Freunde Teil 1

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Zufrieden betrachtete ich mein Spiegelbild. Ja, so konnte ich rausgehen. Meine Klamotten saßen wie angegossen, betonten die richtigen Stellen und meine Haare lagen perfekt.  Heute war es endlich soweit. Meine beste Freundin lernte meinen neuen Freund kennen. Camille und ich kannten uns seit meinem ersten Kindergartentag. Sie war ein Jahr älter als ich.  Die älteren Kinder wurden immer gebeten die Neuankömmlinge zu unterstützen.  Ich war Camille's Schützling. Nachdem  wir einander vorgestellt wurden schnappte sie sich meine Hand und zog mich in die Puppenecke, wo ich mit ihr Familie spielen sollte. Mir wurde erklärt das ich ihr Ehemann war und die Puppen  Rosalie und Piet unsere Kinder. An dem Tag bekam ich auch gleich einen Crashkurs wie man sich als perfekter Ehemann zu verhalten hat. Seit diesem  Tag waren wir unzertrennlich. Anfangs lächelte meine Mutter darüber. Später versuchte sie mich zu ermutigen doch auch noch andere Freunde zu finden, ich müsste nicht jeden Tag mit Camille verbringen. Doch irgendwie kam es nicht dazu. Und es war ja nicht so dass ich unglücklich war. Cami kümmerte sich gut um mich.
Als sie den Kindergarten ein Jahr vor mir verließ war ich erst traurig, lernte aber schnell meine anderen Freunde kennen. Raphael und Catarina kannte ich zwar schon vorher. Aber es kam nie dazu dass wir zusammen spielten.  Doch in unserem letzten Kindergartenjahr wuchsen wir eng zusammen. Camille sah ich natürlich weiterhin, nach dem Kindergarten, zu Spielterminen. Ich hatte auch versucht meine drei Freunde einander näher zu bringen. Doch so richtig klappte das nicht. Sie waren höflich zueinander, wurden aber nie richtig warm miteinander. Meine Mutter sagte mal zu ihrer  Freundin Camille würde keine Nebenbuhler akzeptieren. Damit konnte ich damals aber nichts anfangen.  So begann ich meine Zeit zwischen meinen Freunden aufzuteilen. Damit schienen alle glücklich zu sein und ich musste niemanden aufgeben.
Als wir in die Grundschule kamen lief es so weiter. Im Unterricht war ich mit Raphael und Cat zusammen und die Pausen verbrachte ich mit Camille. Die Nachmittage teilte ich weiterhin auf.
In der weiterführenden Schule erweiterte sich unser Freundeskreis um Ragnor, der mittlerweile Cat's Verlobter  ist. Er fügte sich ohne Probleme in unsere Gruppe ein. In der Schule entdeckte ich meine liebe zur Mode. Camille und ich unternahmen regelmäßig Shoppingtouren. Wir liebten es die neuen Kollektionen zu begutachten und alles anzuprobieren was uns gefiel. Die anderen teilten meine Modesucht nicht und unternahmen  lieber andere Sachen mit mir, wie Filmabende oder Essen gehen. Ab und zu konnte ich auch Camille überreden sich uns anzuschließen. Aus irgendeinem Grund waren diese Abende nicht ganz so entspannt wie sonst.
Mittlerweile sind wir alle an der Universität.  Cat studiert Medizin, sie möchte später mal im Krankenhaus arbeiten. Ragnor und Raphael wollen später Filme drehen. Ich denke   sie werden ausschließlich Fantasyfilme drehen. Ihre gemeinsame Vorliebe sind Vampirfilme, wieso auch immer.  Durch  ihren Kurs lernten sie Simon kennen, ein ebenso großer Filmnerd wie die beiden. Die drei konnten stundenlang darüber diskutieren in welchem Film die Vampire authentisch wirken und in welchem man schon von weitem sah dass die Zähne aus Plastik bestanden.  Und wehe Cat oder ich sagten etwas gegenteiliges. Dann bekamen wir einen langen  Vortrag über jedes einzelne Detail das nicht stimmig war. Mittlerweile wussten wir es besser und hielten unsere Meinung zurück. Trotzdem bekamen wir noch genug gut gemeinte Vorträge über die richtige Beleuchtung und verschiedene Filter. Was auch immer damit gemeint war. Wir trauten uns aber nicht zu fragen.
Camille ist  sich noch nicht ganz sicher was sie später machen möchte. Wenn ich sie frage sagt sie oft zum Spaß sie wird einfach meine Ehefrau und kümmert sich um mich. Sie lebt noch bei ihren Eltern und versucht herauszufinden was sie mit ihrem Leben anfangen möchte. Ich hoffe sie findet bald etwas dass ihr Spass  macht. Ihre Familie hat zwar genug Geld so dass sie nicht arbeiten muss, aber immer nur Zuhause rum sitzen wird bestimmt langweilig.
Ich selbst bin der Mode treu geblieben. Es reicht mir nicht mehr einkaufen zu gehen. Ich möchte Kleidung entwerfen. Am liebsten hätte ich später mein eigenes Geschäft. Es muss nicht groß sein. Nur etwas wo ich von Klamotten umgeben bin und meine eigenen Stücke verkaufen kann.  Im Kopf habe ich meinen kleinen Laden bereits vollständig eingerichtet und sehe mich schon hinter der Kasse stehen und Kunden dabei helfen etwas passendes für sich zu finden. 
Durch Raphael's und Ragnor's Freundschaft zu Simon lernten wir auch seine beste Freundin Clary und deren Freund Jace kennen. Clary war eine liebenswürdige kleine, sehr überdrehte Rothaarige. Wir verstanden uns auf Anhieb. Manchmal passt es einfach. Jace, hm, na ja er war sehr von sich eingenommen  und davon überzeugt dass man ihn einfach mögen muss. Na ja, er war wirklich nicht hässlich. Aber das würde ich ihm nie sagen. Sein Ego war schon groß genug.  Jace hatte noch eine kleine Schwester, Isabelle. Izzy würde nächstes Jahr auch mit uns zur Uni gehen. Sie war sehr nett und lebenslustig. Mit ihr würden wir bestimmt eine tolle Zeit haben.  Und dann gab es da noch meinen Alexander, der von allen anderen aber nur Alec genannt werden wollte. Das Privileg seines vollen Namen gehörte nur mir. Alexander war der schüchterne Teil der Lightwood Familie. Er hatte die Uni vorzeitig beendet, da er sehr intelligent ist.  Theoretisch sind wir tatsächlich ein jahr lang zusammen zur Uni gegangen. Damals kannten wir Simons Freunde aber noch nicht, und da wir nicht dasselbe studierten und Alec zu keinen Partys ging sind  wir uns leider nie begegnet. Alec arbeitet seit seinem Abschluss,im  letzten Jahr, in der Anwaltskanzlei seiner Eltern. Diese Arbeit gefällt ihm tatsächlich und er geht in seinem Job voll auf. Ich war ihm verfallen sobald ich ihn sah. Dadurch dass Alec so schüchtern ist hatte es allerdings lange gedauert bis wir uns näher kamen.  Wir waren nun schon eine Weile zusammen, doch irgendwie hatte ich es nie geschafft ihm Camille vorzustellen. Camille sagte Anfangs es würde sich erst lohnen ihn kennen zu lernen wenn feststeht dass er länger bleibt. Eigentlich hätte sie merken müssen dass ich vorhabe ihn zu behalten sonst würde ich mir gar nicht die Mühe machen sie einander vorzustellen. Später fand sich kein gemeinsamer Termin da einer der beiden keine Zeit hatte. Doch heute war es endlich so weit.

Ich wünsche euch allen einen schönen Ostersonntag

Malec  Kurzgeschichten 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt