KAPITEL 22

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Ihr merkt, ich kann mich irgendwie noch nicht von Südafrika lösen... Ebenso wie die beiden hier nicht... 😔😔

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Michael Patrick

Stumm sah Michael Patrick zu, wie das Wasser in einem kleinen, feinen Strahl aus dem Wasserhahn lief und im Ausfluss des Waschbeckens verschwand. Er hatte keine Ahnung, wie lange er schon hier stand, im Badezimmer von Marks Suite, den Wasserhahn nur ein wenig aufgedreht. Das kühle Nass auf seiner Haut in der Dusche, die er dringend gebraucht hatte, hatte die träge Müdigkeit vertrieben, leider aber nicht die Gedanken an die vergangene Nacht. Sie waren noch so präsent, spürte er beinahe noch Marks Küsse, vor allem aber die Berührungen, auch noch nach der Dusche. Paddy seufzte leise, drehte den Wasserhahn ab und schloss die Augen.
Umhüllt von Marks Geruch, in seine Armbeuge geschmiegt und geweckt von leisem Schnarchen, war es Paddy, nachdem er erwacht war, irgendwann doch unter der warmen Decke zu nah geworden, brauchte er etwas Abstand. Um seine Gedanken zu sortieren, die wirr durcheinander wirbelten.

Kurz hatte er auf der Bettkante gesessen, nachdem er sich vorsichtig und leise aufgesetzt und den schlafenden Mark beobachtet hatte. Die bärtige Oberlippe, die er mit so unzähligen Küssen bedeckt hatte, die mit feinen Härchen bedeckte Brust, die sich unter der verrutschten Decke regelmäßig hob und senkte, die Hände, die…
Paddy rieb sich mit beiden Händen übers Gesicht, musste aufstehen, brauchte mehr Ruhe. Er musste… nachdenken.
Als er ihre Klamotten verstreut auf dem Boden liegen sah, überlegte er tatsächlich kurz, zu gehen – zu stark war der Drang danach, alleine zu sein. Diese Sache, die da geschehen war, musste er mit sich ausmachen. Aber das hatte Mark nicht verdient.
Paddy sammelte seine Sachen trotzdem ein und verschwand nach kurzem Zögern im Bad.

Die Hände, die er auf das Waschbecken gestützt hatte, knickten ein wenig ein und er spürte seinen Puls sich beschleunigen. Es war nicht, dass er es bereute. Dafür war es zu schön, zu gut gewesen. Zu befreiend, endlich zu sein, zu spüren, zu geben und zu bekommen, was er jahrelang von sich geschoben hatte. Und dennoch hatte ihn vor allem die Intensität seiner Gefühle für Mark, die ihn in dieser Nacht überrollt hatten, völlig überwältigt. Das, was Mark und er sich gegeben hatten, diese Vertrautheit, in die er sich hatte fallen lassen, hatte ihn tief berührt und sie gab keinen Raum, etwas von dem, das zwischen ihnen geschehen war, zu bereuen. Aber vor allem wollte Paddy das auch nicht. Nicht mehr.

Völlig gleich, was diese Nacht für Mark bedeutete, für ihr mögliches weiteres Zusammensein, das Paddy sich kaum ausmalen konnte, weil er es so lange nicht mehr hatte erleben dürfen, und weil ihre beiden Leben nicht gerade die leichtesten waren, er wollte diese Nacht auf keinen Fall bereuen. Und so sehr er auch instinktiv danach suchte, es gab keine Zweifel daran, wie sehr er es genossen, wie viel er Mark gegeben und wie viel mehr zurückbekommen hatte.
Marks Gefühle und wie er auf ihn Rücksicht genommen hatte, hatten Paddy mit Dankbarkeit und noch tieferer Zuneigung erfüllt. War er sich vorher noch nicht sicher gewesen, so war er es jetzt: er wollte nicht, dass diese Nacht einmalig blieb, und auch wenn er keine Ahnung hatte, wie das funktionieren sollte, er wollte, dass sie sich weiter trafen. Weiter kennenlernten. Weiter… irgendwie zusammen blieben.
Falls das ein Zusammensein war.

Das Klappern der Badezimmertür hörte Paddy wie aus einem Nebel heraus und schrak er zusammen, als er Mark hinter sich durch den Spiegel erblickte.
»Scheiße, Paddy!«, fuhr Mark überrumpelt zurück und prallte mit dem Rücken gegen die Tür. »Was… was machst’n hier
Paddy deutete auf die Dusche. »Sorry, you werde sleeping, and I needed… sorry.«
Sie starrten sich einen kurzen Moment an, dann räusperte sich Mark. »Mann, ich dachte, du wärst…«, begann er, stockte dann und brach ab.
»Weg?«, fragte Paddy leise und drehte sich um. »Wollte ich… zuerst. Aber…« Er schaute in Marks dunkle Augen, dachte kurz daran, wie sie sich berührt hatten, überall, wie unfassbar gut sich das angefühlt hatte und schluckte.
»Aber?«, fragte Mark leise.
Paddy schaffte es nicht, Mark weiter anzusehen, hob eine Hand in seinen Nacken, rieb dort und seufzte. »You don't deserve that.«

Bauch und KopfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt