KAPITEL 3

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Und schon geht es weiter... Mit dem Morgen danach. Mark hat ein paar Entschuldigungsrunden vor sich... 🤫🤭🤭

**

Mark

Das erste, was Mark spürte, als er aufwachte, war das Dröhnen seines Schädels, als bearbeitete jemand selbigen mit einem Presslufthammer. Leise aufstöhnend versuchte Mark sich aufzusetzen. Erstaunt sah er sich um, runzelte die Stirn. Wie zum Teufel war er denn in sein Bett gekommen? Er konnte sich nicht daran erinnern, die Party am Lagerfeuer verlassen zu haben, geschweige denn wie zum Henker er in seine Suite gekommen war. Er lehnte sich zurück gegen die Bettwand, schloss die Augen und versuchte, die Erinnerungen vom vergangenen Abend zusammen zu setzen. Aber es waren nur Gedankenfetzen: er selbst, mit einem Glas in der Hand, lachend und schwätzend neben Sascha, nachdem die Aufzeichnung beendet war. Lena, die ihm immer wieder warnende Blicke zuwarf. Alec, der sich mit noch einer Flasche Ramazotti zu ihnen gesellt hatte. Und…
Ruckartig setzte Mark sich auf, nur um aufzustöhnen, weil stechender Schmerz durch seinen Kopf schoss. Dann holte er einmal tief Luft.

Paddy Kelly mit Flüsterton.

Diese Hingabe, mit der der Ire seinen Song performt hatte, als wäre es sein eigener, dabei war ihm vor dem Auftritt der Arsch auf Grundeis gegangen. Die Version, die noch so viel feinfühliger gewesen war als das Original. Und dann noch dazu diese sanfte Stimme mit dem leicht akzentuierten Deutsch, die ihm in Verbindung mit dem Song den Rest gegeben hatte. Mark hatte keine Ahnung, welchen Nerv Paddys Auftritt getroffen hatte, jedenfalls hatte er einen tief in seinem Herzen getroffen, und es hatte Mark alle Kraft gekostet, sich nicht vor allen Kameras von den Erinnerungen und dem Schmerz übermannen zu lassen.
Das hatte der Alk dafür später übernommen.

»Oh, verdammte Scheiße!«
Er hatte sich noch vor seinem Abend geschworen, genau das nicht zuzulassen. Er wollte Christian nicht derartig viel Macht über sich geben, hatte versucht, sich vor den Erinnerungen zu wappnen, aber der Schmerz war so plötzlich gekommen, dass ihn seine Wucht doch überrascht hatte. Wie sie Flüsterton zusammen gemixt hatten, Mark dabei irgendwann bemerkt hatte, wieviel Christian ihm bedeutete. Das alles war vor anderthalb Jahren gewesen, Christian hatte in seinem Team für das Album Tape mitgearbeitet, und er war der Erste gewesen, mit dem Mark sich früh etwas wirklich Ernstes hatte vorstellen können. Weil Christian eigentlich wusste, wie das Geschäft lief, weil von vorneherein klar war, dass Mark sich (noch) nicht öffentlich outen wollte. Nicht so früh in seiner Karriere. Aber tief in sich hatte Mark doch von Anfang an gewusst, dass Christian ihm genau das irgendwann vorwerfen würde. Er war naiv gewesen, zu glauben, dass es doch funktionieren könnte.
Also hatte er versucht, den Schmerz zu betäuben… was noch gründlicher in die Hose gegangen war. Denn allmählich offenbarten sich auch die restlichen Erinnerungen an sein Benehmen vor Paddy, und Mark vergrub stöhnend das Gesicht in den Händen.
Warum, zum Teufel, ließ er bei dem Iren eigentlich kein Fettnäpfchen aus?
Gott sei Dank war sein Handywecker noch vom Vortag gestellt und er so pünktlich aufgewacht. Er brauchte eine Dusche. Dringend.

Das kalte Wasser weckte ein paar Lebensgeister wieder und half, den gestrigen Abend nun beinahe vollständig klar zu sehen. Es wunderte Mark, dass noch niemand vom Produktionsteam erschienen war, um ihm die Leviten zu lesen… denn natürlich ging es absolut nicht, dass er sich im Rahmen einer TV-Produktion derart die Kante gab. Er würde sich, sollte das VOX-Team seinen kleinen Absturz mitbekommen haben, gebührend entschuldigen. Doch soweit er sich erinnern konnte, war es niemandem aufgefallen, die meisten hatten sich recht schnell verabschiedet.
Zu seinem Glück.

Ein paar Entschuldigungen standen ihm noch bevor, und die wollte Mark erledigen, bevor sie zum Frühstück gingen. Er hasste es, solche Dinge vor sich her zu schieben. Auch, wenn es allmählich zur Gewohnheit wurde, dass er sich vor Paddy zum Affen machte.
Bevor Mark seine Suite verließ, warf er einen prüfenden Blick in den Spiegel neben der Tür. Er hatte sich für ein graues, enges Hemd entschiedenen, eine dünne Jacke darüber. Vielleicht hätte er sich ein bisschen sauberer rasieren können, aber schließlich waren sie hier nicht bei Germany’s next Topmodel. Er wollte sich nur entschuldigen. Und er konnte nur hoffen, dass Paddy ihm nach all den Peinlichkeiten die neusten nicht übel nahm.
Denn inzwischen erinnerte er sich auch an das meiste, was er zu Paddy gesagt hatte, und er hatte noch keine wirkliche Ahnung, wie er das erklären sollte. Vielleicht würde er es mit einem Teil der Wahrheit versuchen.

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