Kapitel 47

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Sobald sich Deans Fesseln gelöst hatten, war er zu Cole gestürmt, der sich an den Hals fasste und das verkrustete Blut betrachtete. „Bist du in Ordnung?", fragte er und zog Cole auf die Beine. Vorsichtig hielt er ihn fest, bis er wieder sicher stand. Schließlich nickte Cole. „Ja, mir geht es gut. Wenn man mal davon absieht, dass Alexander gleich das Tor zur Geisterwelt in dem Körper meiner Schwester öffnet.", fauchte er und deutete auf die Stelle, wo sich das Pentagramm befunden hatte. Inzwischen hatte sich um diese Stelle ein dichter Nebel gebildet. Dean raufte sich die Haare. „Was machen wir jetzt?" In diesem Moment hörten sie einen tiefen Aufschrei. Jack hatte sich von Hinten auf Nikolas gestürzt, die Arme um ihn geschlungen und drückte ihm die Luft ab. Ruckartig riss er Nikolas' Kopf nach hinten, was ihm einen weiteren Schrei entlockte. Seine Hand mit dem Dolch öffnete sich und der Dolch schlug klackernd auf dem Steinboden auf. Nikolas riss sich von Jack los, verpasste Robin, die sich ebenfalls wieder auf ihn stürzte, eine schallende Ohrfeige, die sie zu Boden gehen ließ, und wollte sich nach dem Dolch bücken, als ein weiterer silberner Strahl aus Ayulas Hand den Dolch auf die andere Seite des Saales schliddern ließ.
Cole fasste einen Entschluss. „Dean, du musst den Dolch holen und mir Rückendeckung geben." Dean schaute ihn verwirrt an. „Was hast du vor?", fragte er hektisch.

Cole ließ seine Hand in seiner Kuttentasche verschwinden und zog die kleine Dose mit dem Salz heraus. Entschlossen schaute er Dean in die Augen. „Ich habe eine Idee. Bitte vertrau mir."

Dean schien kurz zu zögern, nickte dann jedoch. „Okay. Aber bitte sei vorsichtig.", bat er. Cole lächelte. „Natürlich. Und nun los!"

Dean rannte zu dem Dolch und Cole rannte zu Ayula, die sich gerade den letzten der Necromancer vornahm und auch ihn quer durch die Luft schleudern ließ. Keuchend blieb Cole vor ihr stehen. „Ayula, können Sie Alexander für einen kurzen Moment ablenken?"

„Ich kann ihn auch aus dem Körper von June kicken.", knurrte Ayula und ließ ihre Hand silbern aufleuchten, „Dieser Mann macht mich ganz rasend."

Sie wollte auf die große Nebelwolke zustürmen, doch Cole hielt sie fest. „Das wird nicht nötig sein. Bitte, lenken Sie ihn einfach ab." Ayula starrte Cole nur an. „Er wird das Tor öffnen, wenn wir ihn jetzt nicht aufhalten." Sie deutete auf den wirbelnden Tornado, der immer dichter wurde. Cole hob die Schachtel hoch. „Er muss durch den Geisterstein, richtig? Und Salz sperrt Geister ein, richtig?" Ayula zog eine Augenbraue hoch. „Das kann funktionieren.", sagte sie und stieß Cole nach vorn, „Dann mal los!"

Dean griff nach dem Dolch und hob ihn auf. Fest umschlossen seine Finger den Griff. Schwer atmend schaute er zu der dichten Wolke und suchte nach Cole. Hinter sich hörte er jemanden seinen Namen rufen. „Dean! Dean pass auf!"

Wie in Zeitlupe fuhr Dean herum und sah einen der Necromancer genau vor sich. Blut lief ihm aus einer Platzwunde am Kopf. In der rechten Hand hielt er ein Messer und holte aus. Dean stand wie versteinert da, als der Dolch auf ihn zu sauste. Verängstigt schloss er die Augen und machte sich auf einen höllischen Schmerz gefasst. Doch statt sich selbst hörte er jemand anderen aufschreien. Ruckartig riss er die Augen auf und erblickte Robin, die vor ihm stand und nun in sich zusammensank. Ihre Brust hob und senkte sich stoßartig. Dean schaute entsetzt zu wie der Necromancer den Dolch aus Robins Schulter zog. Robin schrie erneut auf. Aus der tiefen Stichwunde triefte dunkelrotes Blut. Der Necromancer stand lachend über ihr und senkte das Messer zu einem weiteren Stoß. Deans Herz raste. Im nächsten Moment sank der Necromancer vor ihm zusammen. Dean war kreidebleich. Er hatte dem Sektenmitglied den Geisterzerstörer direkt in die Brust gerammt. Erschrocken zog er den Dolch wieder heraus und starrte auf die blutverschmierte Klinge. Die Stichwunde war nicht tief, doch tief genug, dass sich der Mann an die Brust fasste und vor Dean auf den Boden sank. Entsetzt stand Dean da und war wie gelähmt. Endlich realisierte er was da geschehen war. Er ignorierte den Mann, der sich vor Schmerzen auf dem Boden krümmte, und ließ sich neben Robin fallen, die sich die Schulter hielt. Ihre Hand war blutverschmiert. Dean ließ den Dolch fallen und presste beide Hände auf ihre Wunde, aus der unaufhörlich Blut quoll. Robin schluchzte auf.

„Robin! Warum zur Hölle hast du das gemacht?", schrie Dean und presste seine Hände fester auf die Wunde, um die Blutung zu stoppen.

„Du wärst gestorben!", keuchte Robin und biss die Zähne vor Schmerz zusammen.

Deans Atem ging rasselnd. „Und glaubst du das ist besser!? Robin..." Dean starrte auf die Wunde und auf seine blutverschmierten Hände. Seine Stimme bebte. „Ich weiß nicht was ich tun soll."

Robins Hand tastete den Boden ab und ihre Finger umfassten den Dolch. Langsam hob sie ihn hoch und drückte ihn schwach gegen Deans Brust. „Oh doch, das weißt du.", hauchte sie, „Zerstör diesen verdammten Stein."

Tränen strömten Deans Gesicht hinunter. „Ich kann dich doch nicht hier liegen lassen!"

Robins Augen blitzten. „Du machst das jetzt!", befahl sie, „Ich komme klar! Bitte!"

„Robin!" Dean schaute auf und sah Jack auf sie zulaufen. Aufgewühlt ließ er sich ebenfalls neben Robin fallen und zog sie auf seinen Schoß. „Was ist passiert?", fragte er und schaute Dean an. „Ich erklär es dir.", krächzte Robin und richtete ihren Blick wieder fest auf Dean. „Mach!"

Clairvoyance- Zwillinge Der Hellsicht| #Wattys2020Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt