Das Wohl der Kinder steht an erster Stelle Teil 19 (55)

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Magnus' Sicht

Die Ostertage, im vergangenen Monat, waren einfach nur schön. Ich hatte endlich wieder das Gefühl einer vollständigen Familie. In letzter Zeit hatte ich mich eher wie ein Alleinerziehender Vater gefühlt. Natürlich habe ich Alec während unserer Telefonate von allen Erlebnissen und Vorfällen erzählt. Trotzdem blieb jede Rüge und jedes Lob an mir hängen. Früher haben wir diese Dinge unter uns aufgeteilt. Es ist nicht so dass unsere Söhne sich ständig streiten würden oder nur Blödsinn im Kopf hätten. Doch die Abwesenheit ihres Dads machte sich bereits bemerkbar. Je näher die Wochenenden rückten desto angespannter wurden die zwei. Ich vermute dass sie jedes Mal schon halbwegs mit einer Absage von Alec rechneten. Leider war dies schon ein paar mal der Fall und mit jeder stornierten Familienzeit brach ihr kleines Herz ein Stückchen mehr. Ich selbst wollte sie einfach nur packen, in meine Arme schließen und gemeinsam mit ihnen vor Frust heulen. Aber ich musste stark bleiben um sie zu trösten und ihnen zu versichern das ihr Dad sie über alles liebt und natürlich lieber bei ihnen wäre als auf der Arbeit.


Alec kam am späten Donnerstag Abend hier an. Unsere Jungs schliefen schon, strahlten aber übers ganze Gesicht als sie ihn Freitag am Frühstückstisch vorfanden. Begeistert stürmten sie auf Alec zu und warfen sich in seine wartenden Arme. Es dauerte eine ganze Weile bis die zwei bereit waren ihn los zu lassen damit wir gemeinsam frühstücken konnten. Die Beiden kamen kaum zum essen weil sie Alec so viel zu erzählen hatten. Ich selbst saß, die meiste Zeit, lächelnd daneben und war einfach nur glücklich meinen Mann hier zu haben und unsere Kinder mal wieder richtig unbeschwert zu erleben. Auch wenn sie nichts sagten wusste ich wie sehr sie ihren Vater vermissten. Der Freitag bestand mehr oder weniger aus essen, reden, spielen und viel kuscheln. Rafael und Max verließen Alec's Seite nur um in's Bad zu gehen. Am liebsten hätten sie auch bei uns geschlafen, doch da zog ich eine deutliche Grenze. Ich brauchte meinen Mann, zumindest über Nacht, nur für mich allein. Mein Kuschelnachholbedarf war sehr hoch.


Den Samstag verbrachten wir auf einem Abenteuerspielplatz. Dort gab es wirklich alles was ein Kinderherz begehrt. Wobei Alec und ich genau so viel Spaß hatten. Die Kinder hätten am liebsten alles auf einmal ausprobiert. Nach kurzem hin und her entschieden wir uns den Ort einfach der Reihe nach zu erkunden. Den Anfang machten riesige Hüpfburgen, auf die auch die Erwachsenen durften. Alec schaute sich das Spektakel lieber von außen an während ich mich, mit den Jungs, mitten ins Getümmel stürzte. Gemeinsam übten wir Saltos und starteten einen Hochsprungwettbewerb. Alec feuerte uns von draußen an.

Unsere nächste Station war ein Gokartparcour. Alec war sofort Feuer und Flamme und preschte, gefolgt, von unseren Söhnen, sofort auf die Fahrzeuge zu. Max wählten jeweils ein grünes Fahrzeug und machten sich sofort auf dem Weg zum Startpunkt. Lächelnd sah ich ihnen hinterher bis mich eine kleiner Tumult ablenkte. Eine aufgebrachte Blondine beschuldigte meinen Mann ihr Fahrzeug geklaut zu haben. Irritiert sah er sie an. „Es tut mir leid Miss. Aber ich war vor Ihnen hier und habe das Recht mir einen Wagen meiner Wahl aus zu suchen. Das steht sogar auf dem Schild dort vorne", erklärte Alec der nicht besonders amüsierten Frau vor ihm.

„Die Karre passt doch gar nicht zu Ihnen", setzte sie an und versuchte an meinem Mann vorbei zu kommen. Der stellte sich ihr direkt in den Weg und ließ sie nicht durch.

„Da gebe ich Ihnen Recht. Die Farbe passt nicht zu mir, dafür aber perfekt zu meinem Mann. Er wird es lieben." Mit diesen Worten drehte er sich von ihr weg, schaufelte das Gokart in seine Arme und kam damit zu mir. Stolz präsentierte er mir seine Beute. Er hatte es doch tatsächlich geschafft das perfekte Vehikel für mich zu finden. Das Gokart war dunkel lila und glitzerte, im Sonnenschein, in sämtlichen Farben. Mein Herz schmolz nur so dahin. In solchen Momenten wurde ich immer daran erinnert wie sehr ich diesen Mann doch liebte. Dümmlich vor mich hin grinsend zog ich ihn zu einem tiefen Kuss an mich heran. Bevor wir allerdings zu sehr in unserer eigenen Welt versinken konnten riefen Max und Rafael uns zu wir sollten uns doch mal etwas beeilen. Alec schnappte sich ein schwarzen Kart und gemeinsam schlossen wir uns unseren Söhnen an. Ein paar Runden fuhren wir einfach nur zum Spaß, andere arteten in Wettrennen aus. Während eines Rennes war Alec ein wenig zu enthusiastisch und schnitt eine andere Fahrerin so blöd dass sie in die Reifen fuhr, die entlang der Strecke, lagen. Dummerweise war es ausgerechnet die Blondine von früher, die ihm anscheinend noch nicht verziehen hatte. Sie schimpfte so beharrlich auf Alec ein dass ich mich schließlich auch noch einmischte. Es dauerte nicht lange bis der Sicherheitsdienst auf uns aufmerksam wurde und die Dame vom Platz verwies.

Nach dem Vorfall zogen wir dann auch lieber weiter zur nächsten Attraktion, einem Piratenspielplatz. Die Jungs waren begeistert und begaben sich gleich auf die Suche nach dem coolsten Schiff. Aus Rafael wurde „Kapitän Raf der Gefürchtete", Max wurde zum Smutje. Er nannte sich „Herrscher der sieben Eintöpfe". Während die zwei die Weltmeere eroberten legten wir uns auf ein großes Floss und genossen den Tag und die Gegenwart des anderen. Als alle Gegner besiegt waren gingen wir in's Schnitzelhaus. Eigentlich wollten wir im „blauen Wal" essen, doch da vor uns eine gewisse blonde Person ebenfalls auf das Gebäude zu steuerte änderten wir unsere Restaurantauswahl spontan um.

Pappsatt besuchten wir anschließend den Streichelzoo. Hier gab es Kaninchen, Meerschweinchen, Ziegen, Esel und Ponys. Die kleinen Ziegen waren einfach nur niedlich. Selbst ich hätte am liebsten eine mit nach Hause genommen. Alles in allem war es ein gelungener Familienausflug. Abends waren wir alle so erschöpft dass wir beim Fernsehen einschliefen. Ich selbst wachte gegen Mitternacht auf weil mir kalt war. Gähnend streckte ich mich und sah mich verwirrt um. Die Kinder lagen halb auf Alec und schliefen tief und fest. Vorsichtig trug ich sie in ihre eigenen Betten und deckte sie liebevoll zu. Alec ins Bett zu bekommen war etwas schwieriger. Ihn konnte ich nicht einfach hoch heben und ins Schlafzimmer bugsieren. Nach mehreren Weckversuchen und gegrummelten Antworte hatte Alec zumindest so weit wach dass er auf stand und ich ihn Richtung Bett dirigieren konnte, wo er sich direkt rein plumpsen lies und weiter schlief. Lächelnd schloss ich mich ihm an und zog die Decke über uns.


Am Ostersonntag wurden wir von zwei aufgeregten Jungs unsanft aus dem Schlaf gerissen. Auch wenn Raf nicht mehr an den Osterhasen glaubt so bestand er trotzdem auf den Osterspaziergang mit integrierter Eiersuche. Max, der noch an den Osterhasen glaubt wollte am liebsten sofort los. Doch Alec erklärte ihm dass der Osterhase Sonntags gerne lange schläft und wir somit noch jede Menge Zeit hätten um in Ruhe zu frühstücken. Rafael und ich grinsten uns an. Wir wussten genau dass Alec ohne Kaffee am Morgen nicht Lebensfähig war. Das Frühstück war nicht ganz so entspannt. Max fragte immer wieder um welche Zeit Osterhasen denn aufstehen und überlegte ob er wohl schon losgehoppelt ist um die Eier zu verstecken. Zwischendurch rannte er immer wieder zu einem der Fenster um evtl. einen Blick auf ihn zu erhaschen. Als es draußen klapperte sprang er so schnell auf dass sein Stuhl umkippte und ich seinen Becher mit Kakao gerade noch retten konnte. Zu Max Leidwesen war es nur Frau Blackthorn von Gegenüber, die ihren Müll raus brachte.

Um die Kinder nicht unnötig zu quälen packten wir nur die verderblichen Lebensmittel in den Kühlschrank und ließen dass Geschirr ausnahmsweise auf dem Tisch stehen. Das würden wir später weg räumen wenn die Jungs ihre Ausbeute untereinander aufteilten.

Alec und ich trugen über unseren Jacken noch eine zusätzliche Weste so dass wir mehr Jackentaschen zur Verfügung hatten aus denen wir unterwegs immer wieder unauffällig Eier ziehen und sie im Wald verstecken konnten. Die Jungs waren so sehr auf's Suchen fixiert dass sie uns kaum beachteten außer um uns die gefundenen Eier zu zeigen. Beide trugen eine Umhängetasche in denen mit der Zeit einige Eier verschwanden. Es wunderte mich immer wieder dass sie noch nie gefragt hatten warum unsere Jacken am Ende des Spaziergangs immer so viel dünner waren. Vermutlich achteten sie gar nicht darauf. Ein mal hätte Max mich fast erwischt als ich ein Ei auf einem Baumstamm platzieren wollte. Alec rettete mich indem er rief: „Oh, Mags, was hast du denn da schönes gefunden?" Erleichtert schickte ich ihm einen Luftkuss.

Nach einer Stunde waren unsere Taschen leer und die der Jungs gefüllt. Glücklich mampfend folgten sie uns nach Hause. Die Ostertage waren ein voller Erfolg. An die Zeit nach den Feiertagen mochte ich gar nicht denken. Wenigstens hatten wir noch den halben Ostermontag für uns bevor Alec wieder los muss.

Malec  Kurzgeschichten 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt