Spiel, Satz und... Sieg?

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Was für eine süße kleine Rache das wird... Sie wird ein Zuckerschock für Brian und mich! Als wir die Türe öffnen, kommen uns schon die vier Personen entgegen, die mich einfach so liegen haben lassen. Als wäre ich ein Stein am Wegesrand. "Alex! Da bist du ja! Wir haben nach dir gesucht!", ruft Clocky und stockt, als sie runter sieht. Und das erblickt, was Brian und ich provozieren wollten. Die Hände. "Habt ihr b-b-beiden uns was zu sagen?" Toby grinst breiter als Jeff, welcher neben Jack steht und seinen Arm um diesen gelegt hat. Ich sehe gespielt nervös auf die Seite und grinse, als wäre gerade irgendetwas unheimlich geiles passiert und es macht mich glücklich. "Brian und ich... haben ein wenig geredet. Und... naja.", bringe ich raus und muss mir das Lachen verkneifen. Er lässt meine Hand los. Ich bin überrascht, entspanne mich aber wieder, als er sie um meine Schulter legt und mich zu sich drückt. Schauspielern kann er.

Im Dreieck springend, so glücklich sind Clocky und Toby, beglückwünschen sie uns. 'Es sei nach langer Zeit des Wartens ja endlich Zeit geworden, dass sich da was getan hat!', ist Jacks Antwort dazu und ich werde nun doch rot. Bitte, Brian. Bitte frag nicht nach, was er damit gemeint hat. DAS wird dann doch ein wenig unangenehm. Ich kann nur sehen, wie der maskierte Kerl nickt, an den vieren vorbei geht und mich hinter ihm her zieht. Mit einem unsicheren lächeln winke ich meinen Freunden zu und wir gehen die Treppe hoch. Wieder rast mein Herz. Ich kann nur auf die Hand sehen, die er wieder genommen hat. Es ist traurig, dass das alles nur gespielt ist. Wirklich traurig. Aber immerhin besser, als nichts. Stumm folge ich ihm durch den Gang, ehe er vor meinem Zimmer stehen bleibt. "Du musst lernen, oder?"

Etwas aus der Situation gerissen, starre ich ihn perplex an, ehe ich leicht mein Gesicht verziehe und auf die Seite sehe. "Vielleicht...", murmle ich und Brian lässt meine Hand los. Es ist schwierig, nicht einfach wieder danach zu greifen. Ich will ihn nicht los lassen! Aber übertreiben sollte ich es auch nicht. "A-Aber ich habe heute lernfrei! Der Boss meinte, dass ich ja eigentlich mit den anderen-" Ich unterbreche mich selbst und lasse meine Hände sinken, mit denen ich ein wenig herumgestikuliert habe. "Das ist ja auch irgendwie ins Wasser gefallen. Also..." Eine kurze Pause entsteht und ich lächle ihn kurz an, ehe ich nicke. "Danke für alles. Ich... bin mal drin. Und später wieder unten. Gegessen habe ich heute noch nichts. Sonst werde ich unausstehlich." Der Kerl mit dem gelben Hoody legt den Kopf schief. "Es ist drei Uhr nachmittags." Wieder nicke ich. "Ihr seid in der Früh los." Erneut ein nicken. "Hast du wenigstens was getrunken?"

Da muss ich wirklich überlegen. Habe ich was getrunken... habe ich was... "Jeff hatte den Rucksack. Mit allem. Und aus dem Tümpel wollte ich nicht wirklich süffeln..." Schulterzuckend, sehe ich wieder zu ihm hoch. "Guess that's a no." Kopfschüttelnd legt er sich eine Hand auf die Maske und geht dann einfach weg. Was auch immer wir jetzt plötzlich für eine Beziehung haben... Ich mag sie. Irgendwie zumindest. Ich öffne und schließe die Tür wieder und setze mich an meinen Schreibtisch. Schalte meinen PC ein und setze das Headset auf. Ohne Musik geht nichts. Und ich brauche das Internet, wenn ich irgendetwas recherchieren muss. War schlimm genug, das nicht zu können als ich die zwei Wochen Zimmerarrest hatte. Ich verschränke meine Beine auf dem Drehstuhl und packe ein paar Blätter raus. Mein Hauptstift? Bleistift. Ich kann es nicht ab, wenn es falsch ist und ich müsste es durchstreichen. Der Radiergummi ist mein bester Freund. Daneben liegen Taschenrechner, Textmarker, Fineliner in bunt, Kugelschreiber, wenn ich mir bei etwas sicher bin und ein Spitzer.

Die gesamte Zeit über geht irgendwas im Takt der Musik mit. Füße, Beine, Hände, Finger mitsamt Stift, Kopf oder mehreres gleichzeitig. Was nicht ungewöhnlich bei mir ist. Hin und wieder kaue ich mal auf meinem Bleistift herum, wenn mir etwas nicht einfallen will. "Also muss ich die Formel umstellen... bekomme dann p... kann damit K ausrechnen und t ist dann...", murmle ich vor mich hin und tippe nebenbei in den Taschenrechner ein. Schreibe die Ergebnisse auf und lege meinen Kopf schief. Wieso ist das nicht das Endergebnis? Noch einmal rechne ich alles durch und starre nachdenklich auf die Zahlen. Kurz blinzele ich, ehe ich mir eine Hand auf den Kopf lege. "Na klar... die Bezugskosten gehören nicht hier hin, sondern hier...!" Ich radiere das falsche weg, schreibe das andere hin und rechne es noch einmal aus. Grinse zufrieden, als das richtige Ergebnis raus kommt. "Geht doch!"

Mit einem: "AHH!", springe ich auf die Seite! Vergesse aber, dass der Stuhl da ist und falle mitsamt dem Möbelstück seitlich auf den Boden. Ein Glück ist das Headset kabellos, rutscht aber trotzdem von meinem Kopf und neben den Schreibtisch. Mein Herz rast und ich starre Brian mit riesigen Augen an. Dieser hält einen Teller mit irgendetwas knapp über der Tischplatte und eine Flasche Wasser in der Hand. Seine Maske ist nicht da und ich hole erleichtert tief Luft, ehe ich mich einfach auf den Boden lege. Fuck... was hat der mich jetzt so erschreckt?! Ich will nicht vom Boden aufstehen. Kann er nicht einfach wieder gehen? Doch er stellt alles hörbar ab und geht neben mir in die Hocke. Legt seine Unterarme auf seinen Oberschenkeln ab und sieht mich aus seinen grünen Augen an. "Alles klar?"

Es braucht einen Moment, bis ich wieder bei Sinnen bin und mich langsam aufsetze. "Ja... klar. Wieso nicht?", brumme ich und stehe auf. Sehe zu meinem missfallen rote Flecken auf der linken Seite, die wohl Blutergüsse werden. "Sicher?" Ich drehe meinen Kopf zu ihm und nicke. "Und jetzt steh auf. Wenn jetzt jemand reinkommt... Apropos..." Skeptisch runzle ich meine Stirn. "Wie bist DU hier rein gekommen?" Pragmatisch wie er ist... zeigt er mit dem Daumen hinter sich. "Tür." Innerlich beruhige ich mich. Es ist alles gut. Der Sarkasmus ist ja auch gar nicht mal so schlimm. Komm wieder runter. "Und klopfen gibts nicht?", frage ich nun weiter und er zuckt mit den Schultern. "Du hast nicht geantwortet. Und als verantwortungsbewusster Proxy, Kollege und Freund muss ich doch wohl nachsehen, was los ist." Das letzte hätte er sich sparen können, aber ich nehme es gern in meine Erinnerung auch. Tjaja. Im Moment ist er mein Freund. 'Freund'.

Kurz blicke ich nach links und sehe, WAS er mir gebracht hat. Ein Teller mit Sandwiches, geschnittenem Obst und ein wenig Schokolade. Daneben eben die Flasche Wasser, die sich nicht direkt als Wasser heraus stellt. Sondern als Birnenschorle. Ich liebe das Zeug, auch wenn ich mich nur an den Geschmack erinnern kann. Keine Möglichkeit des Schmeckens mehr. Meine Mundwinkel gehen hoch und ich entspanne mich komplett. Drehe meinen Kopf und sehe, dass Brian wieder aufgestanden ist. "Danke. Das ist wahnsinnig nett von dir.", murmle ich und er zuckt mit den Schultern. "Der Boss meinte, dass ich dir was machen soll." Ich spiele mir jetzt einfach einmal selbst vor, dass er es NICHT von Slenderman aus machen musste. Dennoch nicke ich. "Ich werde mich nachher bei ihm bedanken." Mit einer Kopfbewegung in Richtung des Tellers sehe ich ihn weiterhin an. "Willst du auch was?" Wenn er es schon herrichten musste...

The 4th ProxyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt