Ein grelles Licht weckte Aiden. Selbst durch seine geschlossenen Augen fühlte es sich an, als würde er direkt in die Sonne schauen. „Fuck, was ist das?", stöhnte er und vergrub seinen Kopf unter dem Kopfkissen.
Nach einigen Minuten schob Aiden das Kissen vorsichtig zur Seite und blinzelte ein paar Mal. Das Licht war nun nicht mehr ganz so hell und doch war Aidens gesamtes Zimmer erleuchtet. Er schaute sich im Raum um. Eine kalte Angst suchte sich ihren Weg durch seinen Körper und kroch gespenstisch langsam sein Rückgrat hinauf. Irgendwas stimmte hier nicht. Sein Blick blieb an der Taschenuhr hängen. Nachdem er von dem Essen mit Jack zurückgekommen war, hatte er sie auf seinen Nachttisch gelegt.
Das Licht schien von ihr auszugehen. Langsam streckte Aiden die Hand nach der Uhr aus. Das Licht wirkte anziehend und bedrohlich zugleich. Langsam schlossen sich seine Finger um das kalte Metall.
Auf einmal schnappte Aiden nach Luft und musste um jeden einzelnen Atemzug ringen. Es fühlte sich an, als hätte sich jemand auf seinen Brustkorb gesetzt. Aiden wollte schreien, doch es gelang ihm nicht. Seine Kehle war wie zugeschnürt. Nicht ein einziger Laut kam über seine Lippen.
„Hallo Aiden.", hörte er eine Stimme sagen, „Schön dich kennenzulernen." Der Druck auf Aidens Brust ließ nach und er atmete einmal tief durch. „Wer bist du?", keuchte Aiden. Die Stimme schien sich in seinen Gedanken zu formen, als wäre er es selbst, der diese dachte, doch das war er nicht.
„Ich bin dein Großvater, Aiden. Alexander Savigen."
„Das ist unmöglich!", sagte Aiden. Sein Herz raste, „Mein Großvater ist tot!"
„Nichts ist unmöglich Aiden. Alles ist möglich durch Magie."
Aiden faste sich an den Kopf. „Du bist in mir drin, oder?", fragte er.
„Ja, das bin ich."
„Ich dachte Geister können keinen Besitz von normalen Leuten ergreifen, sondern nur bei der Familie Clairvoyance.", keuchte Aiden und krallte seine Finger in das Bettlacken. Sein Kopf schmerzte.
„Du weißt ja schon einiges.", lachte die Stimme, „Sehr gut. Und du hast Recht. Geister können keinen Besitz von Leuten ohne den Gendefekt der Clairvoyance ergreifen. Aber wie ich schon sagte, alles ist möglich durch Magie."
„Wie meinst du das?", stöhnte Aiden. Sein Kopf brannte wie vor einer Mathearbeit.
„Ich werde es dir erklären Aiden. Du wirst dich sowieso nicht daran erinnern bis ich es dir erlaube." Aiden biss die Zähne zusammen und schloss vor Schmerz die Augen.
„Ein Zauberer hat einen Teil meiner Seele in die Taschenuhr übertragen. Du trägst sie nun und ich werde dafür sorgen, dass du sie nie ablegen wirst. Meine Seele ist nun mit deiner Seele verbunden. Man nennt das auch Seelenspaltung. Du wirst dich an nichts erinnern was ich in deinem Körper tun werde. Wenn man darüber nachdenkt ist eine Seelenspaltung sogar effektiver als eine Besitzergreifung, nur leider geht es nur bei Familienmitgliedern und ich befinde mich nicht wirklich in deiner Welt. Ich bin noch in der Geisterwelt gefangen und doch kann ich auf die Ereignisse in dieser Welt Einfluss nehmen. Wie gesagt, Magie ist etwas sehr Nützliches, doch sie ist auch sehr kompliziert."
Aiden hatte ihm gar nicht mehr richtig zugehört. Sein Kopf dröhnte. Dann griff er sich wieder an die Brust. Wieder fühlte es sich an, als würde jemand auf seinem Brustkorb sitzen und ihm die Luft abschneiden. Er rang nach Luft und versuchte krampfhaft bei Bewusstsein zu bleiben. Dann sank sein Kopf auf das Kissen. Seine Augen schlossen sich, nur um sich dann nach einem kurzen Flackern der Augenlider ruckartig wieder zu öffnen. Sie waren pechschwarz.
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Clairvoyance- Zwillinge Der Hellsicht| #Wattys2020
ParanormalGewinner eines Watty Award 2020 im Genre "Paranormales" *abgeschlossen* Der Gendefekt der Familie Clairvoyance: Ein Segen oder eine Last für die Zwillinge Jack und June? Ihre Mutter hat sie vor der Dunkelheit gewarnt und auch vor Jenen, die sie beh...