Sekretär Teil 10

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Wir haben ein langes, tränenreiches, anstrengendes Jahr hinter uns. Da wir nicht wussten wie wir miteinander umgehen sollten uns aber nicht verlieren wollten   haben wir uns an Maia Roberts gewandt. Sie ist  Familientherapeutin und mittlerweile eine gute Freundin von uns. Am Anfang mochte ich sie nicht weil sie Magnus vorwarf mich durch sein Verhalten psychisch misshandelt zu haben. Natürlich hatte ich darunter gelitten aber ich fand es doch sehr brutal ihm Misshandlung vorzuwerfen. Er hat deswegen viel geweint und sah gebrochen aus. Egal wie oft ich beteuert habe dass ich nicht so von ihm denke es hat nichts gebracht. Die vorgeworfene Misshandlung hat ihn schwer getroffen und es hat lange gedauert bis er mir geglaubt hat.
Es gab Tage an denen er aufgeben und versuchen wollte mich davon zu überzeugen dass ich ohne ihn besser dran bin. Doch für mich stand das nie zur Debatte, wir hatten
uns schließlich versprochen in guten wie in schlechten Tagen für einander da zu sein. Ausserdem wollte ich ja auch gar nicht ohne ihn leben.

Zwei Monate, nach Beginn der Therapie, zog ich wieder in's Schlafzimmer. Der erste Abend war merkwürdig. Wir lagen nebeneinander im Bett, jeder mit einem Buch in der Hand. Ich selbst konnte mich nicht auf den Inhalt konzentrieren und musste die Hälfte der Sätze mehrfach lesen. Meinem Mann schien es ähnlich zu gehen, es dauerte sehr lange bis er umblätterte. Irgendwann gab ich auf, klappte das Buch zu, legte es weg und schaltete meine Nachttischlampe aus. Seufzend drehte ich mich auf den Rücken und sank in die Kissen.
Magnus tat es mir gleich, packte sein Buch auf den Tisch und knipste das Licht aus. "Schlaf gut, Alexander", flüsterte er leise.
"Du auch", murmelte ich und reichte ich meine Hand. Vorsichtig verband er unsere Finger miteinander während  der Ansatz eines Lächelns auf seinem Gesicht erschien. Früher lagen wir immer eng umschlungen beieinander. Doch ich gab die Hoffnung niemals  auf dass wir wieder dahin kommen.

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Nach diesem ersten Abend wurde es langsam besser. Wir rutschten jeden Abend ein wenig näher zueinander bis wir endlich wieder so nah lagen dass nicht einmal Luft zwischen uns passte.

Obwohl Magnus befürchtet hatte dass seine Mitarbeiter ihn nun hassen und ihn in scharren verlassen werden traf das nicht ein. Ja einige waren verdammt sauer auf ihn und  ein paar gingen tatsächlich. Aber der Rest blieb. Von Raphael wusste ich dass Magnus zu Beginn viele Vorträge über Respekt und Anstand über sich ergehen lassen musste. Niemand verstand warum er das so lange durchgezogen hat. Magnus ließ jeden einzelnen Wutausbruch über sich ergehen, vermutlich dachte er er hätte das verdient.  Nach ungefähr 2 Wochen wurde es Raphael zu bunt. Er versammelte alle Mitarbeiter, außer Magnus,  in der Kantine und führte einen verbalen Rundumschlag durch. Was auch immer er gesagt hat, es wirkte. Sie ließen von ihrem Chef ab und allmählich kehrte wieder Ruhe ein. Da nun jeder wusste in welcher Verbindung ich zu Magnus stehe konnte ich regelmäßig mit ihm zu Mittag essen oder ihn in seinem Büro besuchen. Tatsächlich  arbeitete ich von Montags bis Donnerstags  mit im Hauptgebäude und teilte mir einen Raum mit Raphael. Freitags blieb ich Zuhause, kümmerte mich um den Haushalt und beantwortete nebenbei ein paar einfache Mails. Die umfassenderen Nachrichten verschob ich auf Montag.  Wenn Magnus nach Hause kam war alles fertig und wir konnten entspannt in's Wochenende starten. Oft verbrachten wir den Sonntag Zuhause,  während wir den Samstag für Ausflüge nutzten. Bei schönem Wetter gingen wir gerne in den Zoo und beobachteten stundenlang die Tiere. Magnus liebte Raubkatzen besonders. Ich selbst hatte eine Vorliebe für Hochlandrinder. Ich fand es einfach entzückend wie sie einen durch ihre fransige Haarpracht hindurch, mit ihren großen treuen Kulleraugen ansahen.  Am liebsten würde ich ein paar davon mit nach Hause nehmen. Mein Haustierwunsch war leider unrealistisch. Doch Magnus Wunsch nach einer Raubkatze hatte sich, im Miniformat, erfüllt. Vor einem halben Jahr tauchte ein kleiner Streuner bei uns auf und entschied sich zu bleiben. Mein Mann taufte ihn feierlich auf den Namen 'Vorsitzender Meow'. Dazu benutzte er keinen Sekt sondern eine Shampooflasche die er, in der Badewanne,  über ihn kippte. Meow versteckte sich danach stundenlang unter unserem Bett. Es dauerte ungefähr eine Woche bis er nicht mehr die Flucht ergriff wenn einer von uns in's Bad ging.

Gestern  Morgen überraschte Magnus mich mit einem Frühstück im Bett und ausgiebigen Geburtstagskuscheln. Nach einer ausgiebigen Dusche wurde ich von ihm in's Auto bugsiert und in den Zoo chauffiert. Am Rindergehege übberreichte er mir einen Umschlag. Gespannt öffnete ich ihn und zog ein Bild von einem neugeborenen Hochlanrind heraus. Irritiert sah ich Magnus an. Er beobachtete mich grinsend. "Darf ich vorstellen, das ist Berta. Sie wurde hier vor einer Woche geboren, da sie noch so klein ist muss sie noch drinnen bleiben. Aber da Du ihr neuer Pate bist darfst Du sie heute besuchen und kennenlernen".
"Du schenkst mir eine Kuh zum Geburtstag"?, platzte es überrascht aus mir heraus.
"Ja. Aber wir nehmen sie nicht mit nach Hause. Sie bleibt hier", fügte er vorsichtshalber hinzu.
"Das ist dass beste Geschenk aller Zeiten", rief ich und fiel ihm in die Arme.

Seufzend sah ich auf die Uhr. Heute war wieder so ein Tag an dem unsere Kunden die merkwürdigsten Anliegen hatten. Zum Glück war heute schon Donnerstag. Morgen hatten wir tatsächlich beide frei. Wir wollten bis Sonntag an die Ostsee fahren.
"Feierabend", rief Raphael. Verwirrt sah ich ihn an. Ich verlor immer noch jegliches Zeitgefühl wenn ich beschäftigt war. Allerdings ließ ich mir jetzt nicht mehr so viel Zeit. Eilig speicherte ich alles und packte alle zusammen während der PC runter fuhr. Zuletzt schnappte ich mir mein Handy das neben einem Bild von mir und Magnus lag. Das selbe Bild zierte nun auch den Schreibtisch meines Mannes. Er hatte die Bilder an dem Tag aufgestellt ich offiziell bei Raphael im Büro anfing. Nachdem ich mich von diesem verabschiedet hatte ging ich zügig in's Foyer wo ich bereits erwartet wurde. Magnus streckte mir lächelnd seine Hand entgegen und zog mit für einen Kuss zu sich.  Gemeinsam, so wie ich es mir immer erträumt hatte, verließen wir das Gebäude.

ENDE
Es tut mir leid dass ihr so lange auf dieses Kapitel warten musstet. Ich hoffe ihr hattet Freude an der Geschichte.
Ich habe schon eine neue Idee, brauch aber ein wenig Vorlauf um ein paar Kapitel vorzuschreiben

Malec  Kurzgeschichten 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt