. Dinge, die eben noch einen leuchtenden Punkt haben. Oder immer leuchten, wenn es angesteckt ist. Nur die Kleidung, die leise aneinander reibt, ist zu hören. Brian schließt hinter uns die Tür und mit Bedacht gehen wir auf die schlafende Ronja zu. Das Bett ist in der hintersten Ecke und unter einer Dachschräge. Aber nichts zu Tragisches. Da kann man sie immer noch töten. Während des Schleichens hole ich mein Messer raus und halte es fest in meiner rechten Hand. Ronja liegt perfekt. Ihre Gestalt schwach im blauen Licht des Fernsehers zu sehen, dessen Punkt andeutet, dass er auf Stand-by steht. Sie liegt auf dem Rücken. Arme und Beine weit von sich gestreckt. Tja, meine liebe. Schlafen wirst du wohl für den Rest deines Lebens. Und zwar die restlichen paar Minuten, die dir noch übrig bleiben.

The 4th ProxyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt