Kapitel 37

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June schlug die Augen auf und blinzelte ein paar Mal verschlafen. Sofort breitete sich ein mulmiges Gefühl in ihrer Magengegend aus. Heute war Vollmond. Schlagartig war June hellwach und sprang aus dem Bett. Sie war noch hier, aber war es ihr Bruder auch?

So schnell sie konnte rannte sie über den Flur und riss die Tür zu Jacks Zimmer auf. Ein Stein fiel ihr vom Herzen, als sie eine Gestalt in Jacks Bett liegen sah. „Gott sei Dank.", atmete sie auf und fuhr sich durch die verstrubbelten Haare. Jack drehte sich genervt auf die andere Seite und vergrub seinen Kopf unter dem Kopfkissen. „Mensch June es ist Samstag. Warum weckst du mich so früh?", fragte er noch verschlafen.

June warf einen Blick auf Jacks Wecker. „Erstens Jack ist es bereits 9:00 Uhr."

„Sag ich ja, viel zu früh.", unterbrach sie Jack und zog die Decke etwas höher.

June stieß empört die Luft aus. „Und zweitens wollte ich sichergehen, dass du noch da bist und noch nicht entführt wurdest. Entschuldige, dass ich deinen Schlaf gestört habe, nur weil ich mich um dich sorge."

Ehe sie auch nur noch etwas Anderes sagen konnte, war Jack aus dem Bett gesprungen, auf sie zu gerannt und hatte sie in die Arme geschlossen. Fest drückte er sie an sich.

„Jack, ich kriege keine Luft mehr.", presste June heraus. Entschuldigend lockerte Jack seinen Griff.

„Es tut mir leid June. Es tut mir alles so leid.", stammelte er. June war sich nicht ganz sicher, was er meinte. „Es muss dir nicht leidtun. Ich glaube meine Rippen sind noch ganz.", witzelte sie.

Jack löste sich nun komplett von June und schaute sie ernst an. „Das meine ich nicht. Mir tut es leid, dass ich nicht sofort daran gedacht habe. Es tut mir leid, dass wir beide uns überhaupt darum sorgen müssen, dass einer von uns verschwindet.", seine Stimme zitterte und June sah Tränen in seinen Augen aufsteigen. Krampfhaft versuchte sie ihre eigenen zu unterdrücken. Schwach lächelte sie ihn an. „Es wird alles gut Jack."

Jack schluckte. „Hoffentlich.", murmelte er.

Plötzlich wurde die Tür aufgerissen. Jack und June fuhren herum und starrten verdutzt in Coles aufgewühltes Gesicht, dass sich bei ihrem Anblick entspannte. „Zum Glück!", rief er und kam auf die beiden zu, „Ihr seid noch da."

Bevor einer von den Zwillingen etwas sagen konnte, hörten sie die Klingel von unten. „Wer kann das denn jetzt sein?", fragte June. Jack und Cole zuckten gleichzeitig mit den Schultern.

Cole wandte sich zur Tür. „Ich gehe mal aufmachen.", meinte er etwas genervt und war kurz darauf verschwunden. „Jetzt bin ich aber auch neugierig.", sagte June und folgte Cole die Treppe hinunter. Bereits von der obersten Treppenstufe hörte sie Cole lautstark mit jemandem diskutieren. Als sie weiter die Treppe hinunterging konnte sie eine ältere Frau erkennen.

„Hören sie. Sie sollen mir erst sagen, was sie von meinen Geschwistern wollen.", wiederholte Cole gerade und verschränkte stur die Arme.

„Es ist wichtig!"

„Sie können es auch mir sagen."

Da entdeckte die Frau June auf der Treppe und winkte hektisch. „Du musst June sein. Bitte, ich muss mit dir reden." Misstrauisch ging June die letzten Stufen hinunter und stand nun neben Cole. „Wer sind Sie?", fragte June.

„Ayula? Was machen Sie denn hier?", hörte June Jacks Stimme. Jack kam die Treppe herunter. „Du kennst die Frau?", fragte Cole immer noch misstrauisch.

Jack nickte. „Ja, das ist die Besitzerin des Buchladens wo Robin und ich waren, um etwas über Geister herauszufinden."

„Kann ich jetzt endlich reinkommen?", drängte Ayula, „Es ist wirklich wichtig. Es geht um euren Freund Aiden." Aus Junes Gesicht wich augenblicklich jegliche Farbe. „Kommen sie rein.", sagte sie schließlich leise und ließ die Frau eintreten.

Clairvoyance- Zwillinge Der Hellsicht| #Wattys2020Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt