Kinoreife Aufklärung

135 13 0
                                    

"Brian... Brian! Lass mich aufstehen... Ich will aufs Klo.", brumme ich und rüttle an dem Kerl, dessen Arm mich gefangen hält. Ein genervtes Knurren ist zu hören und ich sehe ihn kurz an und warte. Vielleicht lässt er mich ja frei. Doch es nützt nichts. Und da ich weiß, dass Brian nicht aufwachen wird, zumindest bei mir nicht, muss ich böse werden. "Brian. Lass mich los, oder ich mach den Nippeltwister." Kann man glauben, dass die Augen innerhalb von wenigen Millisekunden auf sind? Ich gebe ihm einen Kuss auf die Stirn. "Guten Morgen. Ich finde es ja schön, dass du mich am Weglaufen hindern willst und normalerweise sehe ich ja keinen Grund dafür, aufzustehen. Aber die Natur ruft. Und es ist kein Sex, sondern das Klo".

Der braunhaarige scheint jetzt im Moment mit so vielen Aneinanderreihungen von Wörtern nichts anfangen zu können. Lässt mich aber trotzdem los und ich krabble über ihn, stehe auf und strecke mich gähnend. Aus dem Augenwinkel sehe ich, dass Brian sich auf den Rücken gedreht hat. "Musst du immer gleich solche Drohungen aussprechen?", fragt er leise und müde und ich zucke mit den Schultern. "Wenn es das einzige ist, was hilft... Außerdem muss ich sagen, dass du noch nie so schnell aus den Federn und wach warst, wie damals.", erwidere ich lächelnd und lache kurz, ehe ich wirklich auf das Klo gehe. Ich glaube, meine Blase wäre sonst geplatzt. Während des Händewaschens sehe ich in den Spiegel und schlucke. Über meinen gesamten Hals- und Schulterbereich verteilt, sind so viele Knutschflecken, dass ich sie gar nicht zählen kann!

Als ich aus dem Bad komme, liegt Brian immer noch auf dem Bett. Die Decke halb über ihn gelegt, sodass zumindest unser bestes gemeinsames Spielzeug bedeckt ist. "Ich sehe aus, als hätte ich mich geprügelt...", brumme ich und mustere Brian, der bei den Knutschflecken das grinsen anfängt. "Gilt das als legal gebrandmarkt?", fragt er und ich verdrehe die Augen, ehe ich auf ihn deute. "Du siehst nicht besser aus, mein lieber.", erwidere ich nur und sein Grinsen wird noch breiter. "Ich sag's ja. Legal gebrandmarkt." Mit der stummen Frage, ob ich ihm vielleicht die letzten Gehirnzellen rausgevögelt habe, wobei das eher auf mich zutreffen sollte, gehe ich zu meinem Kleiderschrank. Dass ich nackt bin, stört mich bei ihm wenig. Ich hole mir mein Zeug raus und räume zumindest meine Kleidung von gestern weg und schmeiße sie in den Wäschekorb.

Die grünen Augen blicken mir entgeistert entgegen. "Du willst schon runter...?" Ich nicke. "Hunger. Du nicht?" Kurz denkt er nach, bevor er sich langsam aufrichtet. "Sandwiches?" Ich nicke. "Bin dabei!" Auch, wenn ich nichts schmecken kann. Ich liebe seine Sandwiches trotzdem und allein der Gedanke an die Geschmäcker, die er zusammenpackt, lässt mich erschaudern. Er braucht ein wenig länger. Als er sich kurz umdreht, kann ich seinen Rücken sehen und räuspere mich. "Ich entschuldige mich für deinen Rücken.", murmle ich und da er es nicht sehen kann, mache ich ein Foto davon und zeige es ihm. Sein Blick geht von mir zu meinem Handy und wieder zu mir. "Also wenn das nicht gebra-" "AH! Nein! Vergiss es! Sprich es nicht aus! Wir sind keine Tiere, die zum Verkauf stehen!"

Er zieht sich an und ich lasse ein Top. Meine Güte. Dann liegen die Blicke eben auf uns. Als ob ich das nicht schon gewöhnt bin. Das Handy stecke ich wieder in meine Hosentasche und wir gehen aus meinem Zimmer. Der Gang ist leer und als ich auf die Uhr sehe weiß ich auch, wieso. Meine Blase hat mich so früh geweckt, dass es jetzt erst einmal kurz nach acht Uhr ist. "Beim Frühstück dürfte es ruhig sein.", gebe ich von mir und stecke das Handy wieder weg. Er nickt und stumm gehen wir den Gang entlang. Auch wenn es eigentlich nach sieben Uhr ist, der früheste Zeitpunkt an dem man hier laut sein DÜRFTE, ist man trotzdem still, solange es noch so früh ist. Und acht Uhr? Da pennen eben die meisten noch. Vor allem die, die in der Nacht morden gegangen sind.

Unten sitzt nur Sally mit ihrem Kaba, welche uns lachend einen guten Morgen wünscht und mich fragt, wieso ich denn blaue Flecken habe. Da ich nicht will, dass sie über Knutschflecken Bescheid weiß, die kleine brabbelt sonst den ganzen Tag nichts anderes, sage ich einfach, dass Brian mich eben lieb hat. Ich kann ihr doch nicht die Kindheit versauen! Und so jung... nein. "Ihr hattet gestern Sex!", meint sie dann grinsend und ich sehe sie mit großen Augen an. "Woher...", murmle ich und Sally meint, dass Jane gestern einiges erklärt hat. Ich sehe zu Brian und dieser sieht mich auch nur mit diesem Blick an. Wir haben die gleichen Gedanken. Aber diese behalten wir für uns. Während er sich also stumm um das Frühstück kümmert, setze ich mich zu Sally, quetsche sie aus und erkläre ihr das mit den Knutschflecken doch.

Auf die Frage, wieso ich ihr das nicht gleich erklären wollte, weiß ich erst einmal keine Antwort, bis ich seufze und sage, dass ich dachte, dass sie noch zu jung dafür wäre und dass ich nicht wusste, dass Jane schon Aufklärungsarbeit geleistet hat. Und zwar ziemlich ausführlich, wenn man das so sehen möchte. Aber wir wechseln schnell das Thema, als Brian das Frühstück mitsamt Kaffee bringt und LJ nach unten stolpert, um sich seine Dose Koffein abzuholen. Ein kurzer Blick auf uns. Ein breites Grinsen. Dann ein herausfordernder Blick zu Sally. Er scheint auch noch nicht zu wissen, dass Sally von all dem mehr Ahnung hat, als er glaubt. "Sally?", frage ich und lehne mich ein wenig nach vorn. "Würdest du LJ das mit den Knutschflecken mal erklären? Ich glaube, der weiß das noch nicht."

Es ist ganz großes Kino LJ dabei zuzusehen, wie er von einem kleinen Mädchen aufgeklärt wird. Zufrieden esse ich das gemachte und muss mir manchmal ein Lachen verkneifen. Funktioniert nicht immer. Hin und wieder sitze ich lautlos lachend da, versuche nicht an einem Bissen des Sandwiches oder einem Schluck Kaffee zu verrecken und hole dann immer zitternd Luft, um die kleine Sally ja nicht bei ihrer Mission, den Onkel mit den giftigen Süßigkeiten aufzuklären, zu stören und mir mein Kino in der Früh und die beste Unterhaltung seit langem zu zerstören! LJ hebt irgendwann die Hand. "Ist gut, ist gut. Ich habe schon verstanden.", meint er und geht dann stumm zur Kaffeemaschine. Ich hingegen habe Tränen vom Lachen in den Augen. Und mein Bauch tut von dem ganzen Lachen schon weh...!

The 4th ProxyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt