KAPITEL 23

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Michael Patrick

Paddy konnte einfach nicht fassen, dass tatsächlich Mark neben ihm im Flieger saß, und sein Herz schlug eine freudige Nuance schneller. »Das glaub ich doch jetzt nicht«, entfuhr es ihm. »Solltest du nicht im Hotel…« Irritiert schüttelte er den Kopf.
»Was soll ich denn alleine da«, meinte Mark achselzuckend. »Trotz Pool und so… allein ist doch scheiße. Hab schnell geschaut, ob in deinem Flieger noch was frei ist und echt verdammtes Glück gehabt. Sogar noch n Plätzchen neben dir ist frei.«
»Und in der Schnelle hast du alles gepackt?«, fragte Paddy ungläubig und doch froh, dass er noch ein paar Stunden mit Mark hatte. Zwar in einem Flugzeug, aber immerhin.
»Vermutlich nicht, aber ich hab einen Nachsendeauftrag an der Rezeption aufgegeben«, meinte Mark vergnügt. »Und ich hatte eh nicht alles ausgepackt.«
»Und das alles, Flug buchen, packen, Nachsendeauftrag, herkommen, einchecken hast du alles innerhalb von… wieviel Zeit erledigt?« Paddy wusste nicht, ob er nun lachen oder Mark den Kopf waschen sollte, denn um Himmels Willen, er konnte doch nicht einfach so abreisen.
»Einer Stunde«, grinste Mark ihn von der Seite her an. »Keine Sorge, verabschiedet hab ich mich auch noch.«

Paddy schüttelte erneut den Kopf. »Dir ist aber schon klar, dass ich nach München fliege, oder?«
»Jaah, ich hab auch unterwegs im Jeep einen Anschlussflug nach Berlin gebucht. War n bisschen spontan, aber jetzt freu dich doch mal.« Mark legte eine Hand auf Paddys, was Paddy innerlich erstarren ließ, aber das Flugzeug startete, und alle Augen waren auf die Monitore und die gertenschlanke Stewardess gerichtet, die die Sicherheitsvorschriften erläuterte.
»Tu ich ja«, meinte Paddy und erwiderte Marks Lächeln dann doch. »War nur n bisschen… überrumpelt.«
Mark zwinkerte ihm zu. »Spontan ist nicht so deins, gell.«
»Schon, aber… das wär n bisschen zu spontan«, gab Paddy nun ebenfalls mehr grinsend zu und fragte sich insgeheim, worauf er sich da nur einließ. Vielleicht würde er Lenas Angebot, mit ihr reden zu können, doch schneller in Anspruch nehmen müssen als gedacht.

Als das Flugzeug in der Luft war, schaltete Mark sein Handy wieder ein und zeigte Paddy ein paar Songs seines im nächsten Jahr erscheinenden Albums. Besonders der Song Was du nicht tust beeindruckte Paddy, weil es wieder so ein persönliches Ding war wie Flüsterton, und weil jede Zeile Mark genauso beschrieb wie er eben war, wie Paddy ihn kennengelernt hatte. Er verheimlicht nichts, nicht in seinem Wesen und nicht in seiner Musik, und insgeheim bewunderte Paddy das.
»Schickst du mir den?«, fragte er. Wenn er Mark schon nicht so oft sehen konnte, wollte er wenigstens seine Musik dabei haben.
Mark warf ihm einen überraschten Blick zu. »Klar. Wird aber noch alles final gemixt. Und irgendwie brauch ich noch ein, zwei Songs… mindestens einen, den man auskoppeln könnte. Irgendwas richtig fettes.«
»Kriegst du hin«, meinte Paddy aufmunternd. »Übrigens hab ich Pino geschrieben. Wegen, ähm, London. Vielleicht schaffe ich es vorher noch für ein oder zwei Tage zu dir zu kommen. Und… naja, dass ich mich mit ihm treffen muss. Wegen… uns.« Er hatte die Stimme gesenkt, auch wenn um sie herum kein deutsch gesprochen wurde. Vermutlich Touristen, die nach München unterwegs waren.
Mark grinste ihn an. »Aber bevor du bei mir einziehst, sagst du mir schon Bescheid, oder?«

»Wieso denn… einziehen?«, schaute Paddy Mark innerlich erstarrend an. »Natürlich, ich mein… Ach, Forster!« Selbstverständlich begriff er den Scherz erst im zweiten Gedanken, schlug Mark, der in leises Kichern ausbrach, sanft auf den Arm.
»Ist schon gut, Paddy«, meinte Mark, jetzt endlich etwas ernster, und berührte Paddys Handrücken sanft. »Du musst jetzt nicht dein Leben umkrempeln. Wenn’s klappt, ist’s super, wenn nicht, komm ich eben irgendwann nach London. Außerdem biste ja auch nicht ewig da.«
Paddy holte zweifelnd Luft. »Aber sollten wir nicht… I mean, shouldn’t we find a way to keep this going…« Die Wahrheit war, dass er etwas brauchte, an dem er sich festhalten konnte. Etwas konkretes, wann sie sich sehen würden. Auch für Mark musste das doch wichtig sein. Oder… wollte Mark das alles doch gar nicht so sehr? Aber was sie sich in der letzten Nacht gegeben hatten, bedeutete doch mehr. Oder? »To see us?«

Bauch und KopfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt