Offiziell nur Milch!

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Ich gebe zu, dass ich im ersten Moment nicht weiß, was ich sagen soll. Bis ich meinen Kopf langsam zu Toby drehe. "Also ich hätte gern Blumen in Blau auf meinem Grab. Wenigstens einmal will ich Blumen in meiner Lieblingsfarbe. Hast du nen letzten Wunsch?", Doch Toby grinst plötzlich wieder und richtet sich auf. "Ach was. I-I-Ich komm schon zurecht!" Ein kurzer Blick zu Brian, dann wieder zu mir. "Außerdem. Wer will schon Blumen auf de-e-em Grab? Die sind langweilig!" Ich richte mich ebenfalls auf und verziehe leicht mein Gesicht. "Weil man einen angeschlossenen PC so schlecht auf ein Grab kriegt?!" Der braunhaarige blickt erst verwundert drein, ehe er es versteht und das Lachen anfängt. "Stimmt a-a-auch wieder!", meint er nur, dreht sich um und lässt mich eiskalt stehen. Bei Brian. ALLEIN!

Mit einem nicken in Richtung des maskierten Kerls, stehe ich erst einmal auch so herum. Keiner von uns beiden sagt etwas. Bis ich dann so langsam einen Finger hebe. "Ich... bin mal unten.", plappere ich schnell und leise, drehe mich um und will gehen, als ich zurück gehalten werde. An meiner Kapuze. Was mir so ein wenig die Luft abschnürt! Nach Luft ringend, stolpere ich nach hinten und treffe auf etwas. Und mein mieses Gefühl sagt mir, dass es Brian ist. Nervös stehe ich nur so da und starre nach vorn, als er irgendetwas macht und ich aus meinem Augenwinkel etwas sehen kann. Ich entspanne mich und runzle meine Stirn. Drehe mich zu ihm um und meine Augen werden schmal, als er mir einen Slip hin hält. "Was zum fick...?", murmle ich leicht verwirrt, bis meine Augen riesen groß werden und ich ihm diesen aus seiner Hand reiße. Das war MEINER! Mein Kopf dunkelrot bis zum geht nicht mehr und das Kleidungsstück verschwindet schnell in der Jackentasche. "War in der Kapuze.", meint er und geht dann einfach an mir vorbei.

So schnell war ich noch nie in meinem Zimmer und habe etwas aus meiner Hand geschmissen, wie es jetzt der Fall ist. Mein Gesicht in meinen Händen. Ich kann dem doch nie wieder unter die Augen treten! Nie wieder! Das Dumme ist... Das muss ich nachher. Wir haben einen Auftrag und der Boss ist nicht sonderlich begeistert, wenn man nein sagt. Denn es hat von Anfang an geheißen, dass es kein 'nein' gibt und man sonst schnell mal dem Gras von unten beim Wachsen zusehen könnte. Oder wird. Tief atme ich durch und merke jetzt erst, dass immer noch die Musik läuft. Ich zwinge mich dazu, mich auf die Musik zu konzentrieren und atme tief ein und wieder aus. Ich schaffe das. Es ist nur ein Auftrag und dann kann ich ihm komplett aus dem Weg gehen. Es ist nur ein Auftrag. Nur ein Auftrag. Diesen Satz wiederhole ich immer und immer wieder, während ich mich dann doch nach unten begebe, um dort auf den Auftritt Slendermans zu warten, sodass wir den Auftrag beginnen und hoffentlich schnell beenden können.

"Hey! Brian meinte, dass du schn-n-nell in dein Zimmer bist... was w-w-war los?!", ruft Toby und legt einen Arm um mich. Für einen Moment bin ich sprachlos. Er hat über mich geredet? Doch schnell habe ich meine Sprache wieder gefunden und verziehe mein Gesicht. Sehe den braunhaarigen leicht genervt an. "Was. Muss ich jetzt schon Rechenschaft ablegen, wenn ich aufs Klo geh?", brumme ich und hole mein Handy aus der Jackentasche. "Alles klar. Dann werde ich dich jedes Mal benachrichtigen, wenn ich geh. Auch mitten in der Nacht. Du solltest dein Handy auf Stumm stellen, wenn ich Bier trinke. Das Zeug treibt. Willst du eine bestimmte Nachricht haben, oder-" "Ist gut! I-I-Ich will das nicht! Behalt das für dich!", ruft er und lässt mich los. Ein einziges Mal meinte er, dass ich ihm Bescheid geben sollte, wenn ich was trinke. Weil ich ihm zu wenig getrunken habe. Also habe ich ihm eine Nachricht geschrieben. Jedes Mal, wenn ich getrunken habe. Einen Tag hat er das durchgehalten.

Ein kleines zufriedenes Schmunzeln erscheint auf meinem Gesicht, als Toby abwehrend die Hände hebt und meint, dass es vom letztem Mal noch reiche. Ich schüttle leicht meinen Kopf und gehe dann in die Küche. Mit dem Wissen, dass Brian auf der Couch sitzt und irgendwas auf seinem Handy macht. Ich will nicht... die Szene war peinlich genug! Aber was soll ich dagegen machen? Ich kann nur professionell sein und das während meiner eigentlichen Arbeit auf die Seite schieben. Am Kühlschrank angekommen, mache ich diesen auf, hole mir Milch raus und kann Sally schon hören, wie sie die Treppe runter rast. Es gibt Katzen, die kommen angerast, wenn man die Dose öffnet oder mit dem Leckerchen Beutel raschelt. Und dann gibt es Sally. Der Kühlschrank geht auf? Da kann man ihr doch sicherlich warme Milch machen, oder nicht? In weiser Voraussicht hole ich ZWEI Tassen raus und fülle in beide die weiße Flüssigkeit, ehe ich den Karton in den Kühlschrank packe und schon die kleine braunhaarige mit ihrem pinken Kleid sehe.

"Gib mir und der Milch noch eine Minute. Dann hast du sie.", sage ich als Begrüßung und stelle die Tasse in die Mikro. Auf eine Minute eingestellt und schon summt das Gerät vor sich hin. Misstrauisch beäugt sie die zweite Tasse. "Und die da?", fragt sie und deutet auf meine, ehe ich mit den Schultern zucke. "Ich will Kaba. Also mache ich mir einen. Nach deiner warmen Milch." Ihre Augen fangen an zu glänzen und ihr Gesicht hellt sich auf. "Kaba? Krieg ich auch welchen? Bitte!", fleht sie und zieht das 'i' so in die Länge, als wäre man bei einer Tastatur auf jener Taste eingeschlafen. Ich sehe mich kurz um und lege meinen rechten Zeigefinger auf meine Lippen, ehe ich ihr zuzwinkere. "Aber das bleibt unser Geheimnis. Sonst bekomme ich ärger!" Ja... Sally und zu viel Zucker... geht nie gut. Aber hey. Ich bin die nächsten Stunden nicht da und ich weiß ja offiziell nicht, wie viel Zucker sie schon zuvor hatte! Also kann es ein einfacher Fehler gewesen sein. Erneut: Wupps.

Schlussendlich sitzen Sally und ich am Küchentisch trinken unseren Kaba und ich muss kurz lachen, als die kleine einen Kaba-Bart hat. Sie wischt ihn sich weg und sieht zu mir. "Du aber auch!", ruft sie lachend und ich strecke ihr die Zunge raus, ehe ich mir meinen ebenfalls abwische. Es tut gut, einfach nur mal... mit einem Kind irgendwo herum zu sitzen. Sie sind unschuldig, auch wenn Sally es nicht wirklich ist. Aber sie hat noch diese kindlichen Züge, die ich irgendwie beneide. Als erwachsene... ist man ständig irgendwie unter Stress. Muss dies und jenes machen. Hat Aufgaben, die man nicht hinten runter fallen lassen kann. So verbringen wir ein bisschen, ehe ich von draußen schon die Dunkelheit sehen kann. Zufrieden stellt Sally ihre leere pinke Tasse auf den Tisch und ich stehe auf, um sie, zusammen mit meiner, abzuwaschen. Das Wasser plätschert und ich bin gerade dabei, als Slenderman auftaucht. Glück im Unglück gehabt. DAS hätte schief gehen können! Aber so... hat sie einfach nur Milch getrunken. Zumindest offiziell.

The 4th ProxyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt