Das Wohl der Kinder steht an erster Stelle Teil 11 (47)

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Max' Sicht:

Ernie und Bert geben sich wirklich große Mühe um uns abzulenken, in dem sie uns ihre witzigsten Einsätze schildern und uns nach unseren Hobbys fragen, doch so richtig klappt es nicht. Ich versuche wirklich alles mitzubekommen was Ernie gerade erzählt. Trotzdem höre ich nur die Hälfte. Ich starre weiterhin auf die weiße Tür vor mir, die einfach nicht aufgehen will. Ich wage es nicht sie aus den Augen zu lassen um zu den anderen zu gucken. Doch ich bin mir auch so sehr sicher dass sie sie ebenfalls hypnotisieren.

Von Dad haben wir noch nichts gehört oder gesehen. Aber er ist ganz bestimmt unterwegs. Er würde Papa hier nie länger als nötig alleine lassen. Ebenso wenig wie Papa uns beim Arzt alleine lassen würde. Er ist immer dabei und hält unsere Hand wenn wir untersucht werden. Wenn wir zum impfen müssen nimmt er uns sogar auf den Schoß und lenkt uns mit Geschichten über seine Kindheit ab.

Unser Papa hat seine ersten Lebensjahre in Indonesien verbracht. Dort gab es zwar auch Ärzte doch die waren wohl sehr teuer. Deswegen hat seine Mutter, unsere Oma Kloe, leichte Erkrankungen wie Erkältungen selbst behandelt. Ihre Mutter, unsere Uroma Zuhai, hat ihr das alles beigebracht. Oma Zuhai war früher als Kräuterhexe bekannt, weswegen ich sie mir immer mit Buckel und einer hässlichen Warze vorgestellt habe, so wie die böse Hexe in unserem Märchenbuch. Doch das stimmt gar nicht. Papa hat uns ein altes Fotoalbum gezeigt in dem ganz viele Bilder von seiner Familie sind. Ich habe jede einzelne Person gründlich auf Buckel und Warzen untersucht, aber keine gefunden. Eigentlich sieht Uroma Zahai aus wie eine normale alte Frau mit vielen Falten im Gesicht, vielleicht ein wenig streng. Ob unsere Eltern später auch so runzelig aussehen? Dad ist das vielleicht egal. Aber Papa ist schon ein wenig eitel was sein Aussehen betrifft. ......Bevor ich mich in meinem Gedankenkarussell verirren kann geht endlich die Tür auf. Sofort springen Rafael und ich auf. Ernie und Bert stellen sich schützend hinter uns. Papa hat jetzt ein blaues Nachthemd an und sitzt in einem Bett das von einem Krankenpfleger geschoben wird. Er ist ganz blass im Gesicht und sieht nicht sehr glücklich aus. Trotzdem lächelt er kurz als er uns sieht.

„Gehört ihr zwei zu Herrn Lightwood-Bane", will er wissen und schaut uns fragend an.

„Ja, natürlich. Das ist unser Vater", klärt mein großer Bruder ihn auf.

„Na dann kommt mal mit. Ich bringe euren Vater jetzt erst mal in sein Zimmer. Sobald der Dr. sich alle Röntgenbilder angesehen hat kommt er zu euch um die weitere Behandlung zu besprechen. Ich bin übrigens Rod", stellt er sich uns vor.

Zusammen mit Ernie und Bert folgen wir Rod in den Aufzug, der uns in die dritte Etage bringt.

Im Zimmer verabschiedet er sich von uns mit dem Versprechen gleich etwas zu trinken für uns alle vorbei zu bringen. Rafael und ich klettern vorsichtig zu Papa ins Bett und versuchen nicht an sein Bein zu kommen. Unsere freundlichen Begleiter haben die Sachen aus der Reisetasche im Schrank verstaut und sich dann von uns verabschiedet, nachdem sie gefragt haben ob sie noch etwas für uns tun können.

Nun sitzen wir drei auf dem Bett und warten auf die Dinge die noch so kommen. Rod war zwischendurch da und hat uns wie versprochen mit Getränken und ein paar staubtrockenen Keksen versorgt. Um Papa von seinen Schmerzen abzulenken versuchen wir die Geschichten von Ernie und Bert zusammen zu kriegen und erzählen ihm alles was uns noch einfällt. Gespannt blicken wir zur Tür als die Klinke sich bewegt. „Dad / Alec", rufen wir drei zeitgleich, voller Erleichterung aus.

„Magnus, was ist denn passiert", stößt Dad aufgewühlt aus während er auf uns zu eilt.

„Ich bin ausgerutscht und hatte blöderweise noch den Kochtopf mit kochendem Wasser in der Hand..."

„Was sagt der Arzt? Tut Dir was weh? Soll ich Dir etwas holen? Brauchst Du was?", unterbricht Dad ihn aufgeregt.

„Ich brauche nichts und im Moment sind die Schmerzen erträglich. Sie haben mir vorhin etwas dagegen gespritzt. Der Arzt war noch....."Weiter kommt er nicht. Denn in dem Moment betritt der Stationsarzt zusammen mit einer Krankenschwester das Zimmer. Lächelnd tritt er ans Bett, schlägt die Akte in seiner Hand auf und zieht Bilder heraus . Eins davon legt er auf die Decke, so dass wir es alle gut sehen können. „Guten Tag zusammen. Ich bin Dr. Brinkmann, der behandelnde Arzt. Sie haben Glück gehabt Herr Lightwood-Bane. Ihr Bein ist wenigstens nicht gebrochen. Die Verbrühungen sehen nicht so schön aus, die werden Sie noch eine ganze Weile quälen. Sie bleiben erst einmal ein paar Tage bei uns in denen wir die betroffenen Hautpartien mehrmals täglich einschmieren und abdecken", klärt er uns auf und legt dass nächste Bild dazu. „Ihr Arm hat einen leichten Haarriss, wie Sie hier erkennen können", erklärt er und zeigt auf eine dünne Linie die auf der Röntgenaufnahme zu sehen ist. „Den Am stellen wir mit einer Schiene ruhig. Das wird reichen. Zum duschen oder waschen dürfen Sie sie abnehmen. Aber bitte den Arm trotzdem so wenig wie möglich bewegen. Schwester Belcourt legt Ihnen gleich eine Schiene an und kümmert sich auch um ihre Beine. Haben Sie im Moment noch Fragen"?

„Nein", Papa schüttelt traurig seinem Kopf. „Vielen dank für Ihre Mühe".

Dr. Brinkmann nickt uns zu und lässt uns alleine.

„Na dann wollen wir uns mal um ihre Beine kümmern damit die bald wieder so gut aussehen wie der Rest Ihres Körpers", ordnet die Schwester an und zieht Papa die Decke weg. Neben mir kann ich Dad mit den Zähnen knirschen hören. Das macht er eigentlich nur wenn er verärgert ist. Aber hier sind doch alle ganz nett zu uns?

„Da muss eure Mutter nun erst einmal ein paar Tage ohne ihren Mann auskommen. Aber keine Angst die Zeit geht schnell um", schiebt sie beruhigend hinter her.

„Wir haben gar keine Mutter", kläre ich sie auf.

„Oh, wirklich? Das tut mir aber leid", sagt sie lächelnd während sie Papas Bein mit einer stinkenden Salbe dick einschmiert. „Aber euer Onkel kümmert sich bestimmt so lange um euch".

Ich verstehe gar nicht warum ihr das leid tut. Was soll ich mit einer Mutter? Ich habe doch schon zwei Väter. Und warum soll sich denn unser Onkel um uns kümmern? Dad ist doch auch noch da und sieht immer grummeliger aus. Gerade als er den Mund öffnet um etwas zu sagen ergreift Papa seine Hand und wendet sich bestimmt an die nette Krankenschwester. „Ich denke mein Ehemann wird ein paar Tage ohne mich überleben und unsere Söhne bestimmt gut versorgen. 

Malec  Kurzgeschichten 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt