Als ich aufwache... liege ich in meinem Bett. Hä? Was zum Fick ist passiert? Ich habe mein Kleid an. Die Decke ist über mich geschmissen. Ein Eimer und eine Flasche Wasser steht neben meinem Bett auf dem Nachtkästchen. Ich habe keine Nachwirkungen, was Alkohol angeht. Also kann ich ganz normal aufstehen. Nur ein wenig fertig bin ich. Müde. Aber sonst ist alles super. Ich ziehe mich um und strecke mich, ehe ich mir die Zähne putze und gähnend auf den Gang trete. Oha. Die Feier ist wohl etwas... reich an Alkohol gewesen. Ich sehe Jane vor ihrer Tür liegen und auch Jeff, der von Jack in das Zimmer gezogen wird. "Morgen... Was ist passiert?", frage ich und Jack schüttelt den Kopf. "Du... DEINE Leber will ich mal untersuchen. Und dein Schädel, ob da noch genügend drin ist, was der Alkohol nicht schon zerstört hat!" Aber erst will er sich um Jeff kümmern, der wohl entweder pennt, oder bewusstlos ist. Ich kann das von der Entfernung aus nicht sagen.
Als wäre ich in einer dieser Studentenverbindungen in der USA und es wäre gerade ne Fete gewesen... so sieht das Wohnzimmer aus. Alles voller Konfetti, Luftballons, Luftschlangen, leeren Flaschen, Essensresten und... Alkoholleichen. Als ich mich an dem nun kalten Buffet bediene und mein Frühstück damit abhaken kann, versuche ich mich an gestern zu erinnern. Ich hab was gegessen. Dann hat Clocky mich entdeckt, mich über den Auftrag ausgequetscht und dann gingen die Trinkspiele los. Slenderman hat sich zu Trender geportet, sodass er offiziell nichts mitbekommt, was harten Alkohol unter 18 angeht. Ob er noch immer dort ist? Ich weiß es nicht. Während also das reine Chaos hier herrscht, schalte ich die Kaffeemaschine ein und lasse mir einen Kaffee in die Tasse laufen, ehe ich beginne, die ersten Dinge einzusammeln. Fangen wir mit den Essensresten an, die in einer schwarzen Tüte landen. Zwischendurch immer mal wieder einen Schluck trinken, etwas naschen und schon geht es weiter mit dem Aufräumen.
"Wie schaffst du das... jetzt mal ernsthaft gefragt.", meint eine Stimme hinter mir und ich drehe meinen Kopf rum. Jack sieht aus, als hätte er nicht geschlafen. Die Haare verstrubbelt, Augenringe, selbst sein Gang schreit nur danach, dass er in ein Bett will. "Wie schaffe ich was. Wieso unterstellt ihr mir immer irgendwas, ich soll darauf antworten, habe aber keine beschissene Ahnung WAS ihr von mir wollt! Ich bin erst gut eineinhalb Jahre hier. Ist das so ein Creepypastading, oder so? Habe ich da was verpasst?" Der braunhaarige streicht sich durch sein Gesicht und seufzt. "Du hast gestern nach dem ersten Trinkspiel durchgesoffen. Alle anderen waren nach ein paar Flaschen am Arsch. Siehst du ja selbst." Er deutet auf die Schnapsleichen, die sich noch keinen Millimeter gerührt haben. "Aber du hast ALLE unter den Tisch gesoffen. Selbst Tim und Jeff! Und du bist jetzt so gut drauf...?" Er legt den Kopf schief und streckt mir seine Hände entgegen. "WAS stimmt mit dir nicht?!"
Kurz denke ich nach, ehe ich mit den Schultern zucke. "Ich komme aus Bayern. Aus einem Dorf, in Bayern." Ich lasse das gesagte wirken, was ihn ein wenig verwirrt. "Das Land des Oktoberfests, für unwissende Leute. Und im Dorf lernt man das richtige Saufen schon mit 14. Dorffeste, Schützenfeste, Maibaumaufstellen... Wir finden Gründe, uns Alkohol hinter die Binde zu kippen. Und so ne relative Kater-Resistenz wird dir in die Wiege gelegt. Und du verstärkst sie eben durchs saufen. Aber ich muss zugeben..." Ich lege mir eine Hand auf meinen Hinterkopf und grinse. "Ich hab nen Filmriss. Habe ich was angestellt?" Während ich aufräume und Jack mir hilft, erzählt er mir, was noch so alles abgelaufen ist. Viel Alkohol, viel scheiße Gelaber und sonst alles, was man bei betrunken eben erwarten kann. Er weiß, dass ich noch so den ein oder anderen Kummer habe und hat mich nicht allein gelassen. Er selbst hat nichts getrunken. Hat auf Jeff und mich aufgepasst. Süß.
Ich habe ihm scheinbar mehrmals die Story erzählt, wie ich als Kind beim Fußball gegen den Pfosten gelaufen bin. Oder mit der Bowlingkugel Fußball gespielt habe. Mir beim Karate die Hand gebrochen habe, weil ich unbedingt das stärkste Brett durchschlagen wollte... so etwas halt. Alles ziemlich harmlos. Ich konnte zum Schluss sogar in mein eigenes Bett wanken, was Jack nicht mehr dachte, dass es funktioniert. Aber hat geklappt. Alles in allem ein gelungenes Saufen. Und bei manchen, da gibt mir EJ recht, trifft der Spruch: 'Mein Vorglühen ist deine Alkoholvergiftung!' voll zu. Als wir es so einigermaßen geschafft haben, das gröbste zu beseitigen, hole ich den Feind vieler Tiere. Und auch der Feind aller Alkoholleichen! Den Staubsauger.
Ohne mich von dem Fluchen und den Morddrohungen beeindrucken zu lassen, sauge ich das Wohnzimmer durch. Diejenigen, die es schaffen aufzustehen, werden von Jack in die jeweiligen Zimmer begleitet und als der letzte aufsteht, schicke ich Jack selbst auch ins Bett. Er sieht aus, als würde er mir gleich im Stehen einpennen. Fertig mit dem gröbsten, in der Küche stehen zwei große schwarze Säcke voller Müll, setze ich mich auf die Couch und beschäftige mich mit meinem Handy. Keine Nachrichten, die ich geschickt hätte. Aber einige mit unlesbarer Buchstabenreihenfolge, wenn man 'betrunken' nicht als eigene Sprache kennt. Aber süß sind die Texte ja schon. Gehen zwar Hauptsächlich darum, dass sie betrunken sind und das ja ein Geheimnis bleiben soll, aber niedlich ist das alle mal.
Jemand kommt die Treppe runter und ich drehe meinen Kopf. Brian stolpert, mehr schlecht als recht, die letzte Stufe runter und ich runzle besorgt meine Stirn. "Morgen. Alles in Ordnung mit dir?", frage ich und bin mir sicher, dass er noch so viel Restalkohol im Blut hat..., dass es ein bisschen dauern wird, bis er nüchtern ist. Die Maske ist herunten. Sein Hoody ist durch ein schwarzes T-Shirt ausgetauscht. Er brummt irgendwas vor sich hin und wankt in die Küche. Ich stehe auf und stelle mich vor ihn. Was auch immer er jetzt vor hat. In dem Zustand braucht er nichts anzufassen. Das gibt sonst nur ein Problem. "Brian... Brian!" Der braunhaarige zuckt zusammen, als hätte er mich jetzt erst bemerkt. "Hm?", brummt er nur und seine Augen... sind stumpf.
"Ich bring dich in dein Zimmer. Da wirst du erst mal schlafen, klar? Und es gibt kein nein." Auch wenn wir uns aus dem Weg gehen und so wenig versuchen, miteinander zu interagieren... In so einer Situation ist man nun mal für den anderen da. Da wäre ich auch für LJ da, obwohl wir uns nicht so wirklich riechen können. Es gibt Gründe. Ich schnappe mir Brians linken Arm, packe diesen über meine Schulter und halte ihn an seiner Hüfte mit der rechten Hand, sodass er einigermaßen Stabil nach oben gelangt. Die Treppen gehen hoch um einiges langsamer als nach unten, aber das sind nun mal die physikalischen Gesetze, wie ich jetzt einfach behaupten würde. Und es dauert noch eine Zeit, bis ich ihn in sein Zimmer schleifen kann.
Dort kicke ich die Tür einfach zu und setze ihn auf sein Bett. Lasse ihn hinlegen und hebe seine Beine hoch, sodass er auf dem Rücken liegt. Dann drehe ich ihn auf die Seite, falls er kotzen sollte, soll er nicht daran ersticken. Aber irgendwie will er nicht auf der Seite bleiben! Kurzfristig überwinde ich meine aufgebaute Grenze und mache es anders. Setze mich zwischen seinen Rücken und die Wand. Lege meine Beine über seine Seite und lehne mich selbst an die Wand. Es ist ein wenig ungemütlich, aber so kann er nicht auf den Rücken rollen. Und ich nehme mir das Privileg raus, mir seine Decke zu klauen und sie um mich zu wickeln. Leise Schnarchgeräusche deuten darauf hin, dass er wieder eingepennt ist. Aber ich bin ein lebender Burrito mit Beinen und einem Handy auf dem Schoss, welches durch Instagram Feed suchtet und hofft, dass der Akku nicht stirbt.
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The 4th Proxy
FanfictionNach dem Anfang ihrer Ausbildung, begann auch ein neues Leben. Aber anders, als man vielleicht denkt. Alexandra wollte sich ihres nehmen. Und das, ihrer gesamten Familie. Ihre Eltern und ihre Brüder überlebten das Gift nicht, welches sie ihnen verab...