Schweigen ist nicht immer der richtige Weg Teil 1

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Ich liebte den Frühling. Es war einfach schön zu sehen wie die ersten Pflanzen ihre Blüten zur Schau stellten und unsere Welt ein wenig auffrischten.  Während meiner täglichen Laufrunde  begrüßten mich täglich neue Blüten.  Die Runde die ich lief wenn ich bei Magnus übernachtete war besonders farbenfroh.  Mein Freund wohnte in einer der besseren Gegenden.  Dort hatten alle üppige Vorgärten, die von Gärtnern liebevoll gepflegt wurden.  Manchmal hatte ich das Gefühl die Anwohner stünden in einem privaten Wettstreit um den aufwändigsten Vorgarten.   Was auch immer der Grund war ich erfreute mich immer an der Blütenpracht. 

Wenn ich bei Magnus blieb rannte ich jeden Morgen eine halbe Stunde bis zum Schwimmbad, wo ich 30 Minuten schwamm, bevor ich frisch geduscht Brötchen holte.  Meine Frühschicht im Restaurant begann erst um 11 Uhr. Magnus arbeitete überwiegend von zu Hause aus, so dass wir zusammen essen konnten . Sobald ich mit den Brötchen kam legte er eine Pause ein um mit mir zu Frühstücken. Den Tisch deckte ich immer schon bevor ich los rannte. 

Leider aß seine Sekretärin  Camille Belcourt, von mir insgeheim Mrs. B. genannt, immer mit uns. Das war wohl schon Tradition. Die beiden hatten schon immer zusammen gegessen.  Magnus meinte es wäre doch Blödsinn wenn jeder getrennt isst. Das stimmte ja auch irgendwie. Allerdings mochte ich sie  nicht besonders, was Magnus aber nicht wusste. Mrs. B. war der Grund warum ich ins Hallenbad ging. 

Ich lief generell täglich. Aber normalerweise ging ich danach nicht schwimmen und duschte zu Hause.  Die ersten Male,  an denen ich bei Magnus geschlafen hatte bin ich, nach dem Lauf, unter seine Dusche gesprungen. Prompt erwähnte Mrs. B.  während ihres Wochenberichtes die angeblich stark gestiegenen Wasserverbrauch, wobei sie mich direkt ansah. Mein Freund bekam den Blick nicht mit. Er war damit beschäftigt sein Brötchen unter Marmelade zu begraben. Er meinte nur bei dem warmen Wetter würden die Gärtner eben mehr gießen. Das wäre schon ok.  Seitdem machte ich einen Abstecher zum Schwimmbad.  Der Wasserverbrauch wurde nicht mehr erwähnt. 

Ein paar Wochen später erwähnte die freundliche  Aufpasserin die gestiegene Lebensmittelrechnung.  Da fing ich an Brötchen mitzubringen.  Auf Magnus Nachfrage  erklärte ich ihm nur der Bäcker läge doch auf dem Weg. Wenn klar war das ich bei Magnus übernachten würde schrieb er mir immer eine WhatsApp mit der Anfrage ob er für mich mitkochen soll.  Da ich in einem Restaurant arbeitete stellte er es nicht in Frage wenn ich schrieb ich würde auf der Arbeit essen. Es stimmte, ich durfte hier essen. Leider fand ich die Zeit dazu eher selten. Weswegen ich oft hungrig ins Bett ging wenn ich bei ihm schlief.   Das Leben könnte so schön sein wenn es Mrs. B.  nicht gäbe. Wir könnten in Ruhe frühstücken und uns unterhalten.  Wenn sie mit am Tisch saß schwieg ich immer, außer ich wurde etwas gefragt. Ich wollte nichts privates erzählen wenn sie anwesend war.  Magnus dachte meine Wortkargheit läge daran dass ich ein Morgenmuffel wäre und zog mich oft liebevoll damit auf. Der Gedanke dass es an Mrs. B. lag kam ihm nie, obwohl ich mehr redete wenn wir am Wochenende allein waren.  Ich war es ja selbst Schuld. Ich könnte ja etwas sagen. Hatte aber zu viel Angst er würde ihre Sticheleien  als Hirngespinst abtun, da er sie so oft lobte. Oft sagte er die Firma würde ohne Mrs. Belacourt bestimmt zu Grunde gehen. Also schwieg ich.  

Da bin ich wieder. Ich hoffe die neue Geschichte gefällt euch. Bleibt alle Gesund.

Malec  Kurzgeschichten 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt