Freunde Teil 8

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Brrrrrrrrrrr rasselt es neben mir. Entsetzt drücke ich ein Kissen auf meinen Kopf. Es hilft nichts. Der Wecker scheppert gnadenlos weiter und ist nicht zu überhören. Genervt und völlig übermüdet gehe ich zur Kommode und schalte ihn aus. Gestern, besser gesagt heute früh habe ich ihn extra weit entfernt vom Bett aufgestellt damit ich aufstehen muss um ihn auszustellen. Ich hatte die Befürchtung dass ich sofort wieder einschlafe nachdem ich ihn zum Schweigen gebracht habe. Dieses Szenario ist vermutlich sehr realistisch. Aber ich muss aufstehen, auch wenn ich kaum geschlafen habe. Ich bin mit meinem Freund verabredet. Gestern hatte ich ihn noch angeschrieben und gebeten um 9 Uhr abfahrbereit zu sein.
Völlig übermüdet schleppe ich mich unter die Dusche um wenigstens halbwegs vorzeigbar auszusehen. Im Moment gleiche ich eher einem Gespenst.

Bewaffnet mit einem extra starken Kaffee für unterwegs halte ich vor Alec's Haus an. Er wartet bereits vor der Tür und steigt lächelnd zu mir in's Auto. Er drückt mir einen zarten Kuss auf die Lippen bevor er mich forschend ansieht. "Geht es Dir gut ", fragt er mich. "Du siehst aus als würdest du gleich einschlafen"
" Ich bin in Ordnung. Ich freue mich auf den Tag mit Dir", antworte ich ihm. Er scheint nicht ganz überzeugt zu sein. Trotzdem schnallt er sich an und erklärt:"Na dann kann es ja losgehen".

Zuerst entführe ich ihn zu Takis, wo wir endlich gemütlich zusammen frühstücken und ich mir noch einen doppelten Espresso bestelle um wach zu werden. Alec erzählt mir von dem gestrigen Essen und wie viel Spaß sie alle hatten ich ihnen aber gefehlt habe. Es erfordert tatsächlich einiges an Anstrengung um alles mitzubekommen was er erzählt, so müde bin ich. Mein süßer Alexander bietet mir sogar an doch nach Hause zu fahren und schlafen zu gehen. Aber ich möchte unbedingt meine Absage von gestern wieder gut machen.

Nachdem wir am Botanischen Garten aus dem Auto gestiegen sind verbinde ich sofort unsere Hände. Es ist viel zu lange her dass wir etwas unternommen haben und Zeit nur für uns hatten. Ich bin fest entschlossen diesen Tag zu genießen, egal wie müde ich bin. Friedlich schlendern wir die Wege entlang. Solange ich ihn Bewegung bin kann ich mich wach halten. Weswegen ich ihn immer wieder weiter ziehe wenn er sich setzen möchte um die Aussicht zu genießen. Als wir an der nächsten Bank vorbei kommen drückt er mich einfach darauf nieder und zieht mich an sich. Ohne es richtig zu realisieren lehne ich meinen Kopf an seine Schulter und bin kurz vor'm einschlafen. Doch eine bekannte Stimme reißt mich ruckartig wieder in die Gegenwart. Völlig verwirrt starre ich den Besitzer der Stimme an. Pierre und Camille stehen vor uns und grinsen. "Da seid ihr ja. Wir haben euch schon gesucht. Du musst Alec sein", sagt er an Alec gewandt.
Dieser nimmt sichtlich irritiert die angebotene Hand und schüttelt sie. "Und Du bist", fragt er.
Na ich bin Pierre. Magnus hat Dir doch sicher erzählt dass Camille mich mitbringt. Ich habe mich riesig gefreut dass ihr uns eingeladen habt. Ich war schon ewig nicht mehr hier".
Ich kann die anderen nur stumm anstarren. Irgendetwas scheint mir hier zu entgehen. Kann es wirklich sein dass ich so etwas gesagt habe ?

"Ist das jetzt wirklich Dein Ernst", herrscht mein sonst so ruhiger Alexander mich an. Nun starren wir alle ihn an. "Erst ziehst Du eine Shoppingtour mit IHR mir vor, dann wache ich alleine auf wegen einem angeblichen Notfall, danach lässt Du mich wegen einer dämlichen Snobparty mit IHR sitzen und jetzt lädst Du SIE ein um mit uns den Tag zu verbringen "???? Am Rande bekomme ich mit wie die Leute in der Nähe anfangen zu tuscheln. Doch das interessiert mich nicht. "Wolltest Du deswegen unbedingt hier hin obwohl du Dich kaum auf den Beinen halten kannst. Wenn SIE Dir so wichtig ist solltest Du vielleicht einen Partnertausch vornehmen". Mittlerweile schreit er mich regelrecht an. Ich habe Alec noch nie so wütend erlebt.
Pierre murmelt etwas davon dass sie uns vielleicht besser allein lassen und versucht Camille mit sich zu ziehen. Doch sie windet sich aus seinem Griff und geht nun verbal auf Alec los. "Das wird auch endlich Zeit dass Du kapierst dass mein Maggi zu mir gehört. Ich wusste dass Du mir Ärger machen wirst. Du bist der erste den er mir vorgestellt hat. Bei den anderen hat er sich nie die Mühe gemacht. Das waren nur Eintagsfliegen", kreischt sie ihn schrill an. Entgeistert versuche ich das Szenario vor mir zu begreifen. Passiert das gerade wirklich? "Verschwinde endlich aus unserem Leben und geh dahin zurück wo Du hergekommen bist", spuckt sie ihn regelrecht an und erhebt tatsächlich ihre Hand gegen ihn. Das reißt mich aus meiner Schockstarre. Ich werfe mich vor Alexander und versuche ihren Arm zu packen. Doch ich bin zu langsam und bekomme eine schallende Ohrfeige verpasst.
Camille starrt mich mit weit aufgerissenen Augen an. "Maggi", schluchzt sie. "Bitte verzeih mir das wollte ich nicht".
Betäubt schüttel ich den Kopf und fass mir an die Wange. Sie fühlt sich heiß an. "Verschwinde", flüstere ich. "Verschwinde aus meinem Leben".
Pierre zieht sie mithilfe eines Parkwächters , der aus dem Nichts aufgetaucht ist, von uns weg und ich fange unkontrolliert an zu zittern. Wie konnte ich nicht sehen wie sehr sie sich auf mich eingeschossen hat ? Dabei hab ich ihr doch immer wieder gesagt dass ich sie wie eine Schwester liebe. Es gab meinerseits nie Andeutungen dass da mehr ist. Der arme Pierre tut mir leid. Er wurde völlig unwissend in ihre Eskapaden rein gezogen und hatte sich vermutlich wirklich über die angebliche Einladung gefreut. Tausend Gedanken schossen mir durch den Kopf. Die meisten waren völlig ohne Zusammenhang. Ich weiß nicht wie lange ich hier so saß, versunken in Erinnerungen an Situationen mit meinen Freunden und Camille und wie anders sie waren wenn sie dabei war. Mein Herz kommt mit dem Verrat meiner *Schwester* nicht klar.  Ich dachte immer ich könnte meiner besten Freundin grenzenlos vertrauen.
Irgendwann regierte ich wage eine Hand die mir über die Wange strich und meine Tränen wegwischte. Bis dahin hatte ich gar nicht bemerkt dass ich anfing zu weinen. Zwei starke Arme ziehen mich in eine Bärenumarmung und halten mich fest. Verzweifelt klammer ich mich an Alec und schluchze immer wieder "Es tut mir so leid" vor mich hin. Alec zieht mich vorsichtig in seinen Schoß und wiegt mich langsam hin und her. Als ich etwas ruhiger werde und vom weinen völlig erschöpft bin spüre ich wie er mit mir im Arm aufsteht und mich weg trägt. Nur bruchstückhaft bekomme ich mit wie er mich ins Auto setzt und anschnallt. An die Fahrt erinnere ich mich nicht. Das nächste was ich registriere ist wie er mein Gesicht mit einem feuchten Waschlappen reinigt und mir meinen flauschigsten Schlafanzug anzieht. Danach zieht er mich an seine Brust bevor alles schwarz wird.

Ui. Irgendwie hat sich die Geschichte plötzlich selbständig gemacht. Magnus Zusammenbruch war eigentlich nicht geplant

Malec  Kurzgeschichten 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt