Das Wohl der Kinder steht an erster Stelle Teil 18 (54)

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Magnus' Sicht:

Es ist schon merkwürdig wie schnell man sich mit neuen Umständen arrangiert und sich an die veränderten Verhältnisse gewöhnt. Gewöhnen bedeutet jedoch nicht unbedingt dass man damit glücklich ist. Die Kinder und ich rufen Alec jeden Abend über Skype an, bevor sie in's Bett müssen. So ist er auf eine etwas andere Art und Weise dabei wenn wir ihnen gute Nacht sagen.

Ursprünglich hatten wir geplant gemeinsam zu essen. Wir wollten den Laptop zu uns auf den Esstisch stellen so dass wir alle zusammen sein und uns unterhalten können. Dieser Plan scheiterte jedoch schnell wieder da Alec nie pünktlich zu Hause war. Ein paar mal hat er seinen Laptop mit in's Büro genommen und uns von dort aus angerufen. Da wir aber immer wieder von einem seiner Kollegen unterbrochen wurden gaben wir schließlich auf und verschoben den Anruf Richtung Schlafenszeit.



Alec sah nicht glücklich aus. Vermutlich verbrachte er immer mehr Zeit im Büro um der leeren Wohnung so lange wie möglich fern zu bleiben. Zwar waren noch alle Möbel da, da wir die Wohnung möbliert gemietet hatten, aber ohne seine Familie fehlte eben doch etwas.

Uns ging es hier auch nicht viel besser. Wir waren zwar wieder in unserer gewohnten Umgebung mit all unserem gemeinsam ausgesuchten Hausrat aber es fühlte sich anders an als vorher. Nur die Kinderzimmereinrichtungen unserer Söhne waren mit nach Idris und zurück gezogen. Das wir nicht für immer in Alec's Heimat ziehen wollten war uns von Anfang an klar. Aber mit einer so raschen Rückkehr hatte wohl keiner von uns gerechnet. Schon gar nicht mit einer ohne meinen Mann. Während der Telefonate erzählten die Kinder Alec von ihrem Tag, ihren Freunden, die sie nun endlich wieder hatten, und was sie so alles zusammen erlebten. Ihr Vater hörte geduldig zu und freute sich ehrlich für sie, aber ich konnte auch die Traurigkeit in seinen Augen sehen weil er so viel verpasst.



Wenn Alec an den Wochenenden zu uns kam wurde er erst mal von unseren aufgeregten Söhnen in Beschlag genommen, die ihn mit in ihre Zimmer schleiften, um zu spielen oder nur zu einer kuscheligen Leserunde. Natürlich gesellte ich mich meist zu ihnen aber ich wollte ihnen auch Zeit alleine mit ihrem Vater geben. Mich sahen sie schließlich täglich. Oft fanden wir erst spät abends Zeit nur für uns, und da waren wir in der Regel so erschöpft dass wir gewöhnlich fast unverzüglich, eng umschlungen, in einen tiefen Schlaf fielen.

Es fühlte sich ein wenig so an als wäre mein Mann ein Besucher der einfach häufig vorbei kam. Um möglichst viel Zeit mit ihm zu verbringen zu können sorgte ich dafür dass unsere Wohnung bis Freitag Abend, wenn Alec kam, sauber und dass Essen fertig ist. Samstags und Sonntags bereiteten wir alle Mahlzeiten gemeinsam, als Familie, zu. Manchmal kam Catarina zu Besuch, blieb aber selten länger als ein zwei Stunden da sie uns nur ungern etwas der eh stark begrenzten Zeit stehlen wollte. Statt dessen kam sie unter der Woche immer mal wieder vorbei.



Natürlich war mir von Anfang an klar dass es mir schwer fallen würde eine Fernbeziehung zu führen. Aber wie schwer das wirklich ist wurde mir erst jetzt richtig bewusst. Tagsüber war es nicht so schlimm. Da war ich ja immer schon alleine sobald Alec zur Arbeit und die Kinder zur Schule aufgebrochen waren. In der Zeit war ich mit dem Haushalt und schreiben beschäftigt. Die Abende dagegen sind nun, sobald unsere Jungs im Bett sind, schrecklich einsam, irgendwie kalt und leer. Ich sitze alleine auf unserem großen Sofa, ohne jemanden an den ich mich ankuscheln kann, und sehe mir all die Sendungen an die ich früher so geliebt habe. Na ja, theoretisch mag ich sie immer noch. Aber ohne Alec und seine sarkastischen Zwischenrufe ist es einfach nicht das Selbe. Ich hätte nie gedacht dass mir seine abfälligen Bemerkungen mal fehlen würden. Früher haben mich seine Kommentare gleichzeitig amüsiert und geärgert. Jetzt wäre ich glücklich über jedes abfällige Wort.

Im Fernsehen lief die zweite Folge der neuen DSDS Staffel. Die ersten Folgen fand ich früher immer besonders witzig, wenn sich die ganzen Bewerber vorstellen und ihre Talente präsentieren. Wobei viele einfach überhaupt nicht singen können aber angeblich loben deren beste Freunde immer wieder ihre lieblichen Stimmen. Spätestens bei diesem Kommentar fing Alec immer an auszuflippen: „Was sind das denn für Freunde", „Der braucht dringend neue Freunde", „Das kann man ja nicht mit ansehen, meine armen Ohren",..... Er fehlt mir so sehr. Seufzend schalte ich den Fernseher aus ohne meinen Mann ist es einfach nicht mehr das Selbe. Betrübt falte ich die Wolldecke zusammen und lege sie an ihren Platz. Auf dem Weg ins Schlafzimmer schalte ich alle Lichter aus und schaue noch kurz nach den Jungs. Beide liegen friedlich schlafend in ihren Betten, vom Vollmond dezent angestrahlt. Liebevoll beobachte ich meine kleinen Engel einen Moment bevor ich die Tür leise wieder schließe und mich Bett fertig mache. Leider schwirren mir so viele Gedanken durch den Kopf dass der Schlaf lange auf sich warten lässt. Erst so gegen 12 Uhr merke ich wie mein Gehirn immer langsamer arbeitet und ich langsam abdrifte.

Malec  Kurzgeschichten 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt